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Ein neuer Siemensofen. Aus einem Vortrage von John Head und P. Pouff, gehalten von dem »Iron and Steel Institute« im Herbst 1889. Nach einer geschichtlichen Entwicklung des sogen. Regenerativ-Princips theilen die Verfasser mit, dafs es den HH. E. Biedermann und L. W. Harvey, langjährigen technischen Mitarbeitern von F. S iem en s, gelungen sei, durch einige Aen- derungen in der Anordnung der gebräuchlichen Schmelzöfen weitere Verbesserungen zu erzielen. Dieselben gründeten sich auf die Idee, die Ver- brennungsproducte, welche vom Schmelzofen in die Regeneratoren ziehen, durch Rückführung in den Gaserzeuger nutzbar zu machen und zwar durch Ausnutzung sowohl der ihnen eigenen Wärme als ihrer chemischen Zusammensetzung. Im gewöhnlichen Gasgenerator, fahren die Verfasser fort, * bildet sich Kohlenoxyd in der Weise, dafs die auf dem Roste erzeugte Kohlen säure beim Aufsteigen durch das glühende Brenn material von diesem ein Aequivalent Kohle auf nimmt und dadurch in Kohlenoxyd umgesetzt wird, welches schliefslich mit den Gasen in den Ofen übertritt, welche durch die Erhitzung des Brennmaterials aus diesem destillirt werden. Hierzu ist zu bemerken, dafs die Bildung von Kohlensäure auf dem Roste im gewöhnlichen Generator unter starker Hitzentwicklung vor sich geht, wogegen die Umsetzung der Kohlensäure in Kohlenoxyd mit einem bedeutenden Verbrauche an Wärme verbunden ist. Im neuen Siemensofen wird ein Theil der Verbrennungsproducte vom eigentlichen Ofen- oder Schmelzraume direct unter den Generatorrost zurückgeleitet. Diese aus hocherhitzter Kohlen säure, Wasserdampf und Stickstoff zusammen gesetzten Gase sollen nun die sonst zuerst auf dem Roste gebildete Kohlensäure ersetzen und es wird somit die Wärmeerzeugung ausfallen, die die in Rede stehende Kohlensäurebildung im Gefolge hat. Es fragt sich mithin, inwieweit die von den Verbrennungsproducten aus dem Schmelzraume mitgebrachte Wärme zu ihrer Verwandlung in brennbare Gase ausreicht. Es ist festgestellt, dafs dies bei Oefen der Fall ist, die während der letzten 6 Monate in regelmäfsigem Betriebe sich befanden, und die Veranlassung zu diesem befriedigenden Resultat ist wohl im grofsen Gehalte der Verbrennungsproducte an hocherhitztem Stickstoff zu suchen, welcher den Generator passirt, ohne eine chemische Ver änderung zu erleiden und dabei die Temperatur des Brennmaterials erhält. Die bei der Umsetzung der Kohlensäure in Kohlenoxyd erreichte Heizmaterialersparung läfst * Journal of the Iron and Steel Institute. II, 1889. sich leicht erkennen, wenn man berücksichtigt, dafs der Generator ausschliefslich Kohle in stark glühendem Zustande enthält. Wird Sauerstoff zugeführt, so wird Kohlensäure gebildet, die sich weiter oben in Kohlenoxyd umsetzt ; führt man anstatt dessen Kohlensäure ein, so erübrigt man im unteren Theile des Generators die Hälfte des Brennmaterials, und eine dementsprechende Er sparung tritt ein (siehe Fig. 1). Der hier in Rede stehende Ofen mufs wohl unterschieden werden von dem von B. Fig. 1. Laming bereits im Jahre 1847 vorgeschlagenen Ofen, bei welchem die zur Verbrennung des gas förmig gemachten Brennmaterials erforderliche Luft durch die Abzugsgase vorgewärmt werden sollte. Eine solche Ofenform ist nothwendiger weise unökonomisch, weil sie thatsächlich, theoretisch betrachtet, nicht mehr als etwa die Hälfte der aus dem Schmelzraume fortgehenden Wärme zu gute macht, da die Verbrennungsluft nur etwa die Hälfte der im eigentlichen Schmelz raume gebildeten Verbrennungsproducte ausmacht, und in der Praxis kann nicht einmal eine so grofse Ersparung erreicht werden infolge der Beschaffenheit der angewendeten Regeneratoren, in welchen die Ueberführung der Wärme von einem Gasstrome zum andern durch Ziegelwerk vermittelt werden soll. Im neuen Siemensofen