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I. Erstes Lustrum nach dem Frankfurter Frieden. 1143 Diplomatie einführcn konnte. Keime von Kämpfe» und Zerwürfnissen im Schooß, die leicht auch das Jnsclreich wieder zu einem Landkrieg forttreiben mochten. Wie seit der Alabamafrage gegen Nordamerika eine gewisse nationale Eifersucht obwaltete, so seit dem Ehiwakricg gegen Rußland. Bielleicht war auch darin die Ursache zu suchen von der für ein so fortgeschrittenes Culturland fast unbe greiflichen zurückhaltenden Stellung des englischen Ministeriums gegenüber den Brüsseler Confcrenzen zur Aufrichtung eines internationalen Kricgsvölkcr- rechts. Im Vertrauen auf die Seemacht, in der England mit Recht das Fundament seiner Größe und Herrschaft erblickt, und durch die insularische Lage vor feindlichen Invasionen und Okkupationen mehr geschützt als die Con- tinentalstaatcn, war die großbritannische Regierung nicht geneigt, sich durch Be stimmungen binden zu lassen, die möglicher Weise der freien Bewegung der Flotte, der freien Disposition über die Marine im Wege stehen möchten. Unter Anerkennung der humanen Gesinnungen und Absichten, von denen Kaiser Alex ander II. bei der Veranstaltung eines Areopags in Brüssel behufs der Festsetzung gewisser Rcchtsbestimmungcn in Kriegsfällen geleitet worden, lehnte das Londoner Cabinet nach Beendigung der Brüsseler Confercnzen die weitere Bethciliguug ab. Aber wie sehr das liberale Ministerium Gladstone beflissen war, sich von D°« den contincntalcn Handeln fern zu halten, die europaiM Bolkerfamilie ist zust^-'m sehr von denselben Lebensintercssen bewegt, als daß die großen Cuiturfragen, welche die festländischen Staaten in Aufregung setzten, nicht auch jenseits des Kanals ihr Echo hätten finden sollen. Und auch in England sollte die Wahr heit des Erfahrungssaßcs zu Tage treten, daß mit der kölnischen Hierarchie kein ehrlicher Vergleich auf der Basis der Gerechtigkeit und Billigkeit abgeschlossen werden könne, daß dieselbe in ihrer unbegrenzten Herrschsucht nur auf Unter werfung aller widerstrebenden Elemente hinausgehc. Vergebens hatte die Re gierung gehofft, in Irland einen confessionellen Friedcnszustand zu schaffen, als sie die Entstaatlichung der englischen Hochkirche durchsetzte (S. 671 f.); die kleri kalen Umtriebe hatten ihren ununterbrochenen Fortgang; und als Gladstone, dem man stets geheime Neigungen und Sympathien für die katholische Kirche zugeschricbcn hat, eine Reform der Dubliner Universität in Antrag brachte, durch welche manche Beschränkungen der Katholiken beseitigt, die hochkirchlichcn Colleges allmählich aufgelöst werden sollten, erfuhr er gerade von römisch-katho lischer Seite den größten Widerstand, so daß die Bill nicht durchgeführt werden konnte und eine Ministerkrisis eintrat, die einige Zeit andauerte. Je mehr aber der Mär, ins. Ultramontanismus auch in England Boden gewann und bei einem Manning und Consorten in der crassesten und anmaßendsten Weise hervortrat, die modernen 3deen, die Resultate der Wissenschaft, die Rechte der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes schnöde verachtend, um so stärker regte sich auch bei dem Kerne der Nation, in den bürgerlichen Kreisen der altnationale Haß und Widerwille gegen Papismus und Jesuitisinus. Die kirchlichen und religiösen Vorgänge in