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104 Zwischen zwei Revolutionen. der Kamps gegen die Republikaner und die Umsturzpartei mit Energie und er folgreich fortgesetzt. ^nauUnd Nur in einem Falle erlitt die Regierung bei den Gerichten eine Niederlage, inSt-M-mg.Im October 1836 machte der junge Prinz Louis Napoleon .Bonaparte, dritte Sohn des vormaligen Königs Ludwig von Holland, unterstützt von einigen Anhängern seines Oheims, in Straßburg den Versuch, vermittelst eines > Militärausstandcs den Jnlithron zu stürzen und dcn Bonapartistischcn Kricgsndler wieder aufzupflanzen. Das unbesonnene Unternehmen mißlang. Der Prinz, der nicht wie sein Vertrauter und Rathgeber Pcrsigny und fünf mitverschworenc Offiziere die Flucht- ergreifen wollte, wurde mit leichter Mühe überwältigt und als Gefangener nach Paris gebracht, von wo aus ihn gegen seinen Willen Louis Philipp auf einem französischen Schiff nach Amerika führen ließ, ohne , daß der Prinz vor Gericht gestellt worden wäre. Diese willkürliche Begnadigung machte einen solchen Eindruck auf das Volk, daß bei den nächsten Assisen alle Mitschuldigen des Prinzen, meistens Offiziere, darunter Oberst Vaudrcy, frei- gesprochen wurden, und als die Regierung, um für die Zukunft sicherer zu gehen, das sogenannte Trennungs- oder Disjunctionsgcsetz vor die Kämmern brachte, wonach bei Verschwörungen und Aufständen, an denen sich Civil- und März 1837. Militärpersonen betheiligt hatten, nur die ersteren den Schwurgerichten, die letz tem aber den Kriegsgerichten überwiesen werden sollten, drang sie nicht durch. n«mu/unddi- Louis Philipp mochte hoffen, durch diesen Gnadcnact, um den ihn des 2uur-M. Prinzen Mutter Hortensia igebeten^hatte, seiner Regierung die Volksgunst zu erwerben. War er doch von Anfang an beflissen in den Cultus der Nation für den Begründer des Kaiscrthums einzutreten, im Gegensatz zu der Monarchie der Restauration die Napoleonischen Erinnerungen zu pflegen, den Julithron an der imperialistischen Ruhmcszeit Theil nehmen zu lassen. Thiers, der die Bewunderung für Napoleon nie verleugnete, ermunterte den König in diesem Bestreben,'wodurch dem Julircich der Glanz eines wiederholten Empire verliehen werden sollte. Wir haben gesehen, welche Auszeichnung man in den Tuilcrien den militärischen Notabilitäten der Kaiserzeit fort und fort erwies; die großen Denkmale der Kunst in Paris und Versailles wurden mit den Bildern der Ruhmcsthaten Na- poleon's geschmückt; der Triumphbogen de l'Ctoile gestaltete sich zu einer Kaiser- epopoe; auf der Ruhmessäule des Place-Vendome wurde die Statue des „kleinen > Korporals" in dem volksthümlichen Gewand und Hütchen, wie er in der Phan- 1833. tasic des Volkes lebte, aufgerichtet und am Jahrestag der Julirevolution feier lich enthüllt. Plätze, Straßen, Brücken waren nach Napolcon's Siegen benannt; in dem Nationalmuseum zu Versailles wetteiferten alle Künste in der Verherr lichung seines Namens. Der Bonapartismus, durch Poesie und Sage verklärt, durch den tragischen Ausgang des Helden geweiht, war die politische Glaubens lehre, zu welcher sich weitaus die Mehrheit der französischen Nation bekannte. Das „Memorial de St. Helene" war in Aller Händen; in kriegerischen und