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I. Erstes Luslrum nach dem Frankfurter Frieden. 1109 gehörigen der Kirche gesetzmäßig zucrkannt waren. Es waren prinzipielle Ge gensätze, die nicht verfehlen konnten, in ihre» praktischen Folgen hart an einan der zu gerathen. Die Bischöfe sprachen Exkommunikationen aus und verlangten, daß auch die Regierung die Gebannten von den Stellen entferne, die der Staat ihnen übertragen. Allenthalben organisirten die Klerikalen einen energischen Widerstand gegen den Staat. Der Erzbischof Paulus Melchers von Köln belegte vier Professoren der katholischen Theologie in Bonn, weil sic den vatika nischen Decreteu den Gehorsam versagten, mit der Exkommunikation und verbot den angehenden Geistlichen seiner Diöccse den Besuch ihrer Borlesungen; das Kultusministerium konnte nicht zugeben, daß die von ihm Angestellten in ihrer Stellung beeinträchtigt würden, und beließ sie im Amte. Als in Köln der alt- katholische Prediger Tangermann in der dem Staate gehörigen Pantaleons- kirchc Gottesdienst abhielt, untersagte der katholische Feldpropst, Bischof Nams- zan owski, dem Divisionspfarrer Lünnemanu eigenmächtig jede weitere Cultus- handlung in dem seit vielen Jahren als Garuisouskirche gebrauchten Gotteshause. Als er einer Weisung von Rom folgend von seinem Widerstand gegen die Mili- tärgesetzc nicht abließ, wurde er seines Amtes enthoben. Bischof Kremenß von Ermeland hatte über zwei altkatholischc Priester, Michelis nnd Wollmann, die Excommunication ausgesprochen, obwohl das preußische Landrecht ein sol ches Vorgehen ausdrücklich untersagte. Als das Kultusministerium ihn zur Zu rücknahme aufforderte, erklärte er, daß er den Gesetzen des Staates trotz seines Eides nur insoweit gehorchen werde, als dieselben nicht kanonischen oder kirch lichen Gesetzen und Anordnungen widersprächen, und wandte sich dann persön lich an den König, ein Verfahren, das bald auch von Andern versucht ward. Bei Gelegenheit der Jubelfeier der Vereinigung Westpreußens niit der Monar- chie suchte der Bischof um eine Audienz nach: er erhielt jedoch den Bescheid, Seine Majestät werde ihn erst empfangen, wenn er seine bedingungslose Unter werfung unter die Gesetze des Staats erkläre. Wollmann blieb Rcligionslchrer am Gymnasium zu Braunsbcrg. Dem im Widerstand beharrenden Prälaten wurden die Temporalicn eingehalten und diese Maßregel von den Gerichten be stätigt. Auch in München holte der Erzbischof aus der Rüstkammer die alten Waffen hervor, indem er über Döllinger, Friedrich und alle Altkatholiken den Bannfluch aussprach. Die Hierarchie zog mit allen ihren Streitkräften ins Feld; die Disciplin, umam-man- die man im Heerlager des Gegners zu lockern und zu durchbrechen gedachte, G-g-nw-h,. wurde im eigenen Heere strenge fcstgehalten: der deutsche Episcopat stand wie Ein Mann zur Fahne des Papstthums; die Stimmen der Opposition, die sich vor und auf dem Concil hervorgewagt, wurden zum Schweigen gebracht; alle kirchlichen Würdenträger beugten sich in stummer Resignation unter das Com- mandowort des jesuitischen Papstthums. Auf wiederholten Versammlungen am Grabe des „Apostels der Deutschen" in Fulda wurde bei jeder neuen Wendung