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Juli 1890. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 655 die Umbördelung des Radreifenrandes vermeidet, all gemeine Aufmerksamkeit. Hierauf fand die Fahrt nach der Eisenbahn Georgs-Marien-Hütte-Hasbergen statt, um durch Be fahrung dieser zum Theil bereits seit 7 Jahren mit Schwellenschienen belegten Strecke die Thatsache der stofslosen Fahrt und den ungemein gleichmäfsi- gen Gang der Fahrzeuge feststellen zu können. Einige der an der Excursion nach Osnabrück beiheiligten Herren vereinigten sich am folgenden Morgen zu gemeinsamer Bahnfahrt nach Stadthagen, behufs Besichtigung und Befahrung der von der Königlichen Eisenbahndirection Hannover dort vor nahezu 5 bezw. 3 Jahren dem Betriebe übergebenen Schwellenschienen - Probestrecke. Sämmtliche Theilnehmer waren einig darin, dafs sich für den Fachmann keine lohnendere Gelegenheit biete, sich über die Frage des Eisenbahn - Oberbaues in wahrhaft praktischer Weise zu unterrichten, als durch den Besuch der Osnabrücker Sammlungen und durch Einblick in die Bestrebungen, welche der Georgs-Marien-Verein auf diesem Gebiete in ausdau ernder Thätigkeit seit Jahren verfolgt. Martinprocefs in Witkowitz. Professor Franz Kupelwieser wies in einem, im Jahre 1888 im Berg- und Hüttenmännischen Verein gehaltenen Vortrag darauf hin, dafs man bei Durch führung des Martinprocesses wesentliche Ersparnisse erzielen könne, wenn man flüssiges Roheisen vom Hochofen in den Martinofen leitet. Voraussetzung des Redners für eine erfolgreiche Durchführung dieses Verfahrens war, dafsgröfstentheils oder ausschliefslich mit Roheisen und Erzen gearbeitet werde, und dafs das vom Hochofen gelieferte Eisen ein gutes, reines, an schwer abzuscheidenden Stoffen armes Roheisen sei. Wie derselbe Redner in einem zweiten Vortrage, den er am 26. April 1890 an derselben Stelle hielt, mittheilt, . ist mittlerweile der Procefs in einer patentirlen Abänderung in Witkowitz bei 3 Martin öfen ausgeführt und seit mehreren Monaten in un unterbrochenem Betrieb. Das aus dem Hochofen entnommene Roheisen zeigt, da der Hochofen schon 12 Jahre im Betrieb steht und stark ausgeblasen ist, kleine Unregelmäfsigkeiten hinsichtlich des Gehaltes an Si und Mn, welche dadurch leicht ausgeglichen werden können, dafs man während des Durch- fliefsenlassens des Roheisens die Gelegenheit benützt, um während einiger Minuten Wind durchzuleiten und dadurch ein Roheisen zu erhalten, welches ärmer an Silicium und in basischen Oefen besser zu ver arbeiten ist. Man erhält in beiläufig 2 Minuten Blasezeit folgende Veränderung in der chemischen Zusammen setzung : Roheisen nach etwa 2 Minuten vom Hochofen Blasezeit Si .... 0,95 0,26 Mn .... 1,77 0,75 C 3,39 3,03 dadurch kommt man in der Zusammensetzung dem in den Alpenländern bei currentem Hochofengange erbla- senen Koksroheisen aufserordentlich nahe, welches an C 3,25 Si 0,25 Mn 2,13 enthält. Man könnte vielleicht sagen, das auf diese Weise vorgeblasene Roheisen komme nun viel heifser in den Martinofen, als wenn es unmittelbar vom Hoch ofen aus in den Martinofen eingetragen würde. Die Temperaturveränderung wird aber keine | bedeutende sein, wie aus folgender Betrachtung zu ersehen. Unter Vernachlässigung der Wärmeverluste durch Ausstrahlung werden für 100 kg vorgeblasenes Roh eisen verbrannt etwa 0,69 kg Si, somit an Wärme erzeugt 4286 Gal. 1,02 , Mn „ . 1550 » 1,00 „ Fe » „ » „ 875 „ zusammen 6711 Cal. Von dieser Wärmemenge gehen aber durch Aus strahlung gewifs 50 % verloren, so dafs die thatsäch- liehe Wärmezuführung durch dieses Vorblasen etwa 10 % des vom Hochofen gelieferten Roheisens be tragen dürfte. Das Roheisen verliert auf dem Wege vom Hochofen zum Martinofen, des grofsen Umweges, der langen erforderlichen Zeit des Umgiefsens von der Pfanne in den Converter, vom Converter in die Pfanne, dann erst in den Martinofen u. s. w. halber, gewifs eine nicht unbedeutende Wärmemenge, so dafs sich Wärmegewinn und -Verlust nahezu ausgleichen dürften. Auf jeden Fall übt die dem Martinprocefs durch das Vorblasen des Roheisens zugeführte Wärmemenge keinen wesentlichen Einflufs auf den Verlauf des Processes aus. Die Chargen bestehen daselbst aus nahezu 90 % Roheisen, 10 % Alteisen und der erforderlichen Erz menge, um den Frischprocefs zu fördern, etwas Kalk, um den Phosphorgehalt abzuscheiden; der Verlauf des Processes ist ein sehr rascher, man macht mit 3 Oefen in 24 Stunden 15 bis 18, im Mittel 17 Chargen. — Der Brennmaterialaufwand in den Martinöfen ist bei vorzüglicher Qualität desselben auf 10 bis 12 kg für 100 kg Blöcke herabgegangen. Dies sind, schlofs Redner, Resultate, die auf eine andere Weise bis jetzt noch nicht erreicht wurden. (Der ganze Vortrag ist in Nr. 23 der »Oesterreichi- sehen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen«, welche als Quelle für diese Mittheilung benutzt wurde, ab gedruckt.) Converterschlacke von Witkowitz. Eine solche war schwammähnlich , basisch und ganz mit Krystallen bedeckt, die einem Babingtonit- ähnlichen Augit entsprechen. G. v. Rath bestimmte hieran: oo P‘ • oo‘ P ■ oo P 5 • co P 00 oP * P‘ Die Krystalle stimmen vollständig mit jenen von H. S c h e e r e r und P. G r o t h i. J. 1873 beschriebenen, in einer Bessemerschlacke von Hörde beobachteten, überein. (Zeitschr. f. Krystallogr.) V. Ein Magnet zum Entfernen von Eisensplittern aus dem Körper wurde von Frister & Rofsman in Berlin con- struirt. Derselbe ist hufeisenförmig, polirt und ver nickelt. Die beiden Arme desselben sind abgerundet und gehen in Spitzen von einigen Millimetern Dicke aus. Seine Anziehungskraft erstreckt sich auf mehrere Millimeter. Namentlich in Maschinenfabriken und Hüttenwerken sollte dieser kleine Apparat nicht fehlen, da es sehr oft vorkommt, dafs den Arbeitern Eisenpartikelchen in die Augen oder in die Haut eindringen. Bei dieser Gelegenheit fügen wir die Bemerkung I zu, dafs bei Verletzungen der Augen, seien diese durch Eindringen von fremden Körpern (Eisen- oder Schlackensplitlern), oder durch Verbrennung, Ver brühung u. dgl. hervorgebracht, das Cocain ein ganz vorzügliches, schmerzstillendes Mittel ist. Ein Tropffläschchen mit Cocain sollte daher gleichfalls auf keinem Werke fehlen. V.