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1072 I). Bon Errichtung des zweiten franz. Kaiferlhums :c. D, Ai.,n. Nach den Beschreibungen der Züricher Zeitungen war die Armee, die in aufg:' MaM Haufen sich mehrere Tage lang über die Grenze der Schweiz bewegte, in einem na»'"» bnstand von Noth, Elend und Verzweiflung, der die Leidensgeschichte dcS russischen Sch»«,,. Krieges und dcS Uebcrgangs über die Beresina vergegenwärtigte. „In dm Straßen und Vorstädten", meldete die „Union liberale" aus Pontarlier, „wälzte sich ein Strom von Infanterie, von Soldaten aller Waffengattungen und aller Costümc, Uniforim» konnte man sic kauni nennen. Während mehrerer Stunden dauerte dieser Einzug und Durchzug. Ein tiefer, mit Sand vermischter Schnee erschwerte den Marsch; vieß Pferde, durch Hunger und Strapazen geschwächt, konnten sich kaum vorwärts bewegen, mit Gier nagten sie am Holzwerk der voranfahrcndcn Wagen. Da und dort sank eia Pferd zu Boden, um nicht wieder aufznstchcn: inan loste ihm das Geschirr vom Leibe, schob cs zur Seite und ließ cS liegen. Nach Aussagen von Soldaten ist die Straße von Besancon nach Pontarlier davon wie übersäet. Eine große Anzahl Soldaten, ja selbst Offiziere, waren nur mit Holzschuhm versehen, und daS waren noch nicht die Unglüö' liebsten. Ein arabischer Soldat hatte die Füße mit Lumpen umhüllt, viele Ande« schleppten sich mit verwundeten bloßen Füßen mühselig vorwärts. Keine entfaltete Fahne, keine Musik, nicht einmal ein Tambour, von Zeit zu Zeit ein Trompctcnsignol, Zuavcn ohne ihren Fez, Jäger von Vincennes, einige Turcos, dann viele Linicninfaw tcrie, Freiwillige, Wagen mit Mauleseln bespannt, eiserne Bettstellen, Verwundete mit sich führend; FourgonS mit Pferdegeschirren, Kürassen, zerfetzten Kaputcn rc. bcladcm kaincn von verschiedenen Seiten her durcheinander nach Pontarlier gefahren und nalnmM die Richtung nach dem Fort de Joux und Mouthe. In der Stadt selbst war das LM des Straßcnlcbcns ein buntes und gleichwohl tiefbetrübendcs. Hier hatten Liniensol' baten ihre Gewehre zu Pyramiden zusammcngestcllt und kauerten dabei erfroren ao> den Plätzen und Trottoirs herum; dort standen Mobile in schlechte Mäntel oder »> bunte Wolldecken gehüllt, die sie über den Kopf gezogen hatten; dort FranctircurS i" dünner, dunkelblauer Blouse, einen Tyrolerhut mit Federn ans dem Kopf, Zuavcn unb Turcos vor Frost mit den Zähnen klappernd, Jäger, Marine-Infanterie, Kürassie« mit weißen, Dragoner mit rothen Mänteln, Lanziers, Jäger zu Pferd, alles das sicht ordnungslos umher und marschirt ebenso ordnungslvs vorwärts durch den zehn Zoll hohen sandigen Schnee. Zu allem dem das Fuhrwesen mit zahllosen FourgonS links und rechts der Straße, bespannt und jeden Augenblick zum Abmarsch bereit; die A« tilleric und der Genietrain am Eingänge der Stadt massirt und in Mitte all dieses Kriegszugcs ein ununterbrochenes Durchmarschiren der Truppen. Unbeschreiblich ab« ist der Ausdruck der Gesichter dieser Soldaten, die Entbehrung, in der sic die Zeit hi«' durch gelebt hatten. Statt Brod hatte man ihnen alten harten Zwieback gegeben, d« die Kehle vertrocknete und unendlichen Durst erzeugte. Dazu wenig und schlecht Fleisch; das war ihre tägliche Nahrung. Gab cs auch dann und wann Kaffee, st hatten die armen Soldaten nicht einmal Zeit, ihn zu trinken, wenn er überhaupt trink' bar war, da sehr oft der Beseht zum Abmarsch oder zum Vorrücken sie überraschte". Tic Lagk -IM „Werfen mir einen resumirenden Blick auf die militärische Situation am Anfang und'?er Wa'f^ und am Ende des Monats Januar", heißt es im „Militärischen Wochenblatt". „Doll fenstillstand. schcn wir zunächst die große Landeshauptstadt, zwar schon Mangel leidend, aber UN' erreicht von den feindlichen Geschaffen, in sicherer Erwartung der baldigsten Befreiung durch die Provinz. Diese befindet sich im vollen Marsch; von allen Seiten dringlN die in Hast formirtcn Hausen vor, um nicht nur den „heiligen Boden Frankreichs" """ der Invasion der „Barbaren" zn befreien, sondern um diese selbst bis in das Herz ih«^ Landes zu verfolgen. Schon wieder ertönt, wie beim Beginn des Feldzuges, der v«" wcgenc und übermüthige Ruf: ä Berlin! ä Berlin! Und nun die Kehrseite ba