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VI. Der deutsch.franz. Krieg u. das neue deutsche Reich. 1045 seid, wie selbst dieser blutige Krieg deren wenige gesehen haben mag, bcdcckre die Gefilde um die Stadt". Auch ein neuer Versuch, weiter westwärts durchzu- brcchcn, wurde unter dem Obercommando des Großhcrzogs von Mecklenburg in einer Reihe von Gefechten zwischen Arlenay und Chateaudun zurückgcwiescn, vor Allem durch die tapfere Haltung der 17. Infanterie-Division und der baierischen Heerabtheilung bei Loigny und Chateau Goury, sowie durch das rechtzeitige^"^' Eingreifen der 22. Infanterie-Division unter General Wittich und der Cavallcrie- brigade Colomb bei dem Dorfe Poupry in das schwankende Treffen. Mit großen Verlusten mußten die Franzosen wieder abzieheu; aber auch auf deutscher Seite hatten Chasscpots, Mitrailleusen und Granaten viele Opfer gefordert, und wenn bisher der Marsch auf dem von Regengüssen durchweichten morastähnlichen Boden mit unendlichen Anstrengungen und Strapazen verbunden gewesen war, so bereitete die mit Anfang Deccmber eingetretcue Winterkältc Beschwerden an derer Art. In Paris hatte Trochu mit Sicherheit auf Hülfe und Entsatz gerechnet. Die wiederholten Ausfälle, die er um dieselbe Zeit in südlicher und östlicher Richtung anorduetc, sollten die Unternehmungen der Freunde fördern und zum Ziele führen, und die rhetorischen Proclamatiouen Gambetta's, des Advocaten „mit der feurigen Zunge und der flammenden Feder", daß der Genius Frankreichs, einen Augenblick verschleiert, wieder in seiner Glorie erscheine, zeugten von der Zuversicht, welche er und seine Genoffen hegten oder zu hegen vorgaben. Mehr als je glich um diese Zeit Frankreich einem Heerlager; Alles griff zur Waffe, und Alles diente als Waffe. War cs bei der feindseligen Gesinnung, die aller Orten dem deutschen Soldaten offen und versteckt entgegentrat, zu verwundern, daß auch in ihm Groll und Verbitterung sich regten und ihn zu gewaltthätigeu Handlungen führten? Während der blutigen Vorgänge um Loigny war der Großherzog vonDik S-nt. Mecklenburg mit zwei weiteren Heersäulen südwärts bis Artenay vorgerückt, wo sx'imgr" schon im October die Baiern einen siegreichen Kampf bestanden, warf am nächsten Tag, an die Truppen Wittich's und Colomb's bei Poupry sich anlehuend, in ver- schiedcucn Gefechten den Feind zurück und reichte nun dem Prinzen Friedrich Karl, der in Pithivicrs sein Hauptquartier hatte, die Hand zum gemeinsamen Vorgehen. In diesen viertägigen Kämpfen am Ufer der Loire und am Rande des dichten Waldes, in denen das Blut in Strömen floß, bei Villcpion, Loigny, Poupry, Arteuay und Chevilly wurde die französische Armee überwunden und nach einem letzten unglücklichen Versuch, die Stadt der Jungfrau zu behaupten, zur Flucht nach Süden gezwungen, worauf die Deutschen, voran die 17. Divi-4. D»br. sion, bei Heller Wintersonne wieder als Sieger in Orleans einzogen. „Im Walde von Fontainebleau", sagt Blume, „hatte Trochu sich mit der Loirearmee ein Rendezvous geben wollen. Aber während er selbst vom 29. November bis 2. Deccmber vergeblich rang, sich einen Weg dahin durch die Linien des Be lagerers zn bahnen, wurde die Entsatz-Armee durch die rechtzeitige Initiative