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war und über dessen Arbeiten neuerdings eine besondere Schrift erschienen ist;* manche andere Modelle wurden nach Zeichnungen von Dürer und sonstigen berühmten Künstlern geschnitten. Auch die Namen der Giefsermeister finden sich nicht selten auf den Platten und sind dadurch der Nachwelt erhalten: Peter Sorge zu Kraft solms, später zu Weilmünster, Kurt Scharff zu Schwalefeld, u. a. m. Mehrere solche Platten und ganze noch er haltene Oefen sind in Becks Buche abgebildet, zahlreiche ausführlich beschrieben. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Kasten- gufs für die Ofenplatten zu verwenden; man stellte Kirchen und andere Gebäude in flachen Reliefs dar, immer dürftiger wurde der Bilder schmuck der Platten, bis man im Anfänge des 19. Jahrhunderts zu den schmuck- und geschmack losen Platten mit tugendhaften Aufschriften ge kommen war.** Die gufseisernen Oefen waren indessen an fänglich kostspieliger als die Kachelöfen. Ein im Jahre 1510 in der grofsen Gerichtsstube zu Augsburg gesetzter eiserner Ofen, welcher aus Basel bezogen war, wog 40 Gentner und kostete nach heutigem Gelde etwa 240 46; im Jahre 1508 schenkte Graf Johann I. von Nassau-Dillen burg dem Grafen Philipp von Waldeck zwei gufseiserne Oefen zur Hochzeit. Gleichzeitig mit den gegossenen Ofenplatten kamen Grabplatten aus Gufseisen auf; auch Feuer böcke für Kamine wurden bereits gegossen, und die noch erhaltenen zeigen oft schöne Formen. Frühzeitig aber hatte man angefangen, das Gufseisen auch für die Geschützgiefserei zu ver wenden. Schon im Jahre 1433 sind im Archive de la Göte d’Or gufseiserne Kanonen erwähnt. Eine gufseiserne Kanone mit der Jahreszahl 1511 wurde zu Bois-le-Duc aufgefunden. Der Entwicklung des Geschützwesens im 16. Jahrhundert ist in dem Buche ein ziemlich umfänglicher Abschnitt gewidmet, der, wie alle früheren Abschnitte, wiederum die seltene Be lesenheit des Verfassers auf den verschiedensten Gebieten erkennen läfst. Geschichtliche, archäolo gische, artilleristische und gewerbliche Schriften mannigfachster Art aus alter und neuer Zeit bilden die Quellen, aus welchen die gegebenen Mittheilungen geschöpft sind. Nur Weniges kann daraus hier wiedergegeben werden. Eiserne Kugeln kamen gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Verwendung. In einem Verzeichnisse der Schufswaffen Nürnbergs vom * L. Bick eil, Die Eisenhütten des Klosters Haina und der dafür thätige Formschneider Philipp Soldan von Frankenberg. Marburg 1889. ** Z. B.: Vergesset nicht bei dem Genufs, Dafs auch der Arme leben mufs, welche Inschrift auf Ofenplatten am Niederrhein sehr gangbar gewesen sein soll. Jahre 1462 sind 4000 Stein- und 53 000 Blei kugeln aufgeführt, eiserne Kugeln aber noch nicht erwähnt; ein im Jahre 1504 für den Herzog Albrecht von Bayern aufgestelltes „Notaverzeichnifs, was an einem kleinen Feldzuge zu Geschütz ge hört“, erwähnt dagegen, dafs „Scharpfmetzen" 70 Pfund Eisen schiefsen, „Quartern und Nachti gallen“ 40 Pfund Eisen, „Rothschlangen“ 20 Pfund Eisen, u. s. f. Der Gufs hohler Kugeln, welche als Brand- und Sprenggeschosse dienten, wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts erfunden. In einem von Fronsberger im Jahre 1557 heraus gegebenen Kriegsbuche wird ihrer bereits als bekannt erwähnt; bei der Belagerung von Rouen im Jahre 1562 wurde Gari von Rochefoucault durch eine zerspringende Granate erschlagen. Dagegen benutzten die Türken bei der Belagerung von Rhodus im Jahre 1522 noch kupferne Brand geschosse, aus Schalen zusammengesetzt. Ausgebohrte Geschütze (statt der über den Kern gegossenen) wurden bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts verwendet. Eine ausführ liche Beschreibung des Ausbohrens nebst Abbil dung der Bohrmaschine, aus Biringuccios mehr fach erwähntem Buche entnommen, läfst erkennen, dafs schon damals die Bearbeitung des Gusses auf hoher Stufe stand. Es folgt nunmehr eine Schilderung der wichtigeren Gewerbszweige, welche die Ver arbeitung schmiedbaren Eisens im 16. und 17. Jahr hundert betrieben. An die erwähnte Besprechung des Geschütz wesens reibt sich unmittelbar eine Abhandlung über Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Mit ganz besonderer Vorliebe hat der Verfasser offenbar diesen Gegenstand behandelt, und diese Vorliebe findet ihre Berechtigung in der Bedeu tung, welche die Anfertigung der Schutz- und Trutzwaffen für das Kunstgewerbe der damaligen Zeit besafs. Welchen Werth man schon im frühen Mittelalter der Waffenschmiedekunst bei legte, läfst sich aus der Thatsache folgern, dafs der Todtschlag eines Waffenschmiedes ebenso geahndet wurde, wie der eines Adligen, und seit Kaiser Maximilians Zeit wurden die Panzer schmiede Genossen der Künstler und Gefährten der Fürsten. Mit Recht hebt L. Beck aber auch hervor, dafs die getriebenen Eisenarbeiten des 16. Jahrhunderts thatsächlich Kunstleistungen ersten Ranges sind, unübertroffen, ja in den späteren Jahrhunderten selbst unerreicht. Ursprünglich war Brescia der alte Hochsitz der Waffenschmiede und schon im 13. Jahrhundert als solcher berühmt. Später wurde Mailand der Sammelplatz hervorragender Waffenkünstler, auch Florentiner Arbeiten erwarben hohe Berühmtheit; aber im 16. Jahrhundert überflügelten deutsche Künstler ihre italienischen Lehrmeister. Ein hohes Verdienst um die Ausbildung der deutschen Waffenschmiedekunst erwarb sich Kaiser Maxi-