Volltext Seite (XML)
I. Erstes Lustrum nach dem Frankfurter Frieden. 1161 seine Zustimmung bezüglich der Fahne gegeben, er muffe bei der weißen Fahne beharren, er könne dieses Opfer seiner Ehre nicht bringen, er wolle nicht der „legitime König der Revolution" sein. Habe man denn seinem Ahnherrn Hein rich IV. Bedingungen aurcrlegt, als man ihm die Thore von Paris geöffnet? Dasselbe Vertrauen dürfe auch er erwarten, dasselbe Sichcrhcilsgcfühl müsse auch er einflößen. Nach diesem Schreiben konnte der Plan einer Wiederherstellung des bourbon'schen Thrones als gescheiten betrachtet werden. Ein Mann, schon in vorgerücktem Alter, an ein zurückgezogenes bequemes Stillleben gewöhnt, der Zeit und ihren treibenden Ideen entfremdet und ohne den brennenden Ehrgeiz für Herrschaft, war weder geeignet noch gewillt, die dornenvolle Mission zu übernehmen, das französische Staatsschiff durch die von allen Seilen hcrandrängcndcn Stürme zu führen. Selbst die eifrigsten Anhänger des legitimen Königlhums verloren den Glauben an die Möglichkeit der beabsichtigten Restauration. Nimmermehr würde sich die Nation einem Rcgicrungssystcm gefügt haben, das die glorreichste Zeit Frankreichs, die stolzesten Errungenschaften der Väter als Abfall und Ver brechen ansah und über das Jahrhundert weg zn einer vergessenen überwundenen Vergangenheit zurückkchrcn wollte. Wie sehr immer die Ultramontancn und Legitimisten aller Orten trauern Ma-« mochten, daß die Aera der katholischen Reactivn, die sie so nahe geglaubt, wieder"' ' " in eine dunkle Ferne gerückt war, daß der Stein, der den Koloß zerschmettern sollte, noch nicht ins Rollen kam; in Frankreich überzeugte man sich, daß Cham bord nicht der Fahnenträger sein könne; daß man für den Augenblick die royali stischen Rcstaurationsgedanken aufgebcn und mit den republikanischen Formen und Gewalten fortrcgicrcn müsse. Mochten auch jetzt noch im Stillen die Roya listen ihrer alten Liebe treu bleiben und dem Grafen von Chambord, der im November über Paris nach Brüssel reiste, ihre Huldigungen darbringen und sein Herz mit Hoffnungen erfüllen; für jetzt vereinigten sich die Monarchisten und konservativen zu einem Entschluß, welcher vor einer Rückkehr der Thiers'schcn Republik bewahren und zugleich die Möglichkeit einer künftigen Restauration offen lassen sollte: beim Wiedcrzusammentritt der Nationalversammlung am 5. November wurde der Antrag gestellt, dem Marschall Mac Mahon die Würde eines Präsidenten der Republik auf die Dauer von sieben Jahren zu übertragen. Bei seiner bisherigen Haltung zu den monarchischen Rcstaurationsplänen glaubten Broglie und Genossen, daß die Errichtung eines „Septennats" bei künftigen Eventualitäten kein unübersteiglichcs Hindcrniß sein würde. Durch diese Aus kunft verlängerte man den faktischen, aber immer blos provisorischen Bestand der Republik und schuf eine schwankende, unsichere Staatsordnung, die Raum ließ für Jntrigncn, Partcisncht und ehrgeizige Pläne. Im Bunde mit den klerikalen Elementen und gestützt auf die Armee und den noch fortbestehenden Belagerungs zustand in vielen Departements, war seitdem die namenlose Regierung des Mac