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1058 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthums re. lands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärke». Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß es dem deutschen Volke vergönnt sein werde, den Lohn seiner heißen und opferwilligen Kämpfe in dauerndem Frieden und in nerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vatcrlande die seit Jahrhun derten entbehrte Sicherheit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren wer den. Uns aber und Unseren Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung!" Nach der Verlesung brachte der Groß- Herzog von Baden mit lauter Stimme dem „Kaiser Wilhelm" ein Lebehoch aus, in welches die Versammlung unter den Klängen der Volkshymne be geistert einstimmte. So vollzog sich der welthistorische Act, der das deutsche Reich wieder ins Leben rief und die Kaiserkrone mit frischem Glanze auf ein neues Herrscherhaus übertrug. Die alte Sage vom Barbarossa im Kyff häuser war in Erfüllung gegangen, des Reiches Herrlichkeit war nach langer langer Trübung von den Hohenstaufen auf die Hohcnzollcrn übertragen wordeni der Traum, dem die deutsche Jugend einst nachgcjagt, das Ideal, dem auch die Männer in der Paulskirche treu geblieben, jetzt war cs zur Wahrheit und Wirk lichkeit geworden. Diesen gewaltigen Eindrücken gegenüber, die noch erhöht wurden durch die gleichzeitigen Erfolge der deutschen Waffen vor Paris, vor St. Quentin, vor Belfort, vermochte auch in Baiern die schwarze Partei dem Gange des Schicksals nicht länger Einhalt zu gebieten. Vier Tage nachher wurde gegen den Antrag der Commission der Versailler Vertrag von der Abge- 2"",.' ordnetenkammer in München mit der erforderlichen Stimmenzahl angenommen und damit das Cinigungswerk Deutschlands, die Wiederbelebung von Kaiser und Reich besiegelt. Damals wurde in Schwaben das Wort des Propheten Haggai auf die Gegenwart angewendet (2, 10): Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der Herr Zebaoth, und ich will Frieden schaffen an diesem Orte, spricht der Herr Zebaoth. Das B-Miar. Während der politischen und diplomatischen Arbeiten hatten die Kricgs- operationen vor Paris und in den Provinzen ihren ununterbrochenen Fortgang Moltke hatte, trotz der Schwierigkeit des Transports bei dein Mangel an grö ßeren Fuhrwerken und den gestörten Eisenbahnverbindungen, nach und nach unermeßliche Kricgsvorräthe herbeigeschafft und gezogene Geschütze von einer Tragkraft, wie man bis dahin noch nichts Aehnlichcs gesehen. Und nun sollte auch endlich mit dem lange verschobenen Bombardement von Paris begonnen iverden. Nachdem man während der Weihnachtstage in aller Stille um den Mont Avron, von wo aus die Sachsen und Würtemberger so oft belästig! worden waren, zwölf Batterien mit scchsundsiebzig furchtbaren Geschützen er- 27 richtet, begann in den letzten Tagen des Jahres die Beschießung der befestigter' Anhöhe mit solchem Erfolg, daß schon in der zweiten Nacht die Franzosen nach