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1038 1). Von Errichtung des zweiten franz. Kaiscrthums re. 2« c-n- >jug die Festung Schlettstadt zur Uebcrgabc zwang und Ncubrcisach, von wo aus das gegenüberliegende offene Städtchen Altbreisach ans dein rechten Rhein- nfcr beschossen und selbst die Bahuzügc von FranclircurS angcfallcn worden waren, in seine Gewalt brachte und durch Besatzung sicherte: die Oslarmcc, die in der aufgeregten republikanischen Fabriksladt Lyon anfangs unter dein bei Sedan vcrlvttndeten General Eambricls fvrmirt ward, an die sich nicht blos Garibaldi mit sranzösischcn FranctirenrS und Mobilgardcn Moblots) und mit italienischen, spanischen, polnischen Frcischaaren unter seinen Söhnen Menotti und Ricciotti und seinem Schlvicgcrsohn Canzio anschlosi, bei der auch andere exccnlrischc Demokratenführer, wie Cluscrct, ein französischer Abenteurer aus dem nordamcrikanischcn Krieg, wie Ercmcr, ein fanatischer Republikaner aus Lothringen, wie der Pole Bosak-Hauckc und sein Landsmann Dombrowski, der wegen Theilnahme am polnischen Aufstande zur Deportation nach Sibirien verurtheilt, auf abenteuerliche Weise entflohen war, und so viele andere „rothc Elemente" einen Tummelplatz für ihren unrnhigcn Geist und ihre republikanischen Doctrinen suchten; diese Ostarmcc sandte immer neue Züge ans, stellte immer neue Schaarcn aus der zuströmcnden brodloscn Arbeiterbcvölkerung der südlichen Städte ins Feld. Lyon mit dem Lager von Satonay und der nahen Fabrik stadt St. Etienne wurde ein Herd republikanischer Aufregung, wo die rothc Fahne aufgepflanzt ward nnd eine socialistische Partei, welche das Regiment an sich riß, eine Zwinghcrrschaft mit Schrecken und Gcwaltthat aufrichicte. Diese Er scheinungen nnd vor Allem das Auftreten Garibaldi's gaben ein klägliches Zcug- niß von der Zerfahrenheit der romanischen Bevölkerung, von der Macht der Phrase nnd der Dvctrin, von den Widersprüchen und Gegensätzen, in welchen sich die phantastisch angelegten Vorkämpfer republikanischer Freiheit bewegten. Hat auch Garibaldi schon in den italienischen Kriegen bewiesen, daß er für politische Dinge eine schwaches Urthcil besitze, daß er ein tapferer Haudegen und muthigcr Volkskämpfcr sei, aber für die Entwickelung und Gestaltung eines Staatswesens mit realen Grundlagen und Möglichkeiten kein Vcrständniß habe, daß er über idealistischen Träumen und Zielen den Boden der Wirklichkeit verkenne und eine fahrige Vielgcschüftigkcit, ein Hang zu Abenteuern seiner Natur tief eingeprägl sei ; so traten diese Züge jetzt in auffallendster Weise zu Tage. Hatte schon vor Jahren die Welt mit Erstaunen auf die Rolle geblickt, die er bei dem wunder lichen Eongrcß der internationalen Freiheits- und Friedeusliga in Bern spielte, so forschte man nun nach den leitenden Gedanken, die sein gegenwärtiges Auf treten zu erklären vermöchten, nach einem verbindenden Zusammenhänge zwischen Sonst und Jetzt, nach einem lichten Ausweg aus dem Labyrinth der Gegensätze Derselbe Mann, welcher der französischen Nation es nie vergeben konnte, daß sü seine Vaterstadt Nizza an sich gerissen, trat nun als Kämpfer für dieselbe Nation ins Feld gegen den preußischen Staat, dem Italien die Erwerbung von Venetien- die Vollendung seiner nationalen Einheit verdankte; derselbe Mann, der erst