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1124 ü. Neueste Zeitgeschichte in ihrem äußeren Verlaufe. weil, wie erwähnt, die der Cvnsolidirung dcS Reich- abgeneigte« Nichtungcn manche Sitze erobert hatten. s°ihüng<n' größter Spannung sah mau die DcpMirtcn, welche das Rcichsland naü ^ dreijähriger provisorischer Verwaltung als seine Vertrauensmänner nach dcr neuen Hauptstadt geschickt, in geschloffener Reihe in den Vcrsammlungssaal trete», voran die beiden Bischöfe von Straßburg imd Mctz iu geistlicher Kleidung. M ihrem Erscheinen schloffen sich die letzten Lücken im Reichstag; alle Stämme u»d Glieder hatten ihre sreigewähltcn Repräsentanten. Man wußte, daß die wieder' gewonnenen Lande den neuen Brüdern keinen guten Willen cntgcgcnbrachtcNi daß sie die durch eine fast zweihundcrtjährige Dauer zur Gewohnheit geworden französische Herrschaft znrückwünschtcn; daß viele Bewohner die kraft des Friedens Vertrags gestattete Wahl dcr Nationalität benutzten, um sür Frankreich „optiren" und ihre Zukunft, mit Anfgcbung ihrer Heimath, an die bisherige" Landsleute zu knüpfen. Aber daß die neuen Deputaten, anstatt die durch große Action geschaffene Lage als eine Nothwcndigkeit, als ein Verhängnis lD' zunehmen und sie nach Möglichkeit in ihrem Interesse zu bessern, mit einem Pr"' test gegen die Annexion beginnen und den Deutschen zumuthen würden, d»- zurückerworbene Gut wieder herauszugeben, hatte man doch nicht erwartet Selbst in der eigenen Mitte scheint der Antrag des Abgeordneten Teutsch: »ds ib. Reichstag wolle beschließen, daß die Bevölkerung Elsaß-Lothringens, ivelA- ohne darüber befragt worden zu sein, dein Deutschen Reiche durch den Friedel vertrag von Frankfurt einverleibt worden ist, sich speziell über diese EinverlcilMi auszusprechen berufen werde", einiges Erstaunen erregt zu haben; wenigst sand sich der Bischof Räß von Straßburg in seinem Gewissen gedrungen zu klären: „die Elsaß-Lothringcr seiner Confessio» seien keineswegs gemeint, dc" Vertrag von Frankfurt, dcr zwischen zwei großen Mächten abgeschlossen wore in Frage zu stellen". Wie zu erwarten stand, wurde der Antrag fast ohne Ds cussion verworfen. Darauf nahmen die Rcichsbotcn des neuerworbcnen Landes wenn gleich seit der Erklärung des Straßburger Bischofs gespalten, an den Handlungen dcr Versammlung nur geringen Antheil; manche kehrten vor dcr^ endigung in die Heimath zurück, um nicht durch ihre Anwesenheit den Schein sich zu laden, als ob sie die Zugehörigkeit Elsaß-Lothringens zum DeuhV Reiche ancrkcnneten. Die Zurückbleibeuden schloffen sich an die Centrumsfracti"" < s. Mäq. an, die jene dann auch ihrerseits bei dem Antrag auf Beseitigung der noch gcs^ lich bestehenden Ausnahmezustände, insbesondere in Bezug auf Preß- und Ack einswesen unterstützte, ein Antrag, der schließlich abgelchnt ward, aber zu viel^ Klagen und Rügen gegen die deutsche Verwaltung Anlaß gab. Mit schlaget Schärfe, hie und da durch humoristische Bemerkungen gewürzt, beleuchtete dkl Reichskanzler die Haltung und den Standpunkt der Elsässer im Spiegel dcr schichtlichcn Vergangenheit und gab ihnen die tröstliche Versicherung: „wem> erst zweihundert Jahre zu Deutschland gehört haben, werden sie sich überzeug^'