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1042 1). Von Errichtung dcS zweiten franz. KaiserthumS rc. Preußen konnte auf die Dauer die ticfklaffcndcn Spaltungen nicht ansglcichcn. Was jetzt um die Fahne der Nalivnalvcrthcidigung sich schaartc, mußte in Kur zem in feindlichen Richtungen auseinander fliegen und die Waffe» nach Innen kehren. Aus dem furchtbaren Krater konnten nur zerstörende Kräfte sich cnt> wickeln. 2. Die Kämpfe an der Loire und Tarthe. Zunel-mtnd- Durch die revolutionäre Dictatur Gambettas wurde das ganze französische Volk j„ Kampf gerissen, die Vernichtung des Feindes auf jede Weise zur vaterländischen Pflicht gemacht. Dadurch nahm der Krieg mehr und mehr einen Charakter von Grausamkeit und Verwilderung an, der mit der Gesittung des neunzehnten Jahrhunderts in grellem Widerspruch stand. Wo ein heimtückischer Ucberfall slattfand, wo Bürger'und Bauern sich am Kampf bcthciligtcn, da wurde ein strenges Strafgericht geübt. In der Nacht vom 7. auf den 8. Oe« tobcr wurde in Ablis, einem wohlhabenden Orte nahe an der Eisenbahn über Vendome nach Tours, eine Escadron Husaren, welche auf Reguisition aus- gezogen war, von Freischützen überfallen, die Mannschaft getödtet oder zer sprengt; nur Trümmer derselben vermochten sich zu retten. Da wurde das Städtchen, dessen Bewohner der Mitwirkung oder Beihülfe angcschuldigt waren, zur Vergeltung und zum abschreckenden Beispiel auf Befehl des Generalmajor o bnbr. v. Schmidt in Braud gesteckt. So erzeugte eine Gräuelthat die andere; im Lager der Neutralen ertönte ein Schrei des Unwillens und der Entrüstung über die Barbarei der Deutschen; wer gab aber die Veranlassung zu solchen Thatcu der Rache? Als Chaudordy, Vertreter für das Auswärtige in der Regierungs- Delegation zu Tours, iu zwei Rundschreiben die deutschen Truppen grausamer Ausschreitungen beschuldigte, konnte ihm Bismarck die Befehle republikanischer Prüfccten vorführcn, in denen der Bevölkerung ein Krieg aufs Messer geboten war! „In der ersten Hälfte des Feldzuges", bemerkte in der Folge, als das Urtheil ruhiger geworden war, ein großes englisches Blatt, „bewiesen die Deut schen eine bemerkcuswerthe Humanität; erst später ermüdeten Kälte, lange Märsche, unaufhörliche Kämpfe mit einem Feind, der zu Zehntausenden ans der Erde cmporzusteigcu schien, die deutsche Geduld uud verhärteten das Ge- müth des Siegers gegen ein Volk, welches einen blutigen Kampf nutzlos ver längerte." Arimai' und Die Cavallcricregimenter, welche im October südwärts zogen, um das Terrain zwischen Seine und Loire zu erforschen und Requisitionen beizutreiben, stießen bald auf französische Truppen, welche die Vorhut der zum Entsatz von Paris heranrückendcn Loirearmee unter General de la Mottcrouge bildeten, einem älteren Militär, der in Afrika und in Italien seine Schule gemacht hatte. Sic standen in Toury, zwischen Orleans und Etampes, als der Kronprinz von