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VI. Der deutsch.franz. Krieg u. das neue deutsche Reich. 1085 gogie", sagt Mehring, „und mit ihr die Tausende und abertausende verlorener Existenzen, welche eine Weltstadt birgt, verlangten die Commune als die Schreckensherrschaft von 1793, als das einzige Mittel sich an der Macht zu er halte,!. Das Klejnbürgerthum forderte sic als das Recht seine eigenen Ange legenheiten selbst zu verwalten, als einen Schutz gegen die Wiederkehr von Hauß- manniaden und vor Allem auch als einen Ersatz für die Enthauptstadtung von Paris. Und endlich der Arbciterstand rief nach der Commune als nach dem so cialen Gebilde der Zukunft." In dem Wahlaufruf des Ccutral-Comitcs war (fälschlich) angegeben, daß die Maires und die Pariser Abgeordneten der Na tionalversammlung damit einverstanden wären. Dennoch lehnten viele der Bor geschlagenen oder Gewählten die Mission ab, so daß der neue Communalrath, der am 29. unter dem Alterspräsidenten Charles Beslay seine Sitzungen cr-A^"^ öffnete, trotz einer spätem Ergänzungswahl weit unter hundert Mitgliedern blieb. Die Versammlung, die sich zugleich die gesetzgebende, die vollziehende und die richterliche Gewalt beilegte, bestellte verschiedene Ausschüsse, welche den Geschäften des Tages obliegen und die Bedürfnisse des Pariser Volks befriedigen sollten. Aber wie einst in den Tagen des Convents lag auch jetzt die Hauptmacht in den Ausschüssen oder Dictaturen, insbesondere in dein Central-Comite der National garde „dem Arme der Revolution", das auch nach der Constituirung des Com- munalrathes sich die Leitung des Krieges und der militärischen Angelegenheiten vorbehielt. Die hervorragendsten Theilnchmer des Gcmeinderaths und der Com missionen waren Häupter der Club- und Straßcndcmagogie, Journalisten und Volksredner, die großentheils eine an Verfolgungen, Verbannungen, Straf gerichten reiche Vergangenheit hinter sich hatten. Die meisten Namen haben wir schon früher kennen gelernt. Mehrere von ihnen gehörten der Internationalen an wie der Mechaniker AM, der Urheber der großen Arbeitcinstellung von Crcuzot in der letzten Zeit des KaiserthumS, der Ciscleur Theiß, die Arbeiter und Handwerker Tolain, Varlin, Fribourg, Heligon, Malon, Deriure. Andere waren Republikaner im Sinne der alten Jacobiner und Terroristen, wie Dclescluze, der in den vierziger Jahren Lcdru Rollin's rechte Hand gewesen mid nun mit Rochefort aufs Innigste verbunden war, wie der Barrikadenkämpfer Flou- rens, wie Raoul Rigault, Cluseret, Felix Pyat, der in seinem Blatte „Coinbat" Marat zum Vorbild nahm. Auch Blanqui war unter den Gewählten, aber durch die Ver sailler Regierung festgehaltcn, konnte er seinen Sitz nicht einnehmen; in seinem Sinne wirkten jedoch Pascal Grousset, Rane, Vaillant, Urbain u. A. Bildung und Ge schäftserfahrung war wenig vorhanden. Außer Rochefort, der indessen mit Mißtrauen auf die Gefährten blickte und keine hervorragende Rolle spielte, entwickelte nur Jourde, Mitglied der Finanzcommission, einiges Verwaltungsgcschick mit Ehrlichkeit und Un eigennützigkeit verbunden. „Der Regierung, welche die Jnsurrection vom 18. März und die Wahl vom 26. erhoben", bemerkt Mccrheimb, „fehlte es an Einheit und fester Organisation, den meisten Mitgliedern an Gehorsam, Pflichtgefühl und Sachkenntnis,; ein wahrer Regen von einander widersprechenden, unklaren, unmöglichen Dccrctcn begann und dauerte bis Ende Mai. Zerstört ward viel, geschaffen gar nichts". Die von der Commune ernannten Ausschüsse oder Dictaturen wechselten fast täglich oder