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VI. Der deutsch-franz. Krieg u. das neue deutsche Reich. 1017 worden (S. 104), in Flammen aufgcgangcn, schon war das Theater, wo so viele Obdachlose Zuflucht gesucht, den Granaten und Brandraketen zum Opfer gefallen; und selbst die Citadclle hatte durch die badischen und preußischen Ge schütze, die von der Ile des Epis und der Ruprechtsau gegen dieselbe gerichtet waren, erheblichen Schaden gelitten. Ausfälle, von der Garnison in Verbindung mit Mobilgardcn nnd Freischützen mit großer Kühnheit unternommen, blieben ohne Erfolg; die Bcsatzungsmannschaft war zu gering, die Macht der deutschen Artillerie zu überwälttgend. Der Fall des Obersten Fieve, des stattlichen riesen- starken Befehlshabers der Pontonniers, bei Gelegenheit eines solchen Ausfalls nach der Ile des Epis, erregte große Trauer und Bestürzung in Straßburg. Das Schicksal der hart bedrängten Stadt fand allenthalben die größte Rkpui-m-lm. Thcilnahme. In der Schweiz bildete sich ein Hülfsvercin, welcher durch eine in Deputation den Schwachen, Bedürftigen und Kranken, deren Entlassung erlangt" " "' werden könnte, ein Asyl aubot. Durch die Fürsprache des Großhcrzogs von Baden gelang es den wackeren Männern mit Zustimmung der beiderseitigen Be fehlshaber wenigstens achthundert wehrlose Bewohner, Frauen, Kinder, Greise aus der alten Bundcsstadt auf schweizerischen Boden zu retten. Es war der erste Freudentag in dem langen Trauerspiel; zugleich verbreitete sich die erste zuver lässige Nachricht über die Borgänge in Paris, über die Absetzung des Kaisers, dm Sturz der Regentschaft, die Errichtung der Republik. Nun durchzuckte ein neuer Hoffnungsstrahl die Stadt. Die republikanische Regierung hatte die Ver treibung des Feindes vom französischen Boden als nächstes und höchstes Ziel auf ihre Fahne geschrieben; dieser Aufgabe durfte Straßburg seine Mitwirkung nicht versagen; darin stimmte die Stadtgemcinde, die an Stelle des bisherigen Stadtverwalters Humann den vr. Küß, Professor der Medicin, zu ihrem Maire wählte, mit dem Commandanten Uhrich überein, und selbst der Prüftet Pron, obwohl er sein Amt als erloschen betrachtete, erklärte seinen Beitritt zu dem Programme, „die Würde der Nationalfahne zu wahren". Die Auspflanzung des republikanischen Paniers erzeugte einen neuen Aufschwung, der noch zunahni, als Valentin, der frühere Abgeordnete von Straßburg, welcher seit dem Napo leonischen Staatsstreich als Flüchtling im Auslande gelebt, nach dem 4. Sep tember aber von der provisorischen Regierung zum Präfccten des Niederrheins ernannt worden war, in seiner Vaterstadt aulangte. Es gelang ihm, unter § tausend Abenteuern unbemerkt durch die feindlichen Linien zu kommen; dein Feuer der Schildwachcn trotzend, schwamm er über das Wasser, näherte sich der Festung und begehrte vor den General Uhrich geführt zu werden. Hier zog er ein Schreiben ans dem Aermel seines Rockes, durch das er sich als den neuen Präfectcn auswies. Er brachte der Stadt und der heldenmnthigen Garnison 21. Sipwr. ! den Dank der Republik für ihre patriotische Hingebung und sein Feuereifer war wirksam genug, den republikanischen Muth von Neuem zu entflammen. Auf den Vorschlag des Großherzogs von Baden, bei der Aussichtslosigkeit eines längeren