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I. Erstes Lustrum nach dem Frankfurter Frieden. 1163 der ultramontancn Bischöfe und ihrer Presse nicht wehre» und so sich widerstands los einem nahen Kriege zutrcibcn lasten wolle, Deutschland auf den dann unab wendbaren Krieg nicht bis zu einer den Franzosen gelegenen Zeit warten werde, sondern sich zu einem verständigen Zuvorkommen jederzeit berechtigt halte". Dies halte die Wirkung, daß der französische Eultusminister eine vertrauliche Mahnung an die in ihren Hirtenbriefen politiürcndcn Bischöfe erließ. Einige Zeit nachher erfolgte die Suspension dcS „Univers" und in der Nationalversammlung eine be ruhigende Erklärung des Ministers DccazeS in Beziehung auf Italien. Bei diesem Auftreten gegen den von den jesuitischen und legitimistischcn Parteien ge planten Weltkrieg für die „Eontrercvolutiou" hatte der Reichskanzler nur den Schutz des Friedens im Auge, und dieses Ziel wurde erreicht; die klerikalen Leidenschaften traten seitdem weniger laut in die Ocffcntlichkcit. Die gesetzgeben den Arbeiten der Versailler Nationalversammlung blieben den Winter über auf geringfügige innere Angelegenheiten beschränkt; allein im Frühjahr ließ cs die Wahrnehmung, daß einerseits der Rcpublikauismus, andererseits der Bonapar- tismus immer mehr im Wachsen sei, dem Ministerium Broglic rathsam erscheinen, mit der Verfassung eine Abänderung vorzunehmen, damit der Marschall-Prä sident mehr leisten könne, „als blos den Schild über Versailles und die National versammlung zu halten und auf die „moralische Ordnung" zu dringen". Aber sein Gesetzesentwurf zur Errichtung eines „hohen Rathes" oder Senats, der die Mai l^n Absicht zu haben schien, den Orlcanisten den Weg zur Macht zu bahnen, fand keine Gnade in den Angen der Versammlung Broglic sah sich zum Rücktritt ge- nöthigt, worauf das Cabinet Cistcy-Dccazcs die Geschäfte übernahm. Von der Zeit an faßte man ernster als zuvor den Plan ins Auge, den pro- Di- mu- visorischen Zustand zu beendigen, aus dem Interim zu einer festeren Ordnung E-h- xss. überzugehen, da die jetzigen Einrichtungen ohnmächtig seien, „den Interessen die Sicherheit zu geben, welche ihnen zu bieten nöthig sei". . Aber die Furcht, der republikanischen Demokratie zu verfallen, war noch immer so allgemein, daß nicht nur jeder Versuch einer Kammerauflösung und Neuwahl zurückgewiesen ward, sondern auch ein von Casimir Perier cingebrachter Reformantrag als zu^smi weit nach links gehend nicht die Mehrheit erlangen konnte. Eine Rundreise des Präsidenten Mac Mahon im August und September bestärkte jedoch diesen in der Ucbcrzengung, daß das Land eine besser begründete Regierung wünsche. Und nun begann in Versailles wieder ein reges Parteispiel, um den Ausbau und die Feststellung der republikanischen Verfassung zu hintertreiben, abzuschwächen oder zu fördern. Auch der Graf Chambord trat noch einmal an die Oeffentlich- keit, indem er in einem Schreiben „An meine Freunde" jeden Schritt zur Organi-12. D-ai. sinnig des Septenniums für einen Abfall vom legitimen Prinzip erklärte. Das Jahr ging über Berathungen, Fractionsbesprechungcn, Fusionsversuchen zu Ende, che eine Form gefunden werden konnte, wie man die republikanische Ver fassung mit dein Septennat des dermaligen Präsidenten so gestalten möge, daß