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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissiona-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 7. 1. April 1894. 14. Jahrgang. Aus Ludwig Becks Geschichte des Eisens. (Fortsetzung von ,Stahl und Eisen“ 1893, S. 427.) eit dem früher gegebenen Berichte über Becks bedeutungsvolles Werk sind wiederum zwei Lieferungen erschienen. An die schon früher besprochene Schilderung des Stückofenbetriebes schliefst sich die Besprechung der Entstehung der Blauöfen und Flofsöfen. Der Blauofenbetrieb ging unmittelbar aus dem Stückofenbetriebe hervor. Ohne dafs man es beabsichtigt batte, erfand man die Roheisen darstellung, und zwar vermuthlich nicht auf einem einzelnen Werke, sondern an vielen Orten, wo ein ausgedehnter Stückofenbetrieb sich ent wickelt hatte. Derselbe Ofen wurde das eine Mal benutzt, eine Luppe schmiedbaren Eisens, das andere Mal flüssiges Roheisen zu erzeugen, nachdem man geringe Aenderungen im Erzsatze, der Windführung und dem Abstiche vorgenommen hatte. Arbeitete man auf Roheisen, so brauchte der Betrieb nicht, wie bei Schmiedeisendarstellung, unterbrochen zu werden, sondern man liefs das | im flüssigen Zustande erfolgende Metall ablaufen, füllte unausgesetzt frische Gichten nach und blies ohne Unterbrechung weiter; so entstand nach Becks Meinung der Name Blauöfen (Blaseöfen, steirisch Plaaöfen) für die auf Roheisen betriebenen Oefen, um ihren ununterbrochenen Betrieb zu kennzeichnen.* Die ursprünglichen Blauöfen * Ich gestehe, dafs mir eine etwas abweichende | Erklärung für die Entstehung des Ausdrucks Blase oder Blauöfen wahrscheinlicher deucht. Ursprünglich wurden die Stücköfen mit natürlichem Luftzug oder einfachen Handgebläsen betrieben; sie waren klein und unansehnlich. Eine Vergröfserung der Oefen VII.14 waren etwa 14 Fufs (4,5 m) hoch und 5 Fufs (1,5 in) im Kohlensack weit. Flofsöfen nannte man in Kärnten die von vornherein zur Roheisendarstellung bestimmten Oefen, deren Einrichtung im wesentlichen ganz die nämliche war, als die der Blauöfen anderer Bezirke. 1580 wurde der erste Flofsofen in Kärnten und zwar zu Urtl gebaut. Er gehörte der Stadt St. Veit. Schon zuvor, und zwar bereits im Anfänge des fünfzehnten Jahrhunderts, war indefs im westlichen Deutschland der Name Hochofen für die zur Roheisendarstellung bestimmten Schmelzöfen ein geführt worden, nachdem man die früher üblichen, den Stücköfen entnommenen Abmessungen ver- gröfsert (5 bis 6 m Höhe) und den Oefen eine wurde erst möglich, als man angefangen hatte, Wasser kraft für den Betrieb nutzbar zu machen und infolge hiervon kräftigere Gebläse als früher zu verwenden. Der Besitzer einer solchen neuen und nach damaligen Begriffen grofsartigen Anlage aber empfand in be rechtigtem Stolze den Wunsch, sie auch durch die Benennung von den kleinen, veralteten Werken zu unterscheiden, und nannte deshalb den Ofen Blaseofen. Auch Beck erwähnt, dafs der Name Plaaöfen oder Blauofen schon für die eigentlichen Stück Öfen in An wendung gewesen sei. Nur in dem gröfseren, auf Wasserkraft betriebenen Ofen aber liefs sich Roheisen darstellen. Jener Trieb des Menschenherzens, die Grofsartigkeit einer neuen Einrichtung auch durch die Benennung zu kennzeichnen, entwickelt noch jetzt seine Blüthen. Ein Müller, der sich an Stelle des Wind- oder Wasserrades eine Dampfmaschine angelegt hat, nennt mit Stolz seine Mühle jetzt Dampfmühle; Dampfbäckereien, Dampfschleifereien und andere, schon in der Firma das Beiwort „Dampf“ enthaltende Anlagen sind nicht selten. A. L. 1