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VI. Der dculsch-sranz. Krieg u. das neue deutscheReich. 1007 Schwerin und der Major v. Schönfeld vom Gcncralstab. Theremin selbst, den man anfangs für den Urheber hielt und in Haft setzte, erlag einige Zeil nachher der bei der Explosion erhaltenen Kopfwunde. In der Folge stellte es sich heraus, daß die That die verbrecherische Handlung eines fanatischen ZeugwartS war. Pariser Blätter waren ehrlos genug, einen solchen Vcrrath, welcher noch dazu der Stadt und den französischen Besatzungstruppcn den größten Schaden zufüglc, als ein Exempel von patriotischem Heroismus zu preisen! „Ein Land, wo solche Thaten geschehen", rief die France aus, „wird sich nie der fremden Invasion beugen. Das Altcrthum bietet nichts Größeres". Die Erregung des- französischen Volkes und der Hauptstadt erreichte denDnom^ höchsten Grad, als die deutschen Truppen nach einigen kleinen Gefechten allmäh- v-» Pa,<s. lich die Einschließung von Paris vollführten, so daß die Armee des Kronprinzen von Sachsen sich am rechten Ufer der Seine und untcru Marne auf der Linie von Argentcuil über Montmagny, Blanc Menil durch den Wald von Bondy bis Gournay ausstellte, während die dritte Armee des Kronprinzen von Preußen das linke Ufer von der erwähnten Station Gournay an der unteren Marne über Bonncuil, Choisy le Roy, Thiais, Chevilly, Sccaux, Meudon, Sevrcs nach Bougivnl besetzte. Auf der Halbinsel von Argentcuil sollten sich beide Armeen die Hand reichen. In diesem nördlichen und südlichen Halbkreis des eisernen Ringes waren die einzelnen Hcerabtheilungcn, die durch Nachzüge allmählich wohl die Höhe von 250,000 erreichten, in der Art vertheilt, daß die preußischen Armcecorps vorzugsweise den Norden und Westen inne hatten, während im Süden die Baiern unter Hartmann und v. d. Tann, im Osten die Sachsen unter Prinz Georg, die Würtemberger unter Obernitz mit den Preußen gemeinschaftlich die Fcstungslinic bewachten. Nach den Gefechten von Petit-Bicctre und Chatillon wurde die Einschließung vollendet, indem mehr als sechs deutsche Armeecorps in elf Meilen langer Fortentwickelung den Wällen von Paris unmittelbar gegen über, stellenweise sogar im Bereiche des Festungsgeschützes standen. Die deutschen Waffen hatten bisher so merkwürdige, so überraschende Erfolge gehabt, daß man auch in dem großartigen Bclagerungskricg, der nun gleichzeitig in Metz, in Straßburg und in Paris im Gange war, einen ähnlichen glücklichen und schnellen Verlauf hoffen durfte. Wie sollte namentlich Paris, die Stadt der Sinncngc- uüsse und des sybaritischen Lebens, wo durch die Einwanderung vieler Familien aus der Umgegend mit Kindern und Habe die Bevölkerung auf mehr als zwei Millionen gestiegen war, den Anstrengungen, den Entbehrungen, den Leiden einer langen Biokade widerstehen können! Man wußte wohl, daß Paris unter Louis Philipp und unter dein zweiten Kaiscrthum zu einer Festung ersten Ranges uuigeschaffcn worden war, daß eine Umwallung von vicrundncunzig armirten Bastionen den inneren Umkreis schützte, daß in einer nicht unbeträchtlichen Ent fernung von dieser bastionirten Hauptcnccinte ein Kranz von detachirtcn Forts sich erhob, welche vortrefflich befestigt und mit Besatzung und Geschütz aufs Beste