Volltext Seite (XML)
II. Die Jahre 187 5 bi-1880 in geschichtlichen Umrissen. 1207 der Hoffnung trugen, diese Landschaften für sich zu gewinnen, so sollten sic bald enttäuscht werden. Der Traum von einem großscrbischen Königreich, dem man sich in Belgrad hingcgeben, wurde nicht zur Wirklichkeit. Sollten aber diese Gebiete, die nach der Losrcißung Bulgariens und dcrBo«m,n»m Unabhängigkcitserklärung von Serbien und Montenegro nur noch durch einen d,s-s>. schmalen Streifen Landes mit dem türkischen Hauptrcich verbunden sind und fast zusammenhanglos in die österreichische Macht- »nd Interessensphäre hincinragcn, bei der Osmancnherrschaft verbleiben, in alle Zukunft einen neuen Zündstoff für Verschwörungen, Wirren und Aufstände bilden? Das war weder die Meinung des österreichischen Reichskanzlers Andrassy noch der Eougreßmächtc. Das gute Verhältniß zwischen Rußland und der Doppclnwuarchie an der Donau hatte hauptsächlich seinen Grund in dem stillen Einvernehmen beider Regierungen, hart an der österreichischen Grenze keine neuen oder wesentlich nmgestaltetcn Staatsbildungcn herbcizusühren oder zuzulasscn, die eine beunruhigende Rück wirkung auf das Nationalitätengewirr des dualistischen Kaiserstaals ausüben könnten, und der Credit von sechzig Millionen Gulden, um den Andrassy die März ins Reichsstände für ungenannte Zwecke des Auswärtigen Amtes anging, ließ er- rathcn, daß er diese Landstriche mit Oesterreich zu vereinigen gedenke, sei es dauernd oder nur vorübergehend in Gestalt einer Occupatio», bis die Flüchtlinge zurückgeführt und neue Verwaltungsreformcn unter Garantie der Mächte ge schaffen sein würden. Dieser Plan wurde von dem Congreß gutgeheißen ; und so erhielt denn die kaiserliche Regierung in Wien die Weisung oder Erlaubniß, die Herzegowina und Bosnien zu besetzen, selbst, wenn es nothwendig erschiene, mit Einschluß des Sandschaks von Novibazar. Die Andrassy'sche Occupationspolitik wurde von der Landcsvertretung der östlichen Reichshälfte heftig angefochten, da der bedenklichen Finanzlage des Kaiserstaats neue Verlegenheiten bereitet wurden, zu einer Zeit wo Ungarn überdies durch eine furchtbare Ueberschwemmung der Theiß, welche die Stadt Szcgedin fast gänzlich zerstörte, schwer heimgesucht Mi, isrs. ward. Und auch in der cisleithanischen Rcichshälfte erhob sich eine starke Oppo sition unter der Führung des alten Parlamentariers Or. Herbst. Man wollte dem Berliner Vertrag, „der die Besetzung eingeleitet" die verfassungsmäßige Zu stimmung versagen. Doch wurde die Regierung schließlich Meister. Die Pforte wagte nicht, gegenüber der Willcnsmcinung der europäischen Großstaatcn die Ausführung dieses Beschlusses mit Waffengewalt zu verhindern; aber indem sic mit ihrer Zustimmung zurückhielt und ihr volles Besitzrecht wahrte, begünstigte sie die Aufstände der unzufriedenen Volkselcmente, die, von Religionsleidcnschaft und Raccnantipathie zum Haß gegen die Oesterrcicher entzündet und von den Serben insgeheim aufgcreizt und unterstützt, dem Einmarsch der kaiserlichen Heere unter General Philippowitsch einen heftigen Widerstand entgegen- setzten. Nur unter blutigen Kämpfen in den hitzigen Treffen bei Zopin, Jaice und Tusla, worin die österreichischen Soldaten ihre alte Tapferkeit und zähe