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1010 I). Von Errichtung des zweite» franz. Kaiscrthums rc. gebrochenes Reich, das sich nur mühsam wieder aufzurichtcn vermochte, verlorne Schlachten, Einbuße an Macht, Ruhm und Wohlstand. Dagegen konnte der Deutsche mit gehobener Seele auf die durchlebten Tage deS Kampfes und der Anstrengung blicken. Das Blut seiner Söhne ist nicht umsonst geflossen, die schwere Arbeit ist nicht umsonst verrichtet, das große Leid nicht umsonst getragen worden! Neben den Thränen der Wehmuth für die Opfer flossen auch Thronen der Freude für die errungenen Früchte. Die idealen Güter, der Schatz dck Ruhmes und der Ehre sind gemehrt worden und was lange getrennt war, sich in treuer Waffenbrüderschaft zusammcugefnnden. Auf de» Schlachtfeldern von Wörth, Gravelotte und Sedan und in den Laufgräben von Straßburg, Metz und Paris ist der Bund der deutschen Stämme geschlossen worden. „Trenk um Treue" soll fortan die Losung sein. Dl- in-gm- Die republikanische Regierung besaß eine usurpirte Gewalt. Nur eine frei' 9x^5^ Nationalversammlung konnte über das Schicksal der französischen ^'""Nation entscheiden. Diese sollte denn auch auf den 16. Octobcr einberusin werden. Aber es war den Herren, die das Regiment an sich gerissen hatten, kein rechter Ernst damit. Eine revolutionäre Dictatur, wie sie namentlich Gambetl» im Auge hatte, sollte zuvor die Republik befestigen und wo möglich zugleich den Frieden herbeiführen. Drei Mitglieder der Negierung sCrcmieur, Fouricho» und Glais-Bizoin) wurden noch vor der gänzlichen Einschließung der Hauptstoß als besondere Delegation nach T ours beordert, um die Verbindung mit den Provinzen aufrecht zu erhalten. Zugleich wurde der Versuch gemacht, die Gros' »rächte, die an dem Krieg unbetheiligt waren, zu einer vermittelnden Intervention und zur Anerkennung der neuen republikanischen Staatsordnung zu bewegt Denn wenn auch die europäischen Höfe ihre Gesandten nicht abberiefen und dik diplomatischen Verbindungen fortbestehen ließen, so erfolgten doch nur von Amerika der Schweiz und Spanien offizielle Anerkennungen, die übrigen Regierungen bk' obachteten eine zuwartende Haltung. Zu der wichtigen und delicaten MW wurde der greise Staatsmann und Historiker Thiers ausersehen, der auch trof seiner dreiundsiebenzig Jahre sofort die beschwerliche Reise nach London, 6t Petersburg, Wien und Florenz antrat. Diesen Vorgängen und Bemühung^ gegenüber mußte auch die preußische Kriegspolitik im Hauptquartier Stellt nehmen, und sie that dies mit der Aufrichtigkeit und dem Geschick, wie sich voi" Grafen Bismarck erwarten ließ. Weit entfernt, in die Bahnen der Alliirten voo 1814 und 1815 einzulenkcn und sich für eine bestimmte Regierung auszusprccP' der man in Frankreich zur Herrschaft verhelfen wolle, vermied der Minister sichtig jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Man nahm die M stände, wie sie sich gebildet, als factisch bestehend hin, behielt sich aber die Frei' heit des Handelns nach dem ferneren Verlauf der Dinge als selbstverständlich Dagegen bezeichnete der Bundeskanzler in zwei Rundschreiben an die diploid tischen Agenten im Auslande, von Rheims am 13. und von Menu;