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88 X. Zwischen zwei Revolutionen. durch geachtete Leute des Mittelstandes besetzt, der Gemcinderalh neu gcwählr. die Sicherhcitswache hcrgestcllt, patriotische Feste gefeiert. Diese rasche Gcslab tung der neuen Ordnung war das Werk des Bürgcrstandcs, der, auf Erwerb ihr und auf Besitz und Genuß des Erworbenen bedacht, nur in einer von freien In- Frmde stilutionen und liberaler Gesetzgebung getragenen, constitutioncllen Monarchie sein sricdliä Heil und Ziel finden kann und der daher eben sowohl die Bewegung einer von Parteiung und politischen Leidenschaften durchwühlten Republik, als den Still' in stand einer auf Ständcvorrcchtcn und Militärgewalt aufgebautcn, von aristokra- näherte tischen und hierarchischen Einrichtungen umgebenen, absoluten Monarchie scheut. Nation Die durch neue Mitglieder verstärkte Deputirtcnkammer, wenn auch in verschie- tarischc dene Gruppen und Fractionen nach ihren mehr conservativen oder mehr liberalen Statt Ansichten gctheilt, huldigten in der Mehrzahl den parlamentarisch - constitutio- nnd dr nellen Staatsgrundsätzen, welche durch die Julircvolution zur Herrschaft ge- der un kommen und unterstützten das Ministerium Laffitte wie das vorausgegangene kamen Broglie-Guizot. Zu den hervorragendsten Abgeordneten gehörten, besonders Steuer als B. Constant bald ins Grab sank, der hochbegabte Adolf Thiers, der auf die Za die Entwickelung und den Ausgang der Julitage so großen Einfluß geübt und blieb, zum Lohn als Unterstaatssecretär ins Finanzministerium berufen worden war, und C sein Freund und Gesinnungsverwandter Graf Remusat, der Seinepräfect Odilon der Bc Barrot u. A. Die Leiter und Wortführer des neuen Regiments waren ehren- Eine L werthe Männer voll Freiheitsgefühl, Vaterlandsliebe und Bürgertugend, aber Prolet gemäßigt constitutionell in ihren Ansichten und darum dem alten legitimisti- herrsch sehen, wie dem neuen demokratischen Frankreich nicht nach dem Sinne. Ver- großen stimmt über diesen Ausgang, traten sowohl die Anhänger der Bourbons Bauer (Legitimisten, Karlisten) als die Republikaner, die in der Gesellschaft der an sei> „Volksfreunde" und in den Genossen der socialistischen und communistischen nehme Geheimbünde ihre Armee, und in den Straßendcmagogen und den demo- volles kratischen Journalisten ihre Rufer zum Streit hatten, der neuen Ordnung zum p feindlich entgegen, jene, indem sie sich vom Hof und von den Staatsämtern fern hielten und in legitimistischen Zeitungen alle Handlungen und Bestrebungen, alle Thür Schritte und Pläne der Regierung verdächtigten und tadelten; diese, indem sic gelang bald durch agitatorische Umtriebe und tumultuarische Scenen, wie bei dem rung, Prozeß der gefangenen Minister (XIV, 808), bald durch wiederholte Auf- meln standsversuche in Paris, Lyon u. a. O., später auch durch Mordanfälle auf und I Louis Philipp, das „Bürgerthum" zu stürzen suchten. Das erste Lustrum der die G( neuen Dynastie war daher keineswegs eine Zeit der Herrlichkeit und Harmonie, sition" sondern wie der neueste Geschichtschreiber sie bezeichnet, die „Sturm- und Drang- Periode des Julikönigthums". Dn König So lange der König, ein kluger, gewandter und durch ein sturmbewegtes, kanum "n-nalv-rl wechselvolles.Leben an Verstellung und diplomatische Ränke gewöhnter Fürst, Drgai tt-tung. Grundsätzen der Julirevolution treu blieb und sich auf den Mittelstand