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1062 v. Bon Errichtung des zweiten fron;. Kaiscrthums re. schcidung über den Beginn de- Waffenstillstände- in den Departement- Este d'or, Doubs, Jura und bei Belfort ist Vorbehalten. Bi- dahin nehmen die dortigen Kämpfe, einschließlich der Belagerung von Belfort, ihren Fortgang. Die freien Wahlen für die Versammlung, um über den Krieg oder die FricdcnSbcdingungen sich zu erklären, werden stattfinben. Al- Versammlung-ort der einznberufcndcn gesetzge benden Versammlung ist Bordeaux bestimmt. Sämmtlichc Fort- von Pari- werden sofort übergeben. Der Stadtwall wird von VcrtheidigungSmitteln entblößt. Die Linie, Scctruppen und Mobilgardcn sind gefangen, außer 12,000 Mann für den inneren Sicherheitsdienst. Die Kriegsgefangenen bleiben wäbrcnd des Waffenstillstandes innerhalb der Thore der Stadt. Ihre Waffen werden ausgclicfert. Nationalgardc und Gendarmerie behalten die Waffen für den Sicherheitsdienst, alle Freischaarcn sind auf zulösen. Von deutscher Seite wird die Vcrproviantirung von Paris möglichst erleich tert. Zum Verlassen der Hauptstadt ist die französische und deutsche Erlaubniß nöthig- Die Gemeinde Paris zahlt eine städtische Contribution von zweihundert Millionen Franc- innerhalb vierzehn Tagen. Die öffentlichen Werthc dürfen während der Dauer des Waf fenstillstandes nicht entfernt werden. Alle deutschen Kriegsgefangenen sollen sofort gegen die entsprechende Anzahl französischer Gefangenen ausgetauscht werden, desgleichen Schiffscapitäne und andere beiderseitige Gefangene vom Civil". AuMhwng Die Ausführung der Convention ging in Ruhe und Ordnung von Stat- mmmÜng' ten: die Forts wurden geräumt und von den Deutschen besetzt, die nöthigeu Vorbereitungen zur Vornahme der Wahlen getroffen; die Wuthausbrüchc der Pariser Demokratie verhallten wirkungslos. Nur Gambetta versuchte die freie Wahl zur Nationalversammlung zu beschränken, indem er eine ganze Klaffe von Bürgern, die dem Kaiscrthum gedient hatten, von der Wahlberechtigung aus schloß, „um entgegenstehende politische Elemente von der Wirksamkeit fern zu halten." Als aber Graf Bismarck gegen diese Verletzung der Uebereinkuuft Einsprache erhob, begaben sich zwei Mitglieder der Vcrthcidigung, Jules Simon und Etienne Arago, nach Bordeaux, um die pünktliche Ausführung der Con vention ins Werk zu setzen. Nun trat Gambetta vom Schauplatz ab; seine militärische Dictatur war vorüber; aber das entvölkerte, in seinem Wohlstand geknickte Frankreich hat seiner noch lange gedacht. In Paris begrüßte man die ankommenden Proviantzüge mit Jubel; doch zur Erkenntnis; der wahren Sach lage konnte sich die eitle, selbstgefällige Bevölkerung nicht aufschwingen. Die Schmähreden gegen Trochu, gegen Gambetta, gegen das gesammte Regiment wurden immer lauter; von ihnen sei Paris, das sich so bewunderungswürdig gehalten, das so heldenmüthig die Leiden und Entbehrungen der Belagerung er tragen, das so muthig und standhaft dem Bombardement getrotzt, mit gebun denen Händen dem Feinde überliefert worden. So verzettelten die Republikaner und Demokraten der Sciucstadt dnrch eitle Selbstbespiegelung den Ruhm, den ihnen die heroische Ausdauer während einer viermonatlichcn drangsalvollen Kriegslage bei allen Völkern eingetragen. „Paris erschien nur noch als eine fiebernde, »»gestalte, zuckende Masse, nicht mehr beherrscht von Forderungen des Gewissens und Verstandes, sondern eine willenlose Beute dunkler Instinkte."