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1174 L. Neueste Zeitgeschichte in ihrem äußeren Verlaufe. saana,. In dieser Bedrängniß leistete Castelar, der wieder die Leitung der öffentlichen ' Dinge übernahm und von den Cortes mit umfassenden, fast diktatorischen Voll- machten ausgerüstet ward, seinem Baterlandc wichtige Dienste. Es gelang ihm durch große Anstrengungen, verbunden mit einem Bombardement dcrStadt, wenn auch der Jnsurrcction, uichkgan; Meister zu werden, doch deren Ausdehnung zu verhin dern. Obwohl dem Föderalismus nach wie vor zugclhau, sah Castelar doch ein, -aß ohne eine feste Rcgicruugsgcwalt das spanische Reich aus den Fugen gehen würde, daß unter den obwaltenden Umständen die Einheit und Integrität Lpauicns nur durch Centralisiruug aller politischen und militärischen Kräfte erhalten werden könne. Aufrichtig advptirtc er den Homerischen Spruch: „Ein Wahrzeichen nur gilt, das Vaterland zu erretten" und übernahm das schwierige Amt mit voller Rcgicruugsgcwalt, die Prinzipien von freiwilliger Vvlkswchr und republikani scher Sclbstrcgicruug wie eine thcurc Jugendliebe im Herzen verschließend. To erlangten denn die „Ccutralistcn" nach und nach die Oberhand über die.Födera listen". Aber noch lauge hielten die „Intransigenten", die „rothe Demagogie", den Süden der Halbinsel in Gährung, während im Norden die Carlistcn, die „weiße Demagogie", unter heimlicher Begünstigung der Monarchisten Frank reichs immer mehr Boden gewannen. Der republikanische General Morioncs vermochte nur mühsam den Feind von weiterem Vordringen abzuhalten. Auch hier war der Haß gegen Preußen mit im Spiel: Donna Bianca, Tochter Don Miguel's und einer deutschen Mutter, die ihren Schwager Dou Carlos in das Heerlager begleitet hatte, vereinigte in ihrer leidenschaftlichen Seele die Furien des politischen Absolutismus und des ultramontaucn Fanatismus. Und doch rief die preußische Regierung den Seccapitän Werner ab und zog ihn zur Ver antwortung, weil er durch die Einmischung in fremde Angelegenheiten ohne aus- Cura. drücklicheu Befehl seine Vollmachten überschritten. Um die Verwirrung in Spanien nnd die Verlegenheit der Madrider Regierung zu vermehren, pflanzten auch die Kubaner, welche durch das von den Cortes beschlossene Gesetz der Frei lassung der Sclaven in ihrem Wohlstände sich gefährdet sahen , die Fahne der Empörung auf, um die große reiche Insel, die „Perle der Antillen" von Spa nien zu trennen, und somit dem europäischen Mutterlandc den letzten Rest jenes einst so unermeßlichen transatlantischen Colonialgcbietcs zu entreißen. Ein Anschluß an die Vereinigten Staaten Nvrdamcrika's würde die nvlhwcndigc Folge der Losrcißung sein, daher auch den Aufständischen von dort aus unter der Hand Hülfe geleistet ward. Die Unionsrcgierung selbst enthielt sich zwol jeder offenen Einmischung; aber sic legte den Privatuuteruchmuugeu keine Hinder nisse in den Weg. Als nun im Oktober das Piratcnschiff „Virginias" mit cmcr starken Bemannung auf Cuba lasstcucrtc, in der Absicht den Aufständischen auf der bewaldeten Osthälfte der Insel Beistand zu leisten, wurde cs von den spam- schcn Behörden eiugebracht, obwohl es, um zu täuschen, das Sternenbanner auf gehißt hatte. Da bei näherer Untersuchung die feindliche Absicht zu Tage trat,