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I. Erstes Lullrum »ach dein Frankfurter Frieden. 1095 brachte ihr wenig guten Willen und freundliche Gesinnung entgegen, und ini Innern regten sich alte und neue Widersacher eines einheitlichen Bundesstaates unter der militärische» Führung des kricgsgcwaltigcn Preußen. Dcni neuen Reiche war daher eine klare politische Aufgabe gestellt: es mußte einen „Kampf ums Dasein" führen sowohl nach Außen, um bei den mißgünstig und feindlich gesinnte» Regierungen und Völkern seine errungene Stellung zu behaupten und ihr Achtung und Geltung zu verschaffen, als nach Innen, um die widerstreben den Elemente zu überwinden oder zu versöhnen. Dieses Ziel deutete die Thron rede, womit der Kaiser selbst den ersten aus allgemeinen unmittelbaren Wahlen hervorgegangenen Reichstag eröffnete, in würdigster Weise an: „Wir haben erreicht, was seit der Zeit unserer Väter für Deutschland erstrebt wurde, die Einheit und deren organische Gestaltung, die Sicherung unserer Grenzen, die Unabhängigkeit unserer nationalen Rcchtsentwickelung. Das Bewußtsein seiner Einheit war in dem deutschen Volke wenn auch verhüllt, doch stets lebeudig, es hat seine Hülle gesprengt, in der Begeisterung, mit der die gesammte Nation sich zur Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes erhob und in unvertilgbarcr Schrift auf den Schlachtfeldern Frankreichs ihren Willen verzeichnete, ein einiges Volk zu sein und zu bleiben. Der Geist, welcher in dem deutschen Volke lebt und seine Bildung und Gesittung durchdringt, nicht minder die Verfassung des Reichs und seine Heerescinrichtung bewahren Deutschland inmitten seiner Erfolge vor jeder Versuchung zum Mißbrauche seiner durch seine Einigung gewonnenen Kraft. Die Achtung, welche Deutschland für seine eigene Selbständigkeit in Anspruch nimmt, zollt cs bereitwillig der Unabhängigkeit aller anderen Staaten und Völker, der schwachen wie der starken. Das neue Deutschland, wie es aus der Feuerprobe des gegenwärtigen Krieges hervorgegangen ist, wird ein zuver lässiger Bürge des europäischen Friedens sein, weil cs stark und selbstbewußt genug ist, um sich die Ordnung seiner eigenen Angelegenheiten als sein aus schließliches, aber auch ausreichendes und zufriedenstellendes Erbthcil zu bewahren. Möge die Wiederherstellung des deutschen Reichs für die deutsche Nation auch nach Innen das Wahrzeichen neuer Größe sein! Möge dem deutschen Reichs kriege, den wir so ruhmvoll geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfricdcn folgen und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampf um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen! Das walte Gott!" Diese warmen Worte fanden bei der Mehrheit des Parlaments einen starken Cmvum Wiederholt, nnd die Antwort ließ erkennen, wie sehr sie den allgemeinen Gefühlen Ausdruck gegeben. Doch nicht alle dachten so. Im Auslande wollte das Miß trauen und eine kaum verhüllte Abneigung nicht schwinden, und im Innern bildete sich bald eine Opposition, die mit der Zeit an Umfang und Leidenschaft lichkeit zunahm. Gleich bei den Debatten über die Adresse zeigte es sich, daß eine Anzahl Abgeordneter mit der Herstellung des Reichs auch die Herstellung