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108 Zwischen zwei Revolutionen. von Joinville bemächtigte sich der Festung San Juan d'Ullva in Mcrico und zwang die damalige Regierung der überseeischen Republik, die Forderungen französischer Staatsangehörigen zu befriedigen. 17. Dttbr. Wohl legte das Abgeordnetenhaus, das ini December eröffnet ward, dem Da« Mimst--Mivisteriui» Mole, dein treuen Organ des Königs, manche Schwierigkeiten in u»d da«m,j,c. den Weg. Saßen doch darin so viele hervorragende Redner und Staatsmänner der verschiedensten politischen Ansichten, daß Hillebrand diese Periode als „die Blüthezeit der parlamentarischen Monarchie" bezeichnen zu dürfen glaubte. Allein die Opposition, sowohl die legiümistische, wo Berryer (geb. 1790) sein oratorischcs Talent mit wohllautender mächtiger Stimme und vornehmen Ma nieren entfaltete, als die radikale und republikanische, wo die Männer aus Lafayette's Schule, die Dupont (de l'Eure), Mauguin, Michel (de Bourges), Laffitte, Marschall Clauzel, Garnier Pages, und nach dessen baldigem Hin scheiden Lcdru Rollin die oppositionelle Sprache der Restanration gegen das „persönliche" Regiment Louis Philipp's anwandtcn, oder die „dynastische Linke", wo Odilon Barrot das große Wort führte, jenes gewandte Haupt der „ver schämten Republikaner", dem einst Royer Collard zurief: „Ich kenne Sie schon seit vierzig Jahren, damals hießen Sie Petion", diese ganze vielgestaltige Oppo sition, wozu auch noch in wichtigen Prinzipienfragen eine mittlere Gruppe unter der Führung von Thiers, dem „Theoretiker des Schattenkönigthums", Duvcrgier de Hauranne, Remusatu. A. gehörte, ging in ihren Ansichten und Zielen so weit auseinander, daß die Regierungspartei, die dem geschäftskundigen prakti schen Abkömmling des kühnen Parlamentsrathes Matthieu Mole aus der Zeit der Fronde zur Seite stand, stets die Majorität bildete, selbst wenn die Gruppe der um Guizot, Dupin, Dufaure, den Nationalöconomisten Passy geschaarten Fraction der Doctrine hie und da sich von der Heerde verlief, ihre eigene Mei nung haben wollte. Vergebens schlossen die ehrgeizigen Männer der gemäßigten Widerstnndspartei eine Coalition wider Mole's Regierungssystcm; wie ein ge schickter und muthiger Feldherr wußte der Ministerpräsident, der bei den stürmi schen zwölftägigcn Adrcßdcbatten einhnndcrtundfünfunddreißigmal das Wort nahm, die Angriffe zurückzuschlagcn. Aber er erfocht einen Pyrrhussieg; er ging mit zerfetzter Fahne aus dem Kampf. Verstimmt über die Kleinheit der Majorität 2'Agg lchutt er zur Auflösung der Kammer. Als aber die Oppositionspartei in ver- 8 März, stärkter Zahl aus den Neuwahlen hervorgiug, reichte Mole seine Entlassung ein. Dein König war es leid, den Mann nach seinem Herzen ziehen zu lassen. Aber der kluge Menschenkenner sah ein, daß aus den gegnerischen Gruppen kein ein heitliches Ministerium gebildet werden könne, daß weder Thiers, der Verfechter der „parlamentarischen Allmacht", noch Guizot, der rechthaberische Doctriunr, ein nach festen Grundsätzen handelndes Cabinet zu bilden im Stande sei. Er über trug daher wieder die Schcinpräsidcntschaft dem Marschall Sonlt, um Zeit zu Transactionen zu gewinnen. Er unterhandelte mit Thiers, mit Guizot, mit