NSV L Neueste Zeitgeschichte in ihre»! äußeren Verlauft. gesetzt ain 1. Mai vorgenommencu Wahle» trugen die gemäßigten Republik»»» den Sieg davon. Mit geschmeidiger Klugheit wußte sich Thiers zwischen der demokratisch.republikanischen Partei und den Monarchisten durchzuwiudc». Alk Gambetta eine „Liga der republikanischen Städte" gründen wollte, wurde das Vorhaben als ungesetzlich untersagt; und als da- Verbaunungsdckret gegen die Bourbons und Orleans aufgehoben ward, und die letzteren nach Frankreich z»' rückkchrtcn, wußte er den Eintritt der zu Deputirteu gewählten Orleaniden, des Herzogs von Aumnle und des Prinze» von Joinville, in die Nationalversammlung wenigstens bis zu Ende des Jahres hinauszuziehcu. Im October wurde Aumale von dem Generalrathe der Oise zum Präsidenten gewählt, eine einflußreiche Stellung, seitdem diese Körperschaft von den Präfekten unabhängig gestellt war. Thiers konnte dem Sohne und dem Enkel Louis Philipp's, dem er ja selbst einst als Minister zur Seite gestanden, diese Gcnugthuuug gönne»: hatten doch der glänzende Erfolg des Nationalanlchcns und die Nachwahlen zur Versailler Ber- i87>' sammlung seine Autorität sattsam bethätigt. Durch die hohe» Angebote, welche durch die mehrfache Ueberzcichuung des geforderten Anlchcns Zeugniß gabt» sowohl von dem unerschöpflichen Rcichthnm der Nation, als von dem unge- schwächten Credit Frankreichs im Auslande, war Thiers in Stand gesetzt, die Abzahlung der Kriegsentschädigung und damit die Räumung des Landes vo» der Occupationsarmee zu beschleunigen und den zerrütteten Staatshaushalt und die gestörte Finanzwirthschaft wieder in einige Ordnung zu bringen. Selbst seine Gegner trugen durch ihre Maßlosigkeiten zur Mehrung seines Ansehens und 5. Jun. seiner Machtstellung bei. Das Manifest des Grafen von Chambord, worin er seinen legitimistischcn Anhängern erklärte, daß er nur mit der weißen Fahne, d. h. init der Rcaction und Restauration von ehedem zurückkehren werde, und eine rr. Jun. Petition der Bischöfe, daß Frankreich im Einvernehmen mit andern Mächten dem kirchlichen Obcrhauptc seine Souvcränctät zurückgeben möge, „der Stirne einer räuberischen und meineidigen Regierung ein unauslöschliches Brandmal aufdrückcnd", gaben Zeugniß von der unglaublichen Verblendung einer Partei, deren Blicke nur in die Vergangenheit gerichtet waren, und führten alle vernünftige» und praktischen Männer auf Thiers' Seite. Und vermochte er auch nicht die Opposition in der Nationalversammlung und in dem ultramontanen Klerus zu unterdrücken, mußte er Jules Favre aus dem Ministerium entlassen und die laut geforderte Auflösung der Nationalgarden in Aussicht stellen, so hatte er doch den so. «uz. Triumph, daß er in den letzten Augusttagcn zum „Präsidenten der französischen Republik" emsgerufcn ward; daß somit die namenlose Staatsform und die ver hüllte Würde an das Licht der Ocffentlichkeit traten. Di- R-vubm Allein die Opposition in der Nationalversammlung gegen Thiers war nicht im Abnehmer,; die Monarchisten auf der Rechten standen bei jeder wichtigen Frage dem Präsidenten schroff gegenüber und drängten ihn durch ihre feindselige Haltung mehr und mehr auf die Seite der Republikaner auf der Linken. Da-