II. Die Jahre 1875 bis l 880 in geschiehtlichcn Umrissen. 1273 Offiziere und Unteroffiziere dienten und Waffen in beträchtlicher Zahl von Rußland den Bulgare» geliefert würden. Dir Zuweisung einiger Gcbictsthcile von Albanien deren Bewohner von einem erbitterten Haß gegen die Söhne der schwarzen Berge beseelt sind, au Montenegro, halte Aufstände und kriegerische Bewegungen von Seiten der albanischen Liga zur Holge. Die Pforte, außer Stand mit eigener Kraft geordnete Zustände zu schaffen und Friede und Gehorsam zu erzwingen, außerdem auch voll Mißtrauen und Abneigung gegen die europäischen Großmächte, welche das Osmancnrcich unter einer An Bormundschaft zu halten suchen, befolgte eine Politik passiven Widerstandes. Selbst in Aegypten waren die HohcitSrechlc des Sultans Hamid bedroht, bis die europäischen Großmächte, insonderheit England, Frankreich und Deutschland, unwillig über die finanzielle Mißwirthschaft des Khcdive Ismail Pascha, durch welche viele ihrer Unterthemen schwere Verluste erlitten, über eine gcmcinschasllichc Intervention sich vereinbarten, kraft deren der Vicckönig sich bewogen fand, der von der Pforte verlangten Absetzung durch frei- Atz.""' willige Abdicatiou zuvorzukommcu, und seinen Aufenthalt in Neapel zu nehmen. Darauf wurde Jsmail's Sohn TcwfikPascha als Khcdive des Nillandcs vom Sultan berufen, die bisherigen Suzcränitätsrcchte des Padischa in Stambul von Neuem anerkannt und festgesetzt und das ägyptische Finanzwesen unter die Con- trole europäischer Commissare gestellt. Während man also in der Balkanhalb insel den Sultan zwingen will, die mohammedanische Bevölkerung in Thessalien und Albanien mit Gewalt von sich zu stoßen, hat man in Aegypten seine ober- herrliche Autorität zu schützen und zu wahren gesucht. Aus diesen und andern Erscheinungen und Symptomen gehl hervor, daß der Berliner Congreß wohl die Einstellung des russisch-türkischen Waffcnganges zu Stande gebracht, aber keinen dauernden Frieden geschaffen hat. Ja er hat die Spannung der Gegensätze bedeu tend verschärft: Die unbefriedigte Stimmung der russischen Nation über die Resultate der Berliner Stipulationen hat sowohl in der inneren Lage als in der auswärtigen Politik die verborgenen oder verdeckten Gegensätze an die Oberfläche getrieben, und in der Hämushalbinscl regte sich gegen die Ausführung der Con- greßbcschlüsse so viel Widerstand, sowohl von Seiten der hohen Pforte als der eingcborncu Völkerschaften, daß im folgenden Jahr eine Nachconferenz in Berlin abgehalten werden mußte, um die Türkei durch eine moralische Pression zur Er- 2«» ws». füllung der Beschlüsse zu nöthigcn, insbesondere durch eine im Namen aller euro päischen Mächte erlassene Collectivnote die Vergrößerung des Königreichs Griechen land nach Norden durch Abtretung albanischer und thessalischer Landschaften mit den Städten Arta, Prevcsa, Jannina, Mezzowro u. a. O. und die Ucbcrgabe der Seestadt Dulcigno an Montenegro vermittelst einer gemeinschaftlichen „Flottendemonstration" zu erwirken. Nicht minder stark war die Antipathie der russischen Nation gegen die Abmachungen des Berliner Eongrcsscs. In allen Schichten des Volkes griff der Wunsch nach einer durchgreifenden Um gestaltung des absolutistischen Staats Wurzeln. Selbst in der Nähe des