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1054 I). Von Errichtung des zweiten franz. Kaisrrthums rc. einen Versuch zu machen, das mit den letzte» Kräften ringende Paris zu retten. 2L,2^ Uni dieselbe Zeit, als durch die Eroberung der Festung Longwy nach sechs- tägiger Beschießung unter dem Landwchrobcrst Krcnsk, die nördlichen Land- schäften bis auf wenige Orte in die Hände der Deutschen gefallen waren und das Schicksal der Hauptstadt der Entscheidung entgcgenging, wendeten sich die Blicke Europas nach dem Kriegsschauplatz im Osten, nach dem Jura und Saone- gebict, wo ein neuer Waffcngang in Scene gesetzt ward. 7. Oas neue deutsche Neich und der Waffenstillstand. Da Mnh-iis. Während Aller Augen aus die kriegerischen Vorgänge an der Seine, an der Loire, an der Somme und in dem Ostlandc Frankreichs gerichtet waren, wurde ' im Stillen der Vcrfassungsbau des deutschen Reiches zur Vollendung geführt, wurde die nationale Einheit Deutschlands geschaffen, welche der neidische Nachbar hatte verhindern und stören wollen. Jetzt, wo der süddeutsche Soldat mit dein norddeutschen Blut und Leben einsctzte, um die höchsten Güter des Volkes zu cr- streiten und zu behaupten, wo jeder Unterschied des Stammes und der Confessio» in dem kräftigsten Theile der Nation verschwunden und des Vaterlandes Ehre und Unabhängigkeit das gemeinsame Feldzeichen geworden war; jetzt schien auch da heim auf deutscher Erde der Zeitpunkt gekommen, die Kluft zwischen Nord und Süd auszuglcichen, die unnatürliche Mainlinie, die der Krieg bereits thatsächlich durch brochen, auch für das Rechts- und Staatslcben zu beseitigen; jetzt konnte der Ver such, der im vorigen Jahr bei einem einzelnen Miede gescheitert war, mit größere,» Erfolge gewagt und für ganz Deutschland in legitimer Weise ins Werk gesetzt werden. Die Negierungen selbst, in erster Linie Baden, boten nunmehr die Hand zur vertragsmäßigen Einigung. Als bei den, Bundeskanzleramt der Gedanke angeregt ward, die norddeutsche Bundesverfassung auch über die vier süddeutsche» Staaten auszudehncn, wurden im letzten Monat des ereignißvollen Jahres be vollmächtigte Minister der Königreiche Baiern und Würtembcrg, der Grvßherzog- thümer Baden und Hessen nach Versailles beschicken, um dort mit dem Kanzler des norddeutschen Bundes die Verträge zu vereinbaren und die Modifikationen festzusetzen, unter denen die norddeutsche Bundesverfassung auch für die süd deutschen Staaten zur Geltung kommen sollte. Baden und Hessen erhoben keine Bedenken; auch mit Würtembcrg wurde eine Ucbcreinkunft erzielt, wenngleich im Post- und Telegraphenwesen eine Ausnahmsstellung gestattet und einigen „be rechtigten Eigenthümlichkeiten--, auf welche man in Stuttgart Werth zu lege» schien, Rechnung getragen werden mußte. Schwieriger waren die Verhandlungen mit Baiern, wo noch dasselbe Ministerium Bray, das nur zögernd und mü innerem Widerstreben in die Bahnen einer nationalen Politik cinlenkte, dicStnats- geschäfte leitete. Doch auch hier brach sich endlich das Eis, freilich erst, als d»§