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1084 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiserthums re. Central-ComitL eingesetzten Befehlshabers der Nationalgarde, sich der starken Festung bemächtigen konnten, und an der Brücke von Sevrcs hütete Vinon mit zuverlässigen Truppen, deren Zahl man mit Erlaubniß des deutschen Ober- Coniuiandos aus der Loire-Armee und den nördlichen Provinzen verstärkt halte, den Uebcrgang nach dem linken Seineufcr. Und nun kämpften zwei Monate lang zwei republikanische Systeme und Regierungen um die Herrschaft über Frankreich. Noch war nicht alle Hoffnung einer Verständigung verschwunden, 2^ März als ein unglücklicher Vorfall das Zeichen zum Kriege gab. Etliche hundert Nationalgardistcn von gemäßigter Richtung hatten einen „Verein der Ordnungs freunde" geschloffen in der Absicht, die Autorität der Versailler Regierung aus- recht zu halten. Als sic in demonstrativer Weise unbewaffnet aber in Uniform auf den Place Vendome zogen, erfolgte ein Zusammenstoß mit einigen Ba taillonen des Stadthauses, wobei zwanzig oder mehr getödtet oder vcrwundcl wurden. Damit war jede Aussicht auf Vermittelung und Versöhnung ver schwunden ; der Kampf gestaltete sich mit jedem Tage heftiger und würde sich leicht zu einem allgemeinen Bürgerkrieg gesteigert haben, wenn die Aufrufe und Emissäre des Pariser Stadthauses in den größeren Provinzstädten mehr Anklang und Nachahmung gefunden hätten. Aber die Nation war müde; man bedürf» der Sammlung und Erholung, ehe „eine neue Aera der expcrimentirenden, positiven, wissenschaftlichen Politik inaugurirt" werden konnte. Di- Zim d« Die Exekutivgewalt auf dem Stadthause, die vom 28. März an ein aint- ihtt Organs liches Journal erscheinen ließ, gelangte nur allmählich zu einer zusammenfaffen- dcn Aufstellung ihrer Prinzipien und Tendenzen. Ihre nächste Sorge war auf die Vertheidigung der Stadt und auf die Constituirung der kommunalen Repu blik gerichtet. Empört daß die Versailler Nationalversammlung der Stadt Paris nur ein sehr beschränktes Wahlrecht der Gemeinderäthe gewähren und der Regie rung die Ernennung der Maires und Beiräthe Vorbehalten wollte, ordnete das Central-Comite, das meistens aus jungen Männern von geringer Bildung und excentrischcm Wesen zusammengesetzt war wie Lullicr, einem entlassenen SchiMicU- tcnant und Gewohnheitstrinker, wie dem Apothckcrgehülfen Eudes, dem Schrift setzer Bergeret, dem Buchhalter Jourde, dem Buchbinder Varlin, Ivie VaillaiN rv. März, einem verdorbenen Studenten u. a., aus eigener Machtvollkommenheit Wahlen für einen neuen Gcmcinderath an. Der Gcneralrath der „Internationale" hatte durch Marx von London aus seine Zustimmung zu der Bildung einer revolu tionären Commune gegeben, daher auch mehrere eifrige Glieder dieses Bundes, wie Frankel, Vaillant, Longuet u. a.' bei der Ausarbeitung der neuen Staats- und Gesellschaftsordnung thätig waren. Ein Gemeinderath sollte als sou veräne Versammlung an der Spitze des Gemeinwesens stehen und wie eiust der Convent Fachcommissionen für alle Zweige des öffentlichen Lebens, Finan zen, Handel, Krieg, Unterricht, Arbeit aus seinem Schooße bilden. Darin stimmten alle revolutionären Parteien überein. „Die Club- und Straßendema-