I. Erstes Lustrum uach dem Frankfurter Frieden. 1169 Reiche war nicht zu besorgen, daß cs in die Fußtapfcn des alten „Römischen Reiches" zurückkehren, verjährte Ideen des Mittelalters im Süden der Alpen wieder geltend machen würde. So wenig der neue Kaiser „von Gottes Gnaden" daran dachte sich in Rom krönen zu lasten, wie ehedem die „Römischen Kaiser deutscher Nation" so wenig kam cs dcm deutschen Volk in den Sinn, die alten Römcrzügc zu erneuern. Neben der Herstellung der guten Beziehungen zu Berlin legte man zugleich energisch Hand an die Wchrhaftmachung des Landes durch Verstärkung der Armee, durch Anschaffung von Kriegsmaterial, durch Errichtung neuer Befestigungen, wobei die Vertreter der Nation dcm Ministerium willfährig entgegen kamen. Auf diese Weise gegen feindliche Anschläge gedeckt schritt die Regierung muthig auf dcm Wege der Reformen fort und nahm die von der öffentlichen Meinung in Italien verlangte Einziehung der Klöster für die römische Provinz in Angriff. Nach einem dem Parlamente vorgclegtcn Gesetzesentwurf sollten die Klöster in Rom und im ehemals päpstlichen Gebiete eben so wie im übrigen Italien sämmtlich aufgehoben werden. Nur die Geue- ralatc der Ordcu wurden aus Rücksicht für das katholische Ausland von dieser einschneidenden Maßregel ausgenommen und zu ihrer Unterhaltung aus dem Ertrag der Klostergüter dem Papste die jährliche Summe von 400,000 Fres, zugewiesen. Wie sehr auch die Papisten gegen diesen neuen Kirchenraub eiferten, wie sehr die Klerikalen Frankreichs, die um dieselbe Zeit durch den Wechsel in der Präsidentschaft der Republik zu großem Einfluß gelangt waren, von Neuem den Gedanken eines Kreuzzugs gegen das ungetreue Italien in Bewegung setzten ; die Vorschläge wurden von dcm Abgcordnctenhause fast, einstimmig, von dem M-ü inz. Senat mit überwältigender Mehrheit angenommen und auch sofort in Aus- sührung gesetzt. Nicht gegen die Annahme der Anträge, sondern gegen die Aus- vahme der Ordens-Generalate erhob sich Widerspruch. Hatte cs sich schon bei dieser Gelegenheit gezeigt, daß die öffentliche Meinung in Frankreich sowohl bei den herrschenden Kreisen als in der Nation gegen Italien nicht freundlicher ge worden war, ja daß bei irgend einer günstigen Veranlassung eine kriegerische Intervention von dorther statt finden könnte, so wurde diese Befürchtung noch Wirker, als die Versailler Nationalversammlung unter dem überwiegenden Ein riß der monarchistischen Rechten mit dem Plane umging, den Grafen von Khanrbord zum König zu erklären. Wenn gleich bald nach dcm Klostcrgcsetz ein ^>r die Beziehungen zu Frankreich vortheilhafter Wechsel in der italienischen ^gierung eingctrcten war, indem in Folge der Stcucrvorlagen das Ministerium ^nza-Sclla seine Entlassung nahm und ein aus der Rechten und dem rechten Sutrum gebildetes Ministerium unter Minghctti's Vorsitz an die Spitze der ^aatsgcschäfte trat; so war doch mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß Fürst von so engbcgrcnztem Gesichtskreise, von solcher Anhänglichkeit an seine ^timistischcn und ultramontanen Grundsätze, sobald er die Krone des heiligen ^dlvig auf seinem Haupte trüge, cs als seine wichtigste Hcrrschcrpflicht anschcn W-bir, Wtltgtschichu. XV. 74