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1078 I). Von Errichtung des zweiten franz. KaiserthumS re. schäften zu Huuderttausendc» in den Kampf getrieben wurden ohne militärische Ucbung und Vorbereitung, ohne gebildete und geschulte Offiziere, ohne wäriucudc Winterkleidung und Fußbcdcckung, häufig ohue Nahrung und Obdach! Die rücksichtslose Mcnschenvcrschweudung Gambetta'S verwandelte den größten Theil von Frankreich in ein gewaltiges Heerlager und in ein weites Leichcnfeld, wobei eine Zählung und Aufzeichnung der Umgcko»nNcnen unmöglich war. Aber die Mafien von Gefangenen, die seit den Angusttagcn von Weißenburg und Wörth bis zu de» Schlachten von Hiriconrt und Montbcliard im Januar 1871 über den Rhein geführt wurden, um über ganz Deutschland bis au die äußerste Ost- grenze in Festungen und Barackenlagern untcrgebracht zu werden, erreichten eine Höhe, wie die Weltgeschichte nichts Annäherndes aufzuwcisen hat. An 400,000 Mann, mehr als die Hälfte der gesammtcn Militärmacht Frankreichs, mußten waffenlos in der Fremde zuschauc», wie ihr Vaterland zerschlagen und zerrissen ward durch fremde Heere und durch das Schreckeussystein im Innern. Auf viele Tausende belief sich die Zahl der Geschütze, der Kanonen und Mitraillcusen; nach Hunderten zählten die eroberten Adler und Fahnen. Die ganze militärische Gloire des stolzen Frankreich war auf deutscher Erde geborgen, und jener starke Gürtel von Festungen, womit die französischen Regierungen seit mehr als zwei Jahrhunderten die Grenzen im Osten und Norden, vom Rhein bis an den Kanal umgeben und geschützt, mehr zum Ausfall gegen die Nachbarvölker als zur Ver- theidigung gegen fremde Invasionen, sie alle waren, bis auf Langres und Bitsch, vierundzwanzig an Zahl, nebst den Forts von Paris nach und nach in die Hände der Deutschen gefallen, welche einen nicht unbeträchtlichen Theil derselben, dar- unter vor Allen Straßburg und Metz, im Besitz behielten. Fortan wird der Schwerpunkt des politischen Gleichgewichts unter den europäischen Staaten auf dem geeinigten deutschen Reich ruhen, der natürlichen Basis der Staatenfamilien, die dasselbe im Kreise umschließen, und dem neuen Kaiser und seinem Hause möge Gott verleihen, wie er selbst erbeten, „allezeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Dann wird der Wahl« spruch: „das Kaiserthum ist der Friede" zur Wahrheit und Wirklichkeit werden. 9. Die pariser Commune und der Frankfurter Frieden. An demselben ersten Mürz, da in Bordeaux über den Präliminarfrieden abge- m Pans, stimmt ward, erfolgte der Einzug der deutschen Truppen in die westlichen Stadt theile der Hauptstadt. Man hatte in Versailles der nationalen Eitelkeit in so weit nachgegeben, daß man nicht auf einer Besetzung von Paris bestand. Aber gegen über den hoffärtigen und prahlerischen Reden der Pariser Journalisten und Zungenhelden war man dem deutschen Heere die Genngthnung schuldig, daß