Volltext Seite (XML)
1. April 1894. .STAHL UND EISEN. u Nr. 7. 299 Schmiedeprobe beurtheilt; allenfalls nöthig er scheinende chemische Analysen des Products werden mangels eines Werkslaboratoriums nur im Central - Laboratorium der Gesellschaft aus geführt. Die Schmiedeprobe hat denn auch hier eine [ grofse Ausbildung erlangt und man läfst dabei, ; wenn es irgend angeht, den Probegufs genau so behandeln, wie der Stahl bei der späteren Ver arbeitung zu ertragen hat. So z. B. blies man Stahl zu Sensen und unterwarf dabei die Probe allen den Ausschmiedungen, dem Härten u. s. w., welchen der Stahl bei der Sensenfabrication unter- | zogen wird. Hält er nicht alle diese Proben aus, so wird die Charge für andere, minder difficile Zwecke bestimmt. Die Rückkohlung durch Holzkohlenpulver wird bewerkstelligt, indem auf den Boden der Stahlpfanne eine genau abgemessene Menge davon verlegt und das Eisen langsam und unter Um rühren mit einem Holzstock darüber gegossen wird. Dabei ist es unerläfslich, die Schlacke zurückzuhalten, bis das Eisen eingebracht ist, weil das Kohlenpulver in Berührung mit ihr nutz los verbrennt. Hierbei findet die in Fig. 1 skizzirte Vorrichtung Anwendung. Diese besteht, wie er sichtlich, aus einer ziemlich dicken Eisenplatte, deren Innenseite mit Zinken besetzt ist und mit feuerfestem Thon überstampft wird. Man befestigt dieselbe vor der Birnenmündung so, dafs nur ein ganz kleiner Schlitz unterhalb ihr offen bleibt, durch welchen das Eisen ausläuft, während die Schlacke zurückgehalten wird. Für die bei dem Werke gewöhnlich vor kommenden Härtegrade werden nachfolgende Zu sätze von Holzkohlenpulver gemacht: zu Nr. IV = 0,75 % G-Gehalt 40 bis 45 kg auf 6,51 = 0,62 bis 0,69 % vom Eisengewicht zu Nr. V = 0,50 % C-Gehalt 25 bis 30 kg auf 6,51 = 0,38 bis 0,46 % vom Eisengewicht zu Nr. VI = 0,25 % C-Gehalt 10 bis 15 kg auf 6,5 t = 0,16 bis 0,23 % vom Eisengewicht. Das Eisen wird vor der Aufkohlung auf einen C-Gehalt von etwa 0,15% niedergeblasen; es verbrennt bei derselben anscheinend nur ein geringer Theil des Kohlenpulvers ungenutzt. Zur Erzeugung noch härteren Stahls benutzt man zwei Pfannen: in die erste bringt man den ungefähren Bedarf an Kohlenpulver ein, nicht mehr. Nachdem das Eisen eingelassen, wird Schmiedeprobe genommen; zeigt sich dabei der Stahl noch als zu weich, so bringt man in die zweite Pfanne noch so viele Kohle, als erforder lich ist, und entleert den Inhalt der ersteren darüber. Je heifser die Charge, um so vollständiger wird die Kohle vom Metall aufgenommen; beab sichtigte gleiche Härtegrade werden in diesem Falle mit minder grofsem Kohlenzusatz erreicht. Dazu trägt einigermafsen bei, dafs bei warmen Chargen etwas mehr Silicium und Mangan im niedergeblasenen Bade verbleibt und den Härte grad erhöht. Wie nahe man mit diesem Verfahren dem verlangten G-Gehalt kommt, ist, weil derselbe nur selten analytisch festgestellt wird, schwer zu ermitteln; auch sortirt man nicht übermäfsig scharf. Gleichwohl behauptet man, den Härte grad damit genügend scharf und zweckentsprechend zu erreichen. Man erzeugt vorzugsweise Schienen. Der so aufgekohlte Stahl verhält sich beim Giefsen besonders ruhig, gährt nicht und steigt beim Erkalten nur unbedeutend. Das in Rede stehende Werk stellt auch Gufs- waaren aus Bessemerstahl her; ihre Dichtheit wird durch Zusatz von Aluminium, ohne Ferro silicium und Ferromangan, erreicht. Das Aluminium wird als Ferroaluminium zugesetzt, welches für zweckdienlichergehalten wird, als reines Aluminium, weil das darin enthaltene Aluminium nicht so leicht verbrennt und die Legirung sich leichter und gleichmäfsiger im Bade vertheilt. Der Zu satz beträgt 0,3 % mit einem Gehalte voo 10% reinem Aluminium. Die Charge giebt 6,3 t Metall, von denen 2 bis 3 t unter Zusatz von Ferroaluminium vergossen werden; den Rest vergiefst man zu Blöcken. Auch zu Gufswaaren wird der Stahl durch Holzkohlenpulver aufgekohlt. Der Gufs erfolgt gegensätzlich zum meist bei basischem Metall üblichen Verfahren stets von oben, weil das Metall so ruhig ist und die Chargen nicht gröfser sind, als dafs sich dies ohne Schwierigkeit ausführen läfst. Man giefst niemals direct aus der Pfanne in die Coquillen, stets durch einen zwischen beiden eingeschalteten Trichter. Die Benutzung eines Trichters beobachtete v. G. in Deutschland und Oesterreich fast immer beim Vergiefsen von Flufsmetall, sofern nicht steigend gegossen wurde. Als daraus hervor gehende Vortheile werden erachtet, dafs der Metallstrahl weniger scharf einfällt, dafs das Giefsen leichter dirigirt werden kann und dafs endlich, wenn man den Trichter mit mehreren Ausläufen versieht, mehrere Blöcke auf einmal gegossen werden können. Solche Trichter zeigen die Figuren 2 und 3. Mit dem ersteren giefst man 2 Coquillen gleichzeitig, derselbe ruht dabei auf dem Rande der Coquillen, mit dem andern nur eine; dieser hängt an einer Kette unter der Pfanne. Nachstehend einige Analysen von Bessemer eisen und Stahl: Bessemerroheisen aus steirischen Erzen mit Koks erblasen: Gebundene Kohle . . . 0,81 % Graphit 3,07 „ Si 2,286 , Mn 4,088 , S 0,019 " P 0,083 , Co und Ni 0,03 »