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106 .4. Zwischen zwei Revolutionen. nicht nur der tobte Imperator, dessen Gebeine um dieselbe Zeit von dem Prinze» von Joinville und den vier Verbannungsgenossen Bertrand, Gourgaud, Las Cases und Marchand auf einer französischen Fregatte über das Meer geführt wurden, um einige Monate nachher mit allem militärischen Pompe feierlich im Invalidendome bcigcsetzt zu werden, noch im Gcdächtniß Aller war, sondern daß auch noch lebende Erben seines Namens in der Welt seien und daß die „Napo leonischen Ideen" in der Seele des Neffen wurzelten, wie er in einer während seines englischen Exils verfaßten Schrift bezeugt hatte. ^uis Napo- Beinahe sechs Jahre saß Louis Napoleon Bonaparte unter Schloß und Riegel." nach London! Vergebens bat er den König in einem höflichen Schreiben, der Haft entlassen zu werden, um seinen in Florenz im Sterben liegenden Vater zu besuchen. Man verlangte eine förmliche Unterwerfung, Bitte um Gnade, Versprechen sür die Zukunft. Da gelang cs , ihm während einer Reparatur im Schlüsse als Bauarbeiter verkleidet und mit Hülfe Mai 184«. seines Leibarztes Conncau nach England zu entkommen. 2. rie Zuliregitrung im NUdorgang. Dik DiMsnc Mit dem Jahre 1837 schien eine glücklichere Zeit für Louis Philipp an- dn Höhe, zubrechen. Kurz vor dem Schluß des vorhergehenden Jahres war ein neues Attentat, das ein junger geistig und körperlich verkommener Mensch Namens Meunier auf das Leben des Königs gemacht hatte, vereitelt und mit Verban nung des Verbrechers bestraft worden. Mole und Momalivet, die das Staats oberhaupt am liebsten um sich hatte, waren die Leiter des Cabinets und Thiers hatte dem Monarchen das Wort gegeben, daß er als Führer des linken Centrums im Parlament ihnen ihr Amt nicht allzu schwer machen wolle. Zu Görz in Jlly- «. Rover, rien war der ehemalige König Karl X. aus dem Leben geschieden und im Juli des nächsten Jahres sank die Herzogin von St. Leu, deren Villa Arenenberg am Bo densee oft als Versammlungsort malcontcnter Franzosen gedient hatte, ins Grab, Juii 1837. während ihr Sohn, wie so eben erwähnt, ein Asyl in England suchte. Eine aus des Mai 1837. Königs eigenem Antrieb erlassene Amnestie, wodurch eine Anzahl politischer Ver brecher außer Strafe gesetzt wurde, erzeugte auf einige Zeit eine versöhnlichere Stim mung unter den antimonarchischen Factionen. Und um dieselbe Zeit beförderte eines der drei Häupter des heiligen Bundes, König Friedrich Wilhelm HI. von Preußen, die Heirath des französischen Thronerben mit einer Verwandten des Ho- henzollernschen Hauses. Im Sommer 1836 hatten die beiden ältesten Söhne Louis Philipp's eine Reise nach Berlin gemacht und waren mit großer Auszeichnung ausgenommen worden. Wie der Minister Ancillon nach Paris meldete, wäre sein Herr sehr erfreut gewesen, „selber den Prinzen beweisen zu können, welche Ach tung er für ihren Vater hege und wie hoch seine Bewunderung für die gewandte und weise Politik sei, mit welcher derselbe die Geschäfte unter so großen Schwie rigkeiten leite". Mit mehr Zurückhaltung wurden die Söhne des „Barrikaden königs" in den vornehmen Kreisen der österreichischen Hauptstadt aufgenommen,