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1028 I). Von Errichtung des zweiten sranz. Kaiserthums rc. und andre feindlich gesinnte Ortschaften ei» schweres Strafgericht hcrabzog. Aber die Tugend der Ausdauer und Entsagung blieb ohne Einfluß auf den Gang des Krieges. Wenn im September, als die Belagerung von Straßburg, Metz, Paris die deutschen Streitkräfte fast gänzlich in Anspruch uabm, so daß in den Vogescnpäsfcn und in andern Gegenden nur etwa 50,NNO Mauu in zerstreuten Aufstellungen den Framtircurs, den mobilisirten Nationalgardcn, den Frcischaaren entgegen trete» konnten, ein heimliches Entkommen für einzelne Abteilungen denkbar war, so hörte diese Möglichkeit vollständig auf, als nack der Kapitulation von Straßburg ein Theil der Rhcnwrmcc frei wurde und neue Zuzüge von Reserven und Ersatzmannschaftcu die Lücken ergänzten. So blieben denn die Ausfälle, welche der Marschall am 2. und am 7. October moscb abwärts uueernahm, vielleicht in der Absicht, sich auf das neutrale Lurcmburg durchzuschlagcn, erfolglos, wenn schon bei dem letzten die Franzosen verzweifel» Anstrengungen machten. Bis tief in die Nacht wüthctc der furchtbare Kampf, und die Kanonen und Mitrailleusen erfüllten die Luit mit betäubendem Geschütz- feuer. Allein die deutschen Heersäulen, deren Kern die Landwehr-Division Kummer bildete, standen wie Mauern und ctstrittcu endlich den Sieg. Ein Coirk. „Der Landwehr gebührt die Ehre des Tages", schrieb damals der englische Be- Danv-Nm" richtersta^ der Daily-News. „Sie war es, die den französischen Angriff aufhielt, biS .über ri- dkul, kein Mann mehr stand, der ein Zündnadclgewchr halten kannte. Sic führte auch den ' großen, allgemeinen Schlag, der die Franzosen aus den Dörfern fegte. Ich habe die preußische Linie vor dem heutigen Tag im Kampfe gesehen. Ich sah sic auf Hand und Fuß dic Höhc von Spichercn erklettern, ich sah sie deployircn vor Lolombey und Montoy in der Schlacht vom 14. August, ich sah sie Stand halten vor der Mitrail- leuse auf den Abhängen vor Gravelotte und ich sah, wie sie die Franzosen am I. Sep tember in die Festung Sedan hincinwarf. Ich habe glauben gelernt, daß dic Männer dcr preußischen Linie vermögen, was nur irgend einem Heere der Welt möglich ist. Aber gestern habe ich das Kaliber dcr Landwehr kcnncn gelernt. Ruhig in den Ver schanzungen, wo sie, gelassen am Boden liegend, dic in ihrer Nähe nicderfallendcn Kugeln auslasen, entschlossen und unaufhaltsam in ihrem Vordringen, unwiderstehlich in dem Bajonetangriffe, mit dcm sic die Dörfer säuberten, stellten sie eine Truppe dar, die das Herz cincs Mannes mit soldatischem Justinctc erfreuen muß. Nichts war bemer- kcnswcrther, als die Ruhe, mit welcher dic Verwundctcn, dic nur irgend gehen konnten, sich auf sich selbst verlassend und jede Unterstützung ablehnend, hinter die Front gingen. Und cs warcn keine leichten Wunden, mit denen dic Wackeren zurückkehrtcn. Ich selbst begegnete Einem, der durch die Lunge geschossen war und dem der Athcm röchelnd durch dic Wunde drang. Es geht dcm Zuschaucr zu Herzcn, wcnn cr diese Tapferen sterben sicht. Der Landwchrmann kann nicht leichten Herzens in den Kampf gehen, wie der Soldat von dcr Linie, der Niemand hungernd zurückläßt, wcnn cr auf dein Schlacht' felde bleibt. Für jeden zweiten Landwehrmann, dcr da gefallen, gibt cs eine Wilüm daheim im Vaterlande, und bei dem Gedanken an meine Kinder schwillt mir das Herz, wenn ich mir dic Zahl der Waisen in den freundlichen Dörfern und friedlichen Ebenen Deutschlands vorstelle, welche noch nicht wissen, daß ihnen der gestrige Tag den Vater geraubt. Nicht daß cs schien, als ob dic Landmchrmänncr lange bei dein Gedanken an Frau und Kind verweilten. Der haarige Kerl, der schon einiges Grau im Barte