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1. Juni 1894. STAHL UND EISEN.“ Nr. 11. 493 möchte ich eine eingehendere Beschreibung der Ausstellung der Maschinenhalle für meinen nächsten Bericht aufsparen, kann jedoch am Schlüsse meines heutigen nicht unterlassen, liervorzuheben, dafs der Besuch der Antwerpener Ausstellung, zumal er speciell den Bewohnern der Rheinprovinz und Westfalens so leicht gemacht ist, in hohem Grade lohnend sein wird, da einmal die Gesammt- anlage derartig gedrängt und bequem ist, dafs man sich in kurzer Zeit einen Einblick in die Ausstellung verschaffen kann, sodann aber auch in dem gleichfalls seit 3 Wochen fertig gestellten Quartier du vieil Anvers einSchaustück ge schaffen ist, welches für sich allein den Besuch Antwerpens lohnt, und endlich auch die Maschinen halle des Interessanten so manches bietet, dafs der Besuch Antwerpens, selbst wenn er nur auf wenige Tage bemessen werden kann, auch den Fach mann nicht gereuen dürfte. Aachen, 12. Mai 1894. A. v. Ihering. (Fortsetzung folgt.) Mittheilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. Neue Kohlenstoffbestimmung im Stahl. Von Dr. R. Lorenz. Die verschiedenen Methoden, die in Anwen dung sind, werden einer Untersuchung über ihre Genauigkeit unterworfen. Chlormethode von Wöhler. Hier kommt Verfasser zu dem bemerkenswerthen Ergebnifs, dafs der Kohlenstoff im Chlorstrome flüchtig ist und auch angegriffen wird, ehe alles Eisen in Eisenchlorid verwandelt ist, dafs somit diese Me thode stets zu niedrige Zahlen giebt. (Diese An gabe steht mit so vielen Versuchen namhafter Analytiker im Widerspruch, dafs sie dringend der Prüfung bedarf.) Kupfersalzmethode, a) Mit Kupferam moniumchloridlösung. Das Ergebnifs war: 1. Die Reaction zwischen Kupferammoniumchlorid und Stahl, welche anfangs sehr schnell vor sich geht, verlangsamt sich später bedeutend und verlangt mehrere Tage, bis sie ihr Ende erreicht. 2. Hierbei wird nicht reiner Kohlenstoff ausgeschieden, son dern eine gechlorte Kohlenstoffverbindung. Die Verbrennung desselben mufs deshalb mit Hülfe von Bleichromat und nicht mit Kupferoxyd er folgen. Wird Chromschwefelsäure gebraucht, so mufs auf das Auftreten von Chromoxydchlorid Rücksicht genommen werden. 3. Die kohlehaltige Masse verliert beim längeren Stehen mit Chlorid lösung Kohlenstoff. b) Kupfersulphatlösung. Mit dieser Lösung ist eine Aufschliefsung ohne beträchtliche Verluste nicht herbeizuführen. Verfasser findet dieselben Verluste, ob der Rückstand nach 1/4 stündiger Be handlung mit Kupfersulphat, mit Kupferoxyd oder mit Chromschwefelsäure verbrannt wird. Da er aber keine Rücksicht auf das Auftreten von Kohlen wasserstoffen bei der Verbrennung mit Chrom schwefelsäure nimmt, so haben die dabei gefun denen Zahlen keinen Werth. Auch die Versuche mit directer Verbrennung in Chromschwefelsäure unter Zufügung von Kupfersulphatlösung fallen dem Verfasser aus diesem Grunde zu niedrig aus. Methode der directen Verbrennung im Sauerstoffstrome. Die bisherigen Ver suche mit dieser Methode haben kein befriedigendes Ergebnifs gehabt, weil immer ein Theil des Kohlen stoffs sieh der Verbrennung entzog. Nach dem Verfasser ist der Grund in der bis jetzt angewandten zu niedrigen Temperatur zu suchen. Wird aber Weifsgluth angewandt, so erzielt man unter ge wissen Bedingungen eine vollständige Verbrennung des Kohlenstoffs. Um ein Porzellanrohr zu Weifs gluth zu erhitzen, wird ein Verbrennungsofen mit Gebläseluft benutzt. Für die nähere Beschreibung des Ofens mufs auf das Original hingewiesen werden. Die Verbrennung wird in folgender Weise ausgeführt: 2 bis 4 g der Probe werden in ein 15 mm langes Porzellanschiffchen ausgebreitet und mit feinkörnigem, vorher umgeschmolzenem Bleichromat überdeckt. Das Schiffchen wird ins Porzellanrohr geschoben und dieses mit Gummi pfropfen geschlossen. Damit die Pfropfen nicht unter der Hitze leiden, werden die beiden Enden des Rohres mit kleinen Schlangen aus dünnwan digem Bleirohr gekühlt. Hierauf folgt ein in einem gewöhnlichen Verbrennungsofen liegendes Rohr mit Kupferoxyd, das die Oxydation des Kohlenstoffs zu vollenden hat, hiernach kommen zwei Waschflaschen mit concentrirter Schwefel säure, dann die gewogenen Natronkalkrohre und zum Schlufs ein Schutzrohr. Ist der Apparat ge schlossen, das Kupferoxydrohr am Glühen, so wird das Porzellanrohr mit rufsenden Flammen ange wärmt und gleichzeitig die Kühler in Thätigkeit gesetzt, während Sauerstoff den Apparat langsam passirt. Nach 5 Minuten wird die Gebläseluft zugelassen, wodurch nach 5 Minuten Weifsgluth erreicht wird. Da nun der Sauerstoff vollständig absorbirt wird, so läfst man etwas mehr zu, bis nach etwa 10 Minuten die Kohlensäureentwicklung beginnt. Der Sauerstoffstrom mufs dann etwas verringert werden, damit die Kohlensäure nicht zu schnell durch die Absorptionsröhre geht. Gehen die Blasen vor und hinter dem Rohre gleich