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1088 I). Von Errichtung des zweiten frcinz. KaiscrthumS :c. Leidenschaft und Terrorismus getrieben wurde, waren nicht geeignet einer paradie sischen Zukunft mit Gleichheit, Freiheit und Wohlstand für Alle die Wege zu berei ten. Vielmehr trieb der Lauf der Dinge immer mehr einem Zustand vvnGewalt- thätigkeit und anarchistischer Willkür zu. Wcuu in der Verkündigung des „Testa ments", daß von nun an ein Ende gemacht werden sollte „mit der alten gou- verncmentalen und clericalen Welt, dein Militarismus, der Burcaukratie, der Ausbeutung der Agiotage, der Monopolicn, der Privilegien, welche die Knecht schaft des Proletariats, das Unglück und die Niederlage des Vaterlandes ver schuldet haben", noch immer ein „vernünftiger Kern" verborgen lag, wenn an die Stelle der despotischen Centralisation der monarchischen Zeit, welcher auch das republikanische Regiment in Versailles zu huldigen entschlossen war, „dic unbedingte Freiheit der Person, des Gewissens und der Arbeit, das beständige Eingreifen der Bürger in die Gemeindeangelegenheitcn durch freie Kundgebung ihrer Ideen und freie Verteidigung ihrer Interessen" treten sollte; so wurde diese Idee einer positiven Realpolitik mehr und mehr zurückgedrängt gegenüber den Leidenschaften des Tages, den Theorien der socialistischen Schulen, den Trie ben und Begehrlichkeiten, den subversiven Tendenzen der verwilderten Menge und der eisernen Notwendigkeit der Lage. Der französische Patriotismus wich dein socialistischen Kosmopolitismus, den die Internationale als neues politisches und religiöses Dogma aufgestellt; die Eifersucht der Seiuestadt auf die Chrc der Vorherrschaft in Frankreich wurde zur Aufstachelung des Neides und der Rivalität gegen die bevorzugte Nebenbuhlerin benutzt. Di« GUßa». Da auf Befehl der Versailler Regierung gefangene Communards als Re bellen erschossen wurden, unter ihnen auch, wie man in Paris behauptete, Duval der Commandant der Artillerie, und da Blanqui der Lieblingsheld der Demo kratie gewaltsam von der Theilnahmc an dem Gemcinderath zurückgehalten ward, so ließen die Häupter der Commune viele angesehene Geistliche und Bürger, in erster Linie den Erzbischof Darboy als Geißeln in Haft bringen, um gelegent lich Repressalien zu üben oder die Befreiung Blanqui's zu erzwingen. „Jede Cxecution eines Kriegsgefangenen oder eines Parteigängers der regelmäßige» Pariser Commune", hieß cs in einem Decret, „wird auf der Stelle mit der Hin richtung einer dreifachen Zahl der gefangen gehaltenen Geißeln, die durchs Loos bezeichnet sind, beantwortet." «küß««- Wie in der großen Revolution wurde auch jetzt die Nationalgarde durch ^nnk« G-^ Schrecken und Freiheitsdrang zu muthigem Kampfe angefcuert. Lange leisteten waud-nschast. tue Insurgenten den Truppen der Regierung den tapfersten Widerstand und Paris' hatte einen neuen Belagerungskricg zu ertragen. Doch machte die Ver sailler Armee immer mehr Fortschritte. Je mehr aber Mac Mahou's Soldaten den Außeuwerken der Stadt selbst nahe kamen, desto höher stieg im Schooße der Commune die revolutionäre Sturmfluth; das factiosc Treiben der Demagogen, die politischen Experimente und Wandlungen in der Administration, aufrnhre-