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526 Nr. 12. «STAHL UND EISEN.“ 15. Juni 1894 gebende Bild einer auf 650° G. erhitzten Probe, Fig. 12 das Bild nach der Erhitzung auf 850° G. In Fig. 11 gewahrt man noch deutlich die statt gehabte Streckung der Krystalle; die schwarze, ebenfalls in der Walzrichtung verlaufende Linie ist eine Schweifsfuge (oder ein Schlackenein- schlufs?). Die Krystalle des Bildes Fig. 12 da gegen haben vollständig wieder die Form der Krystalle gewöhnlichen reinen Eisens angenommen; die Temperatur, bei welcher das reine oder doch fast reine Eisen einen ausreichend weichen Zu stand annimmt, um die Entstehung des natür lichen Gefüges zu ermöglichen, liegt demnach zwischen 650 und 850° G. Auch die nur auf 750° G. erhitzte Probe zeigte bereits ein ähn liches Gefüge als Fig. 12, nur waren die Krystalle ein wenig kleiner, und die Winkel und Flächen waren nicht ganz so scharf ausgebildet. Diese Gefügeänderung aber ist mit einer Wärmeent wicklung verbunden; die Bestimmung der kritischen Fig. 11. 1000° C. liegenden Temperatur geglüht worden war; als man dagegen das Glühen in höherer Temperatur wiederholt hatte, war der Kohlen stoffpunkt fast verschwunden, der oberste kritische Punkt dagegen lag noch höher als gewöhnlich und war sehr deutlich. Arnold schliefst hieraus, dafs durch das starke und anhaltende Glühen statt des im gewöhnlichen Eisen anwesenden Carbids FezC ein neues Carbid von noch un bekannter Zusammensetzung entstanden sei, welches erst in jener um 200° höher liegenden Temperatur zerfällt. Der Gesammtkohlenstoffgehalt war beim Glühen unverändert geblieben. Dennoch zeigten Versuche mit zwei Proben elektrolytisch erzeugten Eisens, deren eine nur 0,011%, die andere 0,018% Kohlenstoff ent hielt, ebenfalls den obersten kritischen Punkt ganz deutlich; als man aber die zweite dieser Proben genauer untersuchte, ergab sich ein Schwefelgehalt von 0,15%, und Arnold hält Punkte ergab eine Verzögerung zwischen den Temperaturen von 720 bis 750° C., am deut lichsten bei etwa 742° C. Diese Gefügeänderung bildet also nach Arnold die eigentliche Ursache jenes kritischen Punktes bei etwa 750°; dafs der bei etwa 650° liegende kritische Punkt durch eine Aenderung der Kohlen stoffform bedingt sei, und mit dem Kohlenstoff gehalte an Deutlichkeit zunehme, steht auch nach Arnold aufser allem Zweifel. Er suchte nun auch die Ursache des dritten, bei etwa 850° C. liegenden kritischen Punktes zu erforschen. Ein Stab thunlichst reinen, aber 0,16 % Kohlen stoff enthaltenden Eisens wurde zunächst, ohne zuvor geglüht zu sein, der zur Erkennung der kritischen Punkte dienenden Behandlung unter worfen. Der untere kritische Punkt (Kohlen stoffpunkt) zeigte sich deutlich, der oberste da gegen lag ziemlich tief und fiel beinahe mit dem mittleren (dem Krystallisationspunkt) zusammen. Dieselben Erscheinungen wiederholten sich, nach dem der Stab 72 Stunden in einer unterhalb sich hiernach für berechtigt, in diesem Falle die Bildung eines Sulphids als die Ursache jenes kritischen Punktes zu bezeichnen. Eine Unter stützung dieser Ansicht erhielt er durch die Prüfung des Verhaltens schwefelreichen Eisens. Ein Versuchsstück mit 2 % Schwefel und nur 0,06 % Kohlenstoff liefs den obersten kritischen Punkt mit verdoppelter Deutlichkeit erkennen, während die anderen beiden kritischen Punkte keine Veränderung erfahren halten; als man ein anderes Versuchsstück mit ungefähr 1 % Schwefel | und 0,3 % Kohlenstoff der Probe unterwarf, zeigte sich während des Erwärmens der erste kritische Punkt erst bei 726° G., ein zweiter, ebenso deut licher Punkt bei 956° G., während des Abkühlens dagegen trat eine starke Wärmeentwicklung schon bei 965° C. ein, eine geringe Verzögerung bei 871°, eine deutlichere bei 748° ein, und der Kohlenstoff punkt lag bei 691° C. Die früher beobachteten kritischen Punkte sind demnach durch die An- | Wesenheit des Schwefels neben Kohle verschoben, I und zwei neue kritische Punkte sind entstanden.