II. Die Jahre 1 875 bi- 1880 in geschichtlichen Umrissen. 1261 Armcnierstadt. Auch in Montenegro, wo Mehern cd Ali und Suleiman Pascha den Fürsten Nikita von drei Seiten angriffcn und den Aufstand in den schwarzen Bergen mit Einem Hauptschlage zu ersticken hofften, folgten bald empfindliche Rückschläge. Der streitbare Fürst zwang die Festung Niksitsch nach längerer Einschließung und Beschießung zur Uebcrgabc, nahm die Dugaforts ein und bemächtigte sich, nach der Sultorina sich wendend, des Hafenortes Spizza und der Borivcrke von Anlivari. Nur in Bulgarien, dem Hanptkriegsschauplatz, N-^. gelang cs den Türken, die Feinde aus ihren vorgerückten Positionen im Süden des Balkan zurückzudrängcn. Als Suleiman Pascha Montenegro verließ nnd die Truppen von Rcouf Pascha an sich ziehend, in die Thälcr der Tundscha und Maritza vordrang, konnte sich General Gurko in ESki-Sagra nicht länger halten, sondern zog mit seinen Rcilerschaarcn nach Kasanlik und von da nach«"' dem Schipka-Paß zurück. Die Türken folgte» den Abzichcnden mit Brennen und Sengen. Eski-Sagra und Kasanlik wurden den Flammen übergeben, die Einwoh' »er nicdcrgehauen. Hierauf legte sich Suleiman mit etwa 40 Bataillonen quer vor den Schipka-Paß und machte jedes weitere Bordringen der Feinde unmöglich. Dagegen war er nicht im Stande, die Russen aus ihren Berschanzungen zu ver treiben und die Paßhöhe wieder zu gewinnen. Wochenlang wurden die Stell ungen mit gleicher Energie von der einen Seite angegriffen, von der andern ver- lhcidigt und viel Blut vergossen. Aber trotz aller Anstrengungen blieben die Russen Meister der Anhöhen bis zu Ende des Jahres. Auch im nördlichen Bul garien wurden am Lom und in der Jantralinie viele Gefechte geliefert, bald für die eine, bald für die andere Seite siegreich. Mehcmed Ali, der Magdeburger Hugenotten-Sohn Detroit, hielt mit der durch viele irreguläre Truppen verstärkten Donauarmcc den Feinden das Gleichgewicht; da er aber nicht, wie man in Constantinopel wünschte und hoffte, die Russen über den Strom zurückzuwerfcn vermochte, so wurde er abbcrufen und durch den ungestümen Suleiman Pascha and-s-nbr. ersetzt. Aber auch hier erntete dieser keine größeren Erfolge als in den schwarzen Bergen und am Balkan. Die Russen behaupteten sich am Lom nnd an der Jantra. In einem Gefechte bei Bassarbowo fiel Prinz Sergius von Leuchten- o-ur. berg, des Kaisers Neffe. Bald darauf wurde Suleiman auf einen andern Kriegsschauplatz berufen. Er sollte das Commando über die Truppcnabtheilung in Orkhanjc übernehmen, welche die Verbindung zwischen Plcwna nnd Sofia ermöglichte, mittelst deren Osman Pascha stets Verstärkungen und Kriegsbedarf an sich ziehen konnte. Diesen Zugang abzuschneiden, und dadurch die Einschließung Osman Paschas in Plewna vollständig zu machen, war nunmehr das Ziel der russisch-rumänischen Armee am Balkan. Der Urheber dieses neuen strategischen Plans war der uns schon aus dem Krimkricg als genialer Feldherr bekannte General Tod leben, der im Herbst das Gardecorps von Petersburg nach dem bulgarischen Kriegs schauplatz geführt hatte. Als Deutscher durch die Eifersucht der Slaven fernge-