1056 I). Bon Errichtung des zweiten franz. KaiserthumS re. ständigt, »daß die Ausübung der Präsidialrcchte über alle deutschen Staaten uni Führung des Titels eines dcntschen Kaisers verbunden werde" und in der Kammer der Rcichsräthe bereits die Mehrheit der Mitglieder ihre Zustimmung gegeben, bezweifelte man noch, ob die „Patrioten" der zweiten Kammer von ihrer Oppo sition abstchen würden. Gehörte doch die Majorität der Commission, die da Versammlung über die Versailler Verträge Vortrag halten sollte, sammt dein erkorenen Berichterstatter Jörg zu den entschiedenen Gegnern der nationalen Eini gung. Die Haltung dieser Männer an der Isar bildete einen auffallenden Con- trast zu der freudigen Begeisterung, die sich im ganzen übrigen Vatcrlande über das große weltgeschichtliche Ercigniß kund gab. Di-Ä-isn. Als der norddeutsche Reichstag i» Berlin seine Zustimmung zu der neuen in IMM«. Ordnung gegeben und mittlerweile bekannt geworden war, daß der Antrag dee Königs von Baiern bei allen Fürsten Anklang und Beifall gefunden, wurde be schlossen, an den preußischen Monarchen eine Bcglückwünschungsadrcfse zu richte» und durch eine stattliche Deputation nach Versailles zu schicken. Dreißig ReW- tagsmitglieder, an ihrer Spitze der ehrwürdige Präsident Simson, über brachten dem greisen Heldenkönig den Wunsch der Nation, daß er die neu-' Würde annehmen und den hehren Namen von „Kaiser und Reich" in ver jüngter Kraft und Herrlichkeit wieder erstehen lassen möge. Es war eim zweite Kaiscrdcputation, die damals unter Simson dem erlauchten Haupte der Hohenzollern den Dank und das Vertrauen der Nation entgegenbrachte. Aber wie verschieden waren die Verhältnisse zwischen damals und jetzt! Im Jahr» 1849 bot eine kleine Majorität des Frankfurter Parlaments dem preußische» König die Kaiserkrone an, die nur durch schwere Kämpfe gegen die widerstreben den Fürsten und den unzufriedenen Theil des Volkes hätte behauptet werde» können; jetzt wurde sie dem königlichen Bruder als Preis der Tapferkeit und der heldenmüthigsten Kriegführung aus freie» Stücken von dem deutschen Volke und seinen Fürsten dargebotcn. Es war ein altes Prophctcnwort, das deutsche Kaiscrthum könne nur auf dem Schlachtfcldc wieder belebt werden; jetzt ging dasselbe in Erfüllung. Die neue Würde war freilich keine Gabe des Volks, i» parlamentarischen Parteikämpfen geschaffen; aber das deutsche Volk nahm i» seiner unermeßlichen Mehrheit mit freudigen Gefühlen und stolzen Hoffnung^ die Errungenschaft hin, die ihm in einem großen weltgeschichtlichen Momente das Schicksal dargeboten; es war ein unwillkürlicher Impuls der gesammtcn deut schen Nation, die zum crstenmale seit Jahrhunderten in ihren Häuptern u»d Gliedern geeinigt dastand. Man fragte nicht mit doktrinärem Eigensinn naö' der Rcchtsquelle, ans welcher die erhabene Fürstenwürde hervorgegangen; stammte in Wahrheit von Gottesgnaden vermittelt durch die gesammte Rab»" in ihren Spitzen und Wortführern, erzeugt in den Tagen vaterländischen Habb 's. De»--, gefühls. Dies erkannte auch der erhabene Sicgesfürst, als er der Deputat'»" in feierlicher Audienz erklärte, daß er die Kaiserwürde, die ihm das dentis