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August 1890. «STAHL UND EISEN.' Nr. 8. 745 Roheisen : Giefsereieisen Nr. I....K 75,00 — » » 111. ...» 61,00 — Hämatit » 75,00 — Bessemer » 75,00 — Qualitäts-Puddeleisen Nr. I . » 58,00—60,00 » » Siegerländer » 58,00—60,00 Ordinäres » . . . . » 55,00 — ■Stahleisen, weifses, unter 0,1 % Phosphor, ab Siegen...» — — Thomaseisen, deutsches . . » 55,00 — Spiegeleisen, 10—12 % . . » 76,00 — 80,00 Engi. Giefsereiroheisen Nr. III franco Ruhrort . . . . » 62,00 Luxemburger ab Luxemburg, letzter Preis Fres. — — Gewalztes Eisen: Stabeisen, westfälisches . . Winkel- und Faon- Eisen zu ähnlichen Grundpreisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Scala. Träger, ab Bur ¬ bach .... 153,00 Bleche, Kessel- » 240,00 » secunda . . » 200,00 » dünne ...» — Slahldrahl, 5,3 mm netto ab Werk » — Draht aus Schweifs eisen, gewöhn licher ab Werk ca. » — besondere Qualitäten — N 165,00 — (Grundpreis) (frei Verbranchs- stelle im ersten Bezirke) Grund preis, Aufschläge nach der Scala. Der englische Eisenmarkt hat in den letzten Wochen eine erfreuliche Festigkeit gezeigt. Die Nachfrage nach Roheisen ist eine gesteigerte gewesen, und die Preise haben sich infolgedessen behauptet. Der Rückblick auf das Eisen- und Stahlgeschäft im ersten Halbjahr 1890 ist nach dem »Economist« vom 12. Juli er. in der Hauptsache unbefriedigend. Nach langem und ermüdendem Warten halte es in den letzten Monaten von 1889 den Anschein, dafs ein entschiedener und gesunder Geschäftsaufschwung eintrete, welcher voraussichtlich noch zunehmen, jedenfalls aber einige Zeit wenigstens anhalten werde. Anstatt dessen war der Aufschwung nur von kurzer Dauer, der Rückschlag deshalb unheilvoll und ent- muthigend. Es ist nicht leicht, in befriedigender Weise zu erklären, warum sich der Gang der Dinge so absonderlich gestaltet hat. Nur so viel läfst sich sagen, dafs die Belebung des Geschäfls überschätzt worden ist, und die Speculanten sich auf dieselbe in solchem Umfang gestürzt haben, dafs die Preise mit unnatürlicher Raschheit in die Höhe getrieben wurden; die natürliche Zunahme und Entwicklung des Geschäfts wurde dadurch unterbrochen. Zum Beweis hierfür darf man den Leser nur daran erinnern, dafs in der Zeit von Anfang October bis Mitte November schot tische Warrants um 15 sh in die Höhe gingen, und dafs die Löhne von Anfang an rasch den gestiegenen Preisen folgten; da die Käufer jedoch dieser Be wegung gegenüber sich ablehnend verhielten, so liefsen die Aufträge in sehr bedenklicher Weise nach. Es ist jedoch wahrscheinlich, dafs der Rückschlag durch die Schwäche der Hausse - Speculanten und durch die Geldknappheit beschleunigt wurde; denn der Bank - Disconto betrug Anfang Januar 6 %. Zu jener Zeit, als der Rückschlag begann, wurde ein Discont von 12 % pro Jahr erhoben. Anstatt diesen hohen Discont zu entrichten, zogen die Warrant besitzer vor, zu verkaufen; Vielen gewährten die da mals herrschenden Preise ganz erhebliche Gewinne. Als der Markt zu weichen anfing, wurden von den Banquiers und den Maklern noch höhere Vergütungen beansprucht; da sich die Erstattung derselben in vielen Fällen nicht rentirte, schleuderte man Eisen in solchen Mengen auf