Volltext Seite (XML)
15. April 1894. «STAHL UND EISEN.“ Nr. 8. 341 Oxyde eingeschoben wurden, so dafs die gleich zeitig geglühten Schiffchen nebeneinander standen. Bei der einen Versuchsreihe wurden Eisenoxyd und Manganoxyd, bei der andern Kalk und Magnesia nebeneinander geglüht; bei beiden Ver suchsreihen wurde, damit ein Vergleich möglich sei, darauf gehalten, dafs die Zeitdauer, Tem peratur und Menge der einwirkenden Gase thun- liehst genau in allen Fällen übereinstimmten. Die Menge des bei jedem Versuche aufgenommenen Schwefels ergiebt sich aus nachstehender Zu sammenstellung: Oxyde Schwefel wasserstoff Schweflige Säure Schwefel kohlenstoff dunkle | helle Rothgluth dunkle] helle Rothgluth 0 1 0/0 dunkle | h Ile Rothgluth °o »/o O/o ’/o Eisenoxyd . . . 0,392 0,377 0,560 0.100 11,020 26,350 Manganoxyd. . 1,762 5,043 1,270 4,880 7,095 27,370 Kalkerde . . . 3,528 0,990 5,059 5,080 0,650 3,960 Magnesia . . . 1,394 0,990 2,244/0,660 0,718 0,830 Die Ergebnisse lassen zwar erkennen, dafs alle vier für die Versuche herangezogenen Metall oxyde fähig sind, Schwefel aus verschiedenen gas- oder dampfförmigen Schwefelverbindungen aufzunehmen, liefern aber auch den Beweis, dafs diese Aufnahmefähigkeit durch die Temperatur — und vermuthlich noch andere Nebenumstände — bei den verschiedenen Oxyden in abweichender Weise beeinflufst werden kann. Eisenoxyd nahm beim Glühen in Schwefelkohlenstoff bei dunkler j Rothgluth erheblich mehr Schwefel auf als Mangan oxyd, in allen übrigen Fällen weniger. Die Auf- I nahmefähigkeit des Eisenoxyds und der Magnesia für Schwefel aus schwefliger Säure und Schwefel- | Wasserstoff verringert sich, wenn die Temperatur steigt, diejenige des Manganoxyds dagegen nimmt mit der Temperatur in starkem Mafse zu. Ver muthlich wären verschiedene Ergebnisse etwas anders ausgefallen, wenn die einwirkenden Gase nicht reichlich durch Kohlensäure, also ein in hoher Temperatur bei Berührung mit den ver schiedenen hier in Betracht kommenden Körpern keineswegs stets unthätig bleibendes Gas, verdünnt gewesen wären. Andererseits sind durch die Verdünnung mit Kohlensäure Verhältnisse ge schaffen, welche den im Betriebe, z. B. bei Martin öfen, obwaltenden Verhältnissen ähnlicher sind, als wenn man die unverdünnten Gase hätte ein wirken lassen. Es möge hier an einen von G. Hilgenstock in «Stahl und Eisen“ 1893, S. 51, mitgetheilten Versuch erinnert werden: beim Hinüberleiten eines Gemisches von atmosphärischer Luft mit schwefliger Säure über ein kieselsäurehaltiges geschmolzenes Gemisch von Eisenoxyd und Manganoxydul in Weifsgluth hatten diese Oxyde keine Spur Schwefel aufgenommen, während ein geschmolzenes Gemisch von Eisenoxyd und Kalk unter den gleichen Einflüssen eine ziemlich reichliche Menge Schwefel aufnahm. In welcher Form der Schwefel in den der Einwirkung ausgesetzten Körpern bei Dr. K. Hil genstocks Versuchen zugegen war, wurde nicht ermittelt. Es ist kaum zu bezweifeln, dafs hier auch bei Einwirkung desselben Gases verschiedene Umsetzungen möglich sind, je nachdem mehr oder weniger Kohlensäure mit anwesend und die Temperatur höher oder weniger hoch ist. Der weiteren Forschung liegt hier noch ein bislang verhältnifsmäfsig wenig beleuchtetes Gebiet offen. Prüflingsergebnisse bei Flufseisen verschiedener Herkunft, Ankern und Ankerketten. I. Flulseisenmaterial für die Schleusen zu Ymuiden bei Amsterdam. Die Lieferung und Anfertigung des für die Schleusen bei Ymuiden erforderlichen, durch das basische Siemens-Martinverfahren herzustellende Flufseisen wurde der Gutehoffnungshütte in Oberhausen übertragen. Zum Bau der Schleusen wurden 1000 t Flufseisen mit einer Festigkeit von 37 bis 44 kg, 20 % Dehnung und einer Arbeitszahl von 900, und 550 t Flufseisen mit einer Festigkeit von 40 bis 45 kg und einer Arbeitszahl von 850 gefordert, im übrigen galten für die mechani schen Proben die Vorschriften für Liefe rungen von Stahl und Eisen, aufgestellt vom Verein deutscher Eisenhüttenleute, 1893.* In Bezug auf die chemische Beschaffen heit des Materials war bestimmt, dafs der Kohlen stoffgehalt nicht unter 0,10 % und nicht über 0,17 % betragen solle, während der Gehalt von 0,08 % Phosphor, 0,60 % Mangan und 0,08 % * Zu beziehen durch A. Bagel in Düsseldorf. VIII.14 2