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H. DicJahre187b bi» 1880 in geschichtlichen Umrissen. 1217 Krim einer verkümmerten Cristen;. Gab der gesetzgebende Körper schon durch diesen Beschluß zu erkennen, daß die Mehrheit der Vertreter den reaktionären Bestrebungen und Experimenten, durch welche Frankreich in den letzten Jahren >n steter Aufregung und Unruhe gehalten worden, Einhalt zu gebieten und die Fahne der Republik aufrichtig und ehrlich hoch zu halten entschlossen sei; so trat dieser Entschluß auch in der ganzen Haltung gegenüber der Regierung und den »lonarchistisch.klerikalcn Tendenzen und Wühlereien zu Tage. Dabei waren die aufrichtigen Republikaner eifrig beflissen, sich in den Grenzen der Mäßigung und Besonnenheit zu halten, den Gegnern keine Veranlassung zur Verdächtigung zu geben, als beabsichtigten sie einen gewaltsamen Umsturz des Bestehenden, die Er« nchtung einer radikalen Demokratie. Denn bei der Mittelklasse, auf welche die Republikaner sich stützen mußten, war die Furcht vor dem socialistischcn Unge heuer , das in der Pariser Commune sich in seiner ganzen Schrecklichkeit und Gräßlichkeit gezeigt, noch nicht verschwunden. Als der Präsident Audiffret- Pasquicr am letzten Tage des Jahres die Nationalversammlung schloß, glaubte er noch durch die Warnung vor der Commune das conscrvative Element bei den auf den Anfang des folgenden Jahres anbcraumtcn Neuwahlen stärken zu können. Bald zeigte cs sich, daß der Kern der Nation republikanisch gesinnt sci.^^,^ Wie sehr immer die Regierung mit Hülfe ihrer klerikalen Handlanger und wohl- turnerischen Präfekten bemüht war, durch Aufstellung officicller Candidaturen, durch ein Manifest des Marschall-Präsidenten und durch Wahlbchcrrschung aller Art eine ihr günstige Majorität zu erlangen; das schließliche Ergcbniß war so überwiegend für die Republikaner, daß Buffet, der nirgends ein Mandat erhielt, und erst nachträglich mit Hülfe seiner Gesinnungsgenossen in den Senat zu ge- kangcn vermochte, sein Amt niederlcgte, worauf Dufaure, ein gemäßigter Re publikaner, zum Ministerpräsidenten ernannt ward. Waren auch die Wahlen 30^J-». lür den Senat so ausgefallen, daß die Parteien einander so ziemlich das Gleich gewicht hielten; so zählte dagegen die Dcputirtenkammcr nach der allgemeinen Wahl am 20. Februar und den Nach - und Stichwahlen am 5. März 363 Re- publikaner aller Schattirungen auf 90 Bonapartistcn und 80 Royalisten. Thiers, in die beide» Körperschaften gewählt, trat in das Abgeordnetenhaus, wo sein Freund Grevy den Vorsitz cinnahm. Im Ministerium Dufaure erhielten durch die Berufung von Ricard für das Innere, von Wad ding ton für das Unter - richtswcscn, von Leon Say für die Finanzen, die Liberalen die Oberhand. Auch als Ricard in Folge übergroßer Anstrengungen schon im Mai starb und durch seinen bisherigen Untcrstaatssecrctär Marcere ersetzt ward, blieb der Charakter des Ministeriums unverändert. So sehr indessen die Wahlen ein deutliches Zeugniß gaben, daß die Nation in ihrer Mehrheit der republikanischen Tiaatsform, die eine friedliche Zukunft verhieß, zuncige, und so sehr die Republi kaner selbst und ihre Führer, insonderheit Gambetta, bei jeder Gelegenheit den W-b,i, WNtgkschichlk. XV. 77