den Markt, dafs der Preis für schottische Warrants, welche am 5. Jan. 66 sh 3 d standen, rasch sank ; am 10. Februar fiel derselbe bis auf 51 sh 1 1/2 d, und stieg wieder bis auf 54 sh 10','2 d am 19 Februar. Von da an, mit kleinen Schwankungen, hatte der Markt anhaltend fallende Tendenz, bis am 5. Juni 43 sh 4 d erreicht wurden. Die höchste Notirung, welche seitdem schottische Warrants erlangten, war 46 sh 21/2 d am 3 Juli. Die Wirkung dieses mächtigen Preisrückgangs hat sich in der schweren Lähmung des Geschäftsgangs in fast jedem Zweig der Eisenindustrie gezeigt; erst seit einigen Wochen (Ende Juni) hat sich ein ganz schwaches Zeichen der Besserung bemerkbar ge macht. Es scheint jetzt, als ob die Käufer auf einen weiteren ernsten Preisrückgang nicht mehr rechnen und geneigt sind, etwas mehr als während der letzten Monate zu bezahlen. Man darf wohl er warten , dafs der Umfang der Geschäfte bei den jetzigen mäfsigen Preisen zunehmen wird ; ob diese Zunahme eine Preiserhöhung gestattet, ist aber nicht so sicher. Infolge der giofsen Lohnsteigerungen ver schaffen die jetzigen Preise im allgemeinen den Fabricanten keinen Nutzen, so dafs Neigung, die Production zu vergröfsern , nicht vorhanden ist, sondern weit eher, wo es möglich ist, das Gegentheil. Wegen der verhältnifsmäfsig niedrigen Preise für Warrants aller Art haben die Producenten in Schott land , Middlesborough und Cumberland mit Ver ¬ käufen zurückgehalten. Infolgedessen ist der Vorrath der öffentlichen Lagerhäuser in den letzten 12 Mo- 1 097 558 1 507 899 1 651 669 naten sehr zusammengeschmolzen , wie aus der folgenden Tabelle hervorgeht: 30. Juni 1890 tons 1. Januar 1890 tons 30. Juni 1889 tons Schottland . . . . 713 462 943 775 1 026 466 Middlesborough . . 94 096 182 902 212 203 Cumberland . . . 290 000 381 222 413 000 Erstaunlich ist es zu sehen, dafs die Vorräthe um mehr als eine halbe Million tons abgenommen haben, und es hat den Anschein, dafs die Abnahme anhalten wird, da jede Woche aus den Lagerhäusern 10 000 bis 15 000 tons entnommen werden. Die Ver braucher von Roheisen haben sich kürzlich über die schlimmen Wirkungen der Speculalion beklagt, und nach einer gesetzlichen Regelung dieses Zweigs des Eisenhandels geschrieen. Würden sie sich jedoch ver einigen, nur die allmähliche Verringerung, oder, wenn möglich, volle Beseitigung dieser Vorräthe herbeizu führen , so würde dies die Thätigkeit der gewerbs- mäfsigen Speculanten mehr lähmen, als ein Dutzend Parlamentsacte. Man pflegt zu sagen, dafs durch jede derselben eine vierspännige Kutsche fahren kann; aber die Speculanten würden sich wohl hüten, Eisen, das sie nicht besitzen, zu verkaufen , wenn die Vor räthe nur noch sehr gering sind. Grofse Vorräthe, wie solche in den letzten Jahren bestanden, bilden für das solide Geschäft eine stete Gefahr, aufserdem gewähren sie den grofsen Baisse - Speculanten die Hauptstütze. Anstatt deshalb nach der Obrigkeit zu schreien, sollten sich die Roheisenproducenten be mühen , aus dieser Schwierigkeit das Geschäft herauszureifsen. Die Berichte des Handelsamts über das erste Halbjahr 1890 sind befriedigend, da sie, wie aus den folgenden Zahlen hervorgeht, eine Zunahme des Exports nachweisen.