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VI. Der deutsch-franz. Krieg u. das neue deutsche Reich. 1047 endigte», wen» auch bei der Uebcruiacht des Feindes kein bedeutendes Terrain gewannen wurde, ist der Feind heute unerwartet gegen Blois und Tours abge zogen, wahrscheinlich in Folge der bedeutenden Verluste, die er erlitten". Ter siebzehnten und der zweiundzwanzigstcn Infanteriedivision und dem baicrischcn Armcccorps war bei diesen Kämpfen die schwerste Ausgabe zugefallen. Gleich zeitig wurde die großhcrzoglich hessische Division, die auf dem linken Ufer der Loire stromabwärts gezogen, von dem neunten Armeecvrps eingcholt, das seinen Marsch von Vicrzon über Contres und Schloß Chambord bewerkstelligte. Nun konnte Blois ohne Widerstand beseht werden und bald auch Tours. Unterdessen zog General Chanzy über Vendome nach Lemans in das Gebiet dcr Sanhe, um sich durch die noch immer im Bilden begriffene Westarmee von Conlic zu ver stärken, fortwährend von den Deutschen, die bei Sougi und Montoir am LoirA^'""- unter Oberst Boltcnstcrn eine der kühnsten KriegSthaten mit glücklichem Erfolg ausführten, verfolgt und beunruhigt, so daß sein Heer durch Kämpfe und Märsche, durch Kälte und Hunger erschöpft und zerrüttet ward und Tausende von Mobilgarden mit und gegen ihren Willen in Gefangenschaft gcriethen, wäh rend mittlerweile Bourbaki durch Prinz Friedrich Karl südwärts gedrängt und alles Land bis Bourges und Nevers vom Feinde gesäubert ward. Weiter vor zugehen lag nicht im Plane der deutschen Kriegführung. Man wollte nur die Loirearmce von Paris fern halten, und diese Absicht war nunmehr erreicht. Schon am 17. Dccember waren vom Hauptquartier in Versailles an dicArmee- Commando's Directiven gerichtet worden, worin es unter Anderm hieß: „Die allgemeinen Verhältnisse machen es nothwendig, die Verfolgung des Feindes nach erfochtenem Siege nur so weit fortzusetzen, wie erforderlich, um seine Massen der Hauptsache nach zu zersprengen und deren Wiederversammlung aus längere Zeit unmöglich zu machen. Gegen Süden concentrirt sich die Hauptmacht der II. Armee bei Orleans. Sie gibt den Besitz des Landes am Loire-User auf und beschränkt sich auf Beobachtungen gegen den Cher. Zu behaupten sind dagegen, wenn nicht Tours, so doch Blois und Gien. Uebergänge oberhalb möglichst zu zerstören". Orleans, Chartres, Beauvais wurden vorerst als Haupt punkte und Sammelplätze gegen Süden, Westen und Norden festgehalten. Gegen Weihnachten bezog von der Tann die Winterquartiere in Orleans Kn-gsi-irm. und gönnte seinen ermüdeten und zusammengeschwundeneu Truppen einige Er holung, deren sie so sehr bedurften. Desgleichen wurden die Armeeabtheiluugeu des Großherzogs von Mecklenburg in verschiedene Cantonnements gelegt. Einige Ruhe that sehr Noth. „Durch die fortgesetzten Kämpfe und Strapazen", heißt es bei Blume, „war der Effectivbcstand der Infanterie verringert, die Pferde waren angegriffen, Bekleidung und Ausrüstung reparaturbedürftig ; besonders hatte das Schuhzeug der Infanterie bei den starken, in Schnee- und Regcnwetter und in der letzten Zeit häufig auf grundlosen Wegen ausgeführten Märschen in nach theiligster Weise gelitten". Schlimmer noch war die Lage der Franzosen. Die