1206 Neueste Zeitgeschichte in ihrem äußeren Verlaufe. >r. Juin«?», zu erhalten. Am 12. Juli wurde das ganze Zolltarifgcscß mit überwiegender Mehrheit angenommen. »im B« Neben diesen Acnderungcn in der Steuer., Zoll- und Handelspolitik, deren Wirkungen erst mit der Zeit in ihrem ganzen Umfang erkannt werden können, ^sab^'b, brachte das Jahr 1879 eine wichtige Errungenschaft in der Erweiterung der '' ^7^ staatlichen Selbständigkeit von Elsaß-Lothringen. Die Verwaltung der Rcichs- lande, die bisher von dem Oberpräsidcntcn v. Möller eben so umsichtig als fest und gerecht geleitet worden, erfuhr eine Umgestaltung in der Art, daß ein im Namen des Kaisers in Straßburg rcsidirendcr Statthalter mit einem eigenen Ministerium die vollziehende Gewalt üben und unter Mitwirkung eines Staats' raths Gesetze vorbcrcitcn, die Landcsvertrctung eine größere Erweiterung der Zahl und Competenz erhalten und im Bundesrath ein eigener Vertreter mit bv rathcndcr Stimme die Interessen des Rcichslandes wahren sollte. Zum Statt' Haller wurde Feldmarschall Freiherr v. MantcuffeI ernannt, der seine Ausgabe dadurch am besten zu lösen glaubte, daß er dem nationalen Sinn der Bevölke' rung mit einer Politik der Versöhnung cntgcgcnkam, die berechtigten EigcntIM' lichkciten des Landes zu schonen und zu pflegen sich bestrebte und durch Beföck' rung der Autonomie mit der Zeit ein festeres und freudigeres Anschließen a» das gemeinsame Vaterland zu bewirken suchte. Die Einwohner von Elsaß-Lothrivg"' begrüßten das Cinlenkcn von dem strammen Rcgimcntc Möller-Herzog in nnldm' Formen mit großer Gcnugthuung, ohne jedoch, wie cs scheint, von ihrer Opp"' sition gegen die deutsche Annexion abzulassen. Mantcuffel's LiebesbewerlunG" sind wohl nicht vermögend, die starren Herzen zu erweichen. Möller zog nach Lasse! zurück, wo er ein Jahr später starb. Emsühnmg Das Jahr 1879 führte endlich auch eine der werthvollstcu nationalen formen ins Leben. Am 1. Oktober traten die einheitliche deutsche Gericht^' fassung und die neuen Prozeßordnungen in Kraft, so daß zu dem langcrstrcbll" Ziel der deutschen Rcchtseinheit jetzt nur noch die Herstellung eines gemeinsam bürgerlichen Rechts fehlt, die ebenfalls in rüstiger Vorarbeit begriffen ist. M"" auch die neue Organisation der Rechtspflege in den einzelnen Bundesstaats namentlich in Baiern, Würtcmbcrg und Baden einschneidende Acnderungcn d" bisherigen Gerichtswesens und Prozeßverfahrens nothwcndig machte, so half^ Erkenntniß von dem hohen Werth dieser Justizrcform doch leicht über alle Schn^ rigkeiten hinweg. An demselben Tage erfolgte auch die Auflösung des Oberto bunals in Berlin, welches seit dem vorigen Jahrhundert weit über Preußen aus einen wesentlichen Einfluß auf die Rechtsfindung in Deutschland ausgc>^ hat, eine Auflösung, die nicht ohne den Ausdruck einer gewissen Wehmuth zogen ward. Kurze Zeit darauf schied der preußische Justizminister Lconh^ wegen andauernder Krankheit aus dem Amte, das er so lange und mit so Erfolg bekleidet hatte, um im folgenden Jahr in seiner hannöverschen ins Grab zu steigen, ein um die Durchführung der deutschen Justizrcform Hen»^