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Juli 1890. STAHL UND EISEN/ Nr. 7. 029 m :1. 52,6514 660 . , . Einwagen ergiebt: = 10,409 %, drei •,001 Zahlen, die einander überraschend nahe stehen. Es dürfte am zweckmäfsigsten sein, bei derartigen Metalldurchschnittsproben die einzelnen Bestim mungen mindestens 8- bis 10 mal zu wiederholen und hieraus, mit Berücksichtigung der Einwage- gröfsen, den Mittelwerth zu berechnen. Dies hat übrigens auch den Vortheil, die gröfsere oder ge ringere Ungleichmäfsigkeit des Materials erkennen zu lassen. Mit Berücksichtigung des Umstandes, dafs die ins Laboratorium gestellten Durchschnitts proben wahrscheinlich auch nicht dem wirklichen Durchschnitt des Gesammtmaterials entsprechen, erscheint es vielleicht überhaupt zweckmäfsiger, statt der Durchschnittsproben in solchen Fällen eine Reihe von Einzelproben der Analyse zu unterziehen. K Englische und deutsche Arbeiterverhältnisse. Von Walther Caron. Hr. Dr. v. Schulze-Gaevernitz hat im »Deutschen Wochenblatt«* unsern Bericht über die englischen Arbeiterverhältnisse und ganz besonders auch unsere Referate, im speciellen das meinige, einer Kritik unter zogen, welche einer Erwiderung oder grofsen- theils einer Richtigstellung bedarf, Richtig stellung insofern, als viele Differenzpunkte in unseren Anschauungen, welche er glaubt feststellen zu müssen, thatsächlich nicht oder nur in sehr geringem Mafse existiren; Hr. Dr. v. Schulze-Gaevernitz hat uns und speciell mich häufig mifsverstanden. Andererseits ist es mir sehr erfreulich, dafs Hr. Dr. v. Schulze in den Resultaten, zu welchen er kommt, vollständig mit mir übereinstimmt und mit mir in den Angstruf ausbricht: „Gott bewahre uns vor Staats- Unionismus!“ — ein Wort, welches er irr- thümlich meinem verehrten Freunde Bueck in den Mund legt. Zunächst wirft Hr. v. Schulze dem Bericht vor, dafs derselbe sich nicht „auf den Boden einer unumwundenen Gleichberechtigung von Kapital und Arbeit“ stelle. Dieser Vorwurf ist durchaus unbegründet. Ich glaube nicht, dafs Jemand den Arbeitern das principielle Recht absprechen wird, in ihrem Verhältnifs zum Kapital sich als gleichberechtigte vertragschliefsende Partei zu fühlen und zu verhalten, welche ganz dieselben Rechte hat wie jeder Verkäufer gegenüber dem Käufer — aber diese Partei hat auch dieselben Pflichten! Hr. v. Schulze-Gaevernitz übersieht voll ständig, dafs einen Vertrag schliefsen nicht nur heifst: Rechte haben und Rechte geltend machen, sondern auch Pflichten haben und Pflichten übernehmen. * Verlag von Walther & Apolant, Berlin. VII.io Die Pflichten des Verkäufers sind dem jenigen, der im praktischen Leben steht, sehr geläufig. Der Verkäufer mufs gerade so gut zuverlässig im besten Sinne des Wortes, ehrlich und reell gegenüber dem Käufer sein, wie derjenige, an welchen man verkauft, dem man Credit giebt! Der Verkäufer mufs aber auch »vernünftig« (»reasonable«) sein, d. h. er mufs sich den Marktverhältnissen, den Con- currenzverhältnissen, ja selbst den speciellen Verhältnissen desjenigen, mit welchem einen Kaufvertrag abzuschliefsen in seinem Interesse liegt, anpassen und zu Compromissen bereit und fähig sein. Erst dann, wenn der Verkäufer diese Bedingungen voll und ganz erfüllt, kann die Rede von einer faktischen und wirklich vor handenen Gleichberechtigung der beiden ver tragschliefsenden Parteien sein. Solange das nicht der Fall ist, bleibt die Gleichberechtigung nur principiell anzuerkennen; sie in die Wirk lichkeit zu übertragen, wird Sache derjenigen Partei sein, welche von den beiden Vertrag- schliefsenden vor der Hand den obigen Vor aussetzungen nicht entspricht. Es ist möglich, dafs ein Jahrhundert zu kurz sein wird, denjenigen Zustand zu schaffen, wo Kapital und Arbeit nicht nur theoretisch und vom Tisch der Staatssocialisten aus, sondern in Wirklichkeit gleichberechtigt Verträge schliefsen. Falsch ist es aber, wenn Hr. v. Schulze-Gaevernitz meint, es bedürfe eines Jahrhunderts, um das Bewufstsein jenes Satzes von der Gleichberechtigung in der öffentlichen Meinung zur Reife zu bringen. Die öffentliche Meinung übt auf die that- sächliche Entwicklung und Gestaltung der wirthschaftlichen Dinge nur einen äufserst geringen Einflufs aus. Gott sei Dank! Denn sonst wäre es in unserer Zeit, in der die ganze sogenannte öffentliche Meinung mehr 7