II. Die Jahre 1 875 bis 1880 in geschichtlichen Umrissen. 1263 selbe Zeit erfolgte Eröffnung der zweiten Session des ottomanischen Parlaments in Dolma - Bagdschc war nur eine Kundgebung der vollständigen Ralhlosigkcit, in der sich die Staatslcnkcr in Stambul befanden. Ein Rnndschrcibcn an die Großmächte rief, indem cS die Schuld des Krieges allein auf die Feinde wälzte, die Vermittelung Europa'? an und Sultan Hamid richtete ein Schreiben an die Königin Victoria und bewirkte dadurch, daß die hohe Frau in einem Telegramm dem russische» Kaiser die Abschlicßung eines Waffenstillstandes empfahl, der zu einem ehrenvollen Frieden führen möchte. Zugleich lraf man in England kriege rische Vorbereitungen. Die Russen zögerten nicht, den Lieg von Plewna, durch den die türkischen Streitkräfte in Bulgarien und Rumclien der Auflösung cntgcgcngesührl wnrdcn, auszunutzcn, um durch Erfolge im Feld auf dem Friedenskongreß, woselbst die europäischen Mächte eine neue Ordnung in den orientalischen Zuständen zu be gründen gedachten, mit desto größeren Ansprüchen auftretcn, eine um so ent scheidendere Stimme sichren zu können. Trotz der Ungunst der Witterung und der Jahreszeit bewältigten die ans Sofia losrückendcn Garden Skobclcw's mit leichter Mühe jeden Widerstand, umzingelten dann, mit der Armee des Generals Radetzky vereinigt, die in dem Schipka-Paß ausgestellten türkischen Truppen und zwangen sic nach mehrstündigem Kampfe zur Ergebung. 30,000 Mann snmmt dem Commandantcn gericthcn dadurch in russische Kriegsgefangenschaft. Kurz vorher war auch der Trajanspaß besetzt worden. Wer sollte den russischen Heeren den Marsch nach Lonstantinopel verlegen? Die Moskowiter verkündeten jubelnd, daß der Pariser Frieden vernichtet werden müßte durch einen andern Frieden, den der Zar in.Constantinopel dicüren würde; sie sahen schon im Geiste das griechische Kreuz auf der Hagia Sophia aufgepflanzt. Selbst in gemäßigten Kreisen hoffte man, der Zar werde zur Verherrlichung des Sieges in der türkischen Hauptstadt einen vorübergehenden Einzug halten, wie einst Kaiser Wilhelm in der französischen. Vergebens suchten die Engländer zu vermitteln; in Petersburg lehnte man jede Einmischung ab; vergebens sandte der Sultan zwei Bevollmächtigte, Server und Namyk Pascha, nach Kasanlik, um mit dcni Großfürsten Nicolaus über Friedensbedmgungcn zu untcrhan- dcln; die Operationen im Felde wurden darum nicht eingestellt. Die Ein nahme von Philippopel und Adrianopel schnitt dem von Gurko verfolgtenM. z-». Suleiman Pascha die Rückzugslinie nach Constantinopel ab. Er zog mit den Trümmern seines Heeres südwärts, um sich in den Häfen des ägäischen Meeres nach Stambul, dem letzten Stützpunkt des Osmanenreiches, einzuschiffen. Er war ein Heerverderber, den in der Folge ein Kriegsgericht zu längerer Gcfängniß- strafc vcrurtheilte. Jetzt nahm der Großfürst Nicolaus scincn Aufenthalt in Adrianopel, wo die Fricdeiisverhandlungen fortgesetzt werden sollten. Diesem, z-m. unerwarteten Erfolge der russischen Waffen belebten die Kricgspolitik des Lon doner Torycabinets. Lord Beaconsfield ließ sich vom Parlamente einen Credit