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hatte, dafs ein anderes Material auch anders be handelt sein will, Manches vorgekommen ist, was anscheinend nicht zu Gunsten des neuen Erzeugnisses sprach. Heute ist man jedoch in der Hüttentechnik so weit vorgeschritten, dafs man imstande ist, ein Flufseisen zu liefern, das dem besten Schweifseisen nicht allein nicht nachsteht, sondern es sogar übertrifft. Ich spreche hier im besonderen von dem im basischen Siemens- Martinofen hergestellten weichen Flufseisen, das ich in der Folge der Kürze halber einfach Martin eisen nennen werde. An dieser Stelle sei gleich erwähnt, dafs im basischen Siemens-Martinofen nicht nur weiches Flufseisen, sondern auch Stahl, sogar sehr harter Stahl, hergestellt wird. Dieser Stahl zeichnet sich gleichfalls durch grofse Zähigkeit bei verhältnifsmäfsig grofser Härte aus; so ergab beispielweise der vorliegende Probestab aus so genanntem Specialstahl folgende Qualitätsziffern: Festigkeit 74,1 kg/qmm, Gontraction 44,9 % und Dehnung 19%. An den vorliegenden Bruch proben von Stahl von über 70 kg Festigkeit läfst sich die Härtbarkeit dieses Stahles erkennen. Um die Güte eines Materials beurtheilen zu können, dienen in erster Reihe die Versuche, welche damit gemacht werden und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, Vergleiche mit anderen Materialarten anzustellen. Ausschlaggebend bleibt selbstverständlich das Verhalten eines Materials während des Gebrauchs. Ich komme jetzt auf eine Reihe von Ver suchen zu sprechen, die auf Ansuchen des Oberbilker Stahlwerks von einem Abnahme beamten des englischen Lloyds Register mit dem auf dem genannten Werke im Siemens-Martin ofen hergestellten Eisen und Stahl angestellt wurden. Der englische Lloyd schreibt für solche Ver suche Folgendes vor: Es müssen in Gegenwart seines Beauftragten 6 Chargen hergestellt werden, von denen : eine Charge eine Festigkeit von nicht unter 41 kg/qmm vier Chargen „ „ „ , , 44 „ eine Charge „ „ „ etwa 50 „ haben müssen. Entsprechen eine oder mehrere Chargen während der Versuche diesen Bedingungen nicht, so können so lange neue Chargen dem Beauf tragten vorgelegt werden, bis die damit erzielten Ergebnisse genügen, was übrigens nicht ganz sicher arbeitenden Werken nur sehr angenehm sein kann. Jeder Charge werden drei Blöcke und zwar einer vom Anfang, einer aus der Mitte und einer vom Ende des Gusses entnommen. Diese Blöcke, oder vielmehr Brammen, werden direct, d. h. ohne vorherige Verarbeitung, zu Blechen von verschiedener Stärke, im vorliegenden Falle von 10 bis 32 mm Dicke, ausgewalzt. Die Versuchsbleche dürfen nach dem Walzen nicht ausgeglüht werden. Diesen Blechen ent nimmt man dann, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, eine grofse Anzahl Proben, mit denen nach stehende Versuche auszuführen sind: Biegeproben. Von jedem Bleche werden hierzu drei Längs- und drei Querstreifen genommen. Je eine Längs- und Querprobe werden dann a) im normalen Zustande, also weder geglüht, noch gehärtet, b) im ausgeglühten Zustande, c) dunkelroth in Wasser von 28 0 C. gehärtet, gebogen. Beginnt ein Probestreifen zu brechen, so wird mit dem Biegen aufgehört und der Biegungswinkel gemessen. Bestimmte Vorschriften für diese Proben sind nicht gegeben. Das Comit des englischen Lloyds Register behält sich die Ent scheidung vor, ob die Versuche genügen oder nicht. Zerreifsproben. Auch hierzu werden jedem Bleche drei Längs- und drei Querstreifen ent nommen , von denen je eine Längs- und Quer probe ebenfalls im normalen, im geglühten und im gehärteten Zustande auf Zerreifsfestigkeit ge prüft wird. Schweifsproben. Zu diesen Versuchen sind von jeder Charge drei Probestreifen zu nehmen, welche warm durchgehauen und wieder aneinander geschweifst werden. Es wird dann je ein Probestab warm, ein Stab kalt gebogen und ein Stab auf Zugfestigkeit geprüft. Loch- und Nietproben. Aus Blechen jeder Charge werden vier gröfsere, quadratische Probe stücke geschnitten, die weder geglüht, noch ge härtet, noch sonst bearbeitet werden dürfen. Je eines dieser Probebleche wird in der Weise ge locht, dafs das erste, etwa 20 mm grofse, Loch in eine Ecke, ungefähr 10 mm von den Kanten, zu liegen kommt, das zweite Loch wird vom ersten in einem Abstande gleich dem Lochdurch messer, und die folgenden Löcher immer enger aneinander und immer mehr der Aufsenkante zu ausgestofsen. Dies wird so lange fortgesetzt, bis das Blech reifst oder man am Ende des selben angelangt ist. Die übrigen drei Versuchs bleche werden sowohl in der Längs- wie in der Querrichtung auf der ganzen Fläche gelocht; eines derselben wird dann kalt gebogen, während die übrigen zwei Bleche aufeinander genietet und ebenfalls kalt gebogen werden. Schliefslich wird noch mit je einem breiten Blechstreifen aus jeder Charge eine Flantschprobe in der Weise gemacht, dafs der Streifen warm bis zu einem Winkel von 90° gebogen und nach dem Erkalten wieder gerade gerichtet wird ; dabei darf das Blech nicht brechen. An sämmtlichen Probestreifen, ausgenommen die zu den Zerreifsversuchen bestimmten, darf der Scheerenschnitt nicht entfernt werden. — Die Ergebnisse dieser Martineisen-Untersuchung sind, nach den einzelnen Versuchsarten geordnet,