II. Die Jahre 1875 bis 1880 in geschichtlichen Umrissen. 1247 entgegensetzen konnten. Jin Mai wurde durch die agitatorische Thätigkcit einiger Mai >876. Flüchtlinge von Rumänien aus die Losung znm Aufstande auch in Bulgarien gegeben. Die Flamme der Empörung drohte die gange europäische Türkei zu ergreifen. Unter diesen Umständen glaubten die drei Kaiscrmächte der Andrassy'- schcn Note größeren Nachdruck geben, die Forderungen schärfer fassen zu muffen. Zu dem Ende wurde bei Gelegenheit einer Reise des Zaren durch Berlin nach Ems in der deutschen Hauptstadt eine Confcrenz der drei Reichskanzler, Bis-1»-er. marck, Gortschakow und Andraffy abgchaltcn, deren Crgcbniß ein „Memo randum" war, das im Namen der verbündeten Großstaaten der Pforte über reicht werden sollte. In diesem wurde angedcutct, daß man gegenüber der türkischen Regierung die von den Insurgenten verlangten Garantien für die versprochenen Reformen als nothwendig und berechtigt anerkenne, und mit der drohenden Hinweisung geschloffen, daß, wenn die bestimmte Frist eines zwei monatlichen Waffenstillstandes ohne Resultat verstreichen sollte „die drei kaiser lichen Höfe nach gemeinsamer Verständigung ihrem diplomatischen Vorgehen wirksamere Maßregeln hinzuzufügcn haben würden, wie sie im Interesse des allgemeinen Friedens und zur Vermeidung des Weitergreifens der Empörung geboten erscheinen könnten". Diese versteckte Kriegsdrohung schien der englischen Regierung zu bedenklich, als daß sic dem Memorandum ihre Zustimmung hätte geben mögen. Dadurch wäre ja Rußland, dem die Ausführung dieser „wirk sameren Maßregeln" naturgemäß in erster Linie zufallen mußte, ermächtigt wor den als Vollstrecker des Gesammtwillens der europäischen Mächte znr Action vorzugehen. Zu gleicher Zeit traten in der Türkei selbst Ereignisse ein, welche die Lage der Dinge noch mehr verwirrten und die orientalische Frage zu der wichtigsten Angelegenheit der europäischen Politik machten. Die Aufstände der Christen, die Unterstützung, welche der Montenegriner- Mabammc. l'llrst Nikita, der Schützling Rußlands, den Insurgenten von Niksilsch geleistet, und vor Allem die Kunde von der kriegerischen Erhebung der Bulgaren hatten a°n^n die Glaubcnswuth der Mohammedaner und den Volkshaß gegen Rußland auf- gestachelt. Die Stimmung war eine so gereizte, daß der religiöse und nationale Fanatismus sich in blutigen Gewaltakten Luft machte. Noch vor der Berliner Zusammenkunft waren in Salo nicht wegen eines angeblich oder wirklich zum Mai 3slam übergetretenen Bulgarenmädchens Streitigkeiten zwischen Christen und Niohammedauern ausgebrochen, in Folge deren der deutsche und der französische Konsul Abbot und Moulin vom türkischen Pöbel in einer Moschee mit Knitt eln, Eisenstangen und Schwertern ermordet wurden. Und einige Tage nachher trat in der Hauptstadt selbst der national-religiöse Fanatismus in einem Gewalt akt gegen den Sultan hervor. Abdul-Aziz warin den Augen der Moslem d" Urheber aller Unfälle, welche die türkische Nation betroffen. Seine launen- ^sse Willkür bei Anstellung und Absetzung seiner Großbeamten, seine Wollust ^>d Verschwendung, und vor Allem sein Streben, gegen die gesetzliche Ordnung