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hat, so hat er sich ein Phantasiegemälde zurecht gemacht. Ich weifs, dafs gerade die Meister es sind, die in den Arbeiterausschüssen eine gute Stiilze finden, sobald die Arbeiterausschüsse nicht solche Brutstätten sind, wie sic Hr. Commerzien- rath Kühnemann schildert. Auswüchse giebt es überall, aber ein besonnener Meister und be sonnener Arbeitgeber wird mit den Arbeiter ausschüssen wohl wirthschaften können, und jeder Arbeitgeber wird dafür sorgen, dafs die Autorität des Meisters eher gestärkt als untergraben wird. Was die Ausführungen des Hrn. Kühnemann betrifft, so weifs ich, dafs er mit Wärme in die Bewegung hineingetreten ist; ich weifs, dafs die Strenge, die er als Vorsitzender des Arbeitgeber vereins gezeigt hat, gepaart ist mit einem warmen Herzen für die Mitarbeiter. Darum sage ich, wenn er auch zur Zeit Mifserfolg gehabt hat, so erwarte ich gerade von ihm, dafs ihn dies von weiteren Versuchen nicht abhallen wird. Sie haben den Ausschufs gebildet zu einer Zeit, wo die Bewegung unter den Formern schon zu ge waltig angeschwollen war, wo diese sich schon darüber klar waren, dafs der Ausstand am 1. Mai beginnen sollte, und wo dieser Ausschufs nur geschickt benutzt wurde, um für ihre Zwecke zu wirken. Ein solcher Mifserfolg unter derartigen Umständen giebt doch wohl kein Recht zu sagen, dafs überhaupt trübe Erfahrungen Ihrerseits vor liegen. Diese Erfahrungen haben mit der augen blicklich bewegten Zeit zu thun, aber nicht mit der Einrichtung selbst, und ich bin überzeugt, dafs, wenn die Arbeiter unter den von uns auf erlegten Bedingungen die Arbeit wieder aufnehmen, dafs Sie dann der Erste sein werden, der auch gute Erfolge mit der Einrichtung von Arbeiter ausschüssen bei den Formern erzielt. Die Bildung eines Arbeiterausschusses oder Arbeitcrraths ist unbedingt eine der wirksamsten Mafsregeln, um die Mitarbeiter zu Freunden der Arbeitgeber und umgekehrt zu machen. Dafs das nicht allgemein gelingen wird, ist klar, dafs es Kämpfe nach wie vor geben wird, ist klar ; dafs aber Jeder sein Möglichstes thun mufs, um dem Arbeiter auch diejenige Stellung erringen zu helfen, die er als Mensch beanspruchen kann, und die vielfach viel zu tief gestellt wird, ist auch eine Thatsache. Es ist auch vielfach Schuld der Arbeitgeber, wenn die Arbeiter zu der Macht und Gewalt gekommen sind, zu der sie nie gekommen wären, wenn überall auch die Milde der Arbeitgeber ge paart mit. der nöthigen Strenge gewesen wäre.“ Hr. Fabrikbesitzer Dopp: „M. H., es ist mir nicht recht klar, weshalb Hr. Blum so grofsen Werth darauf legte, dafs meine ausgesprochenen Bedenken in Bezug auf die Gefährdung der noth wendigen Autorität der Werkmeister durch das Nebenbestehen von Arbeiterausschüssen nicht in die Oeffentlichkeit gehen könnten, ohne dafs er dem widerspreche. Ob Hr. Blum meinen An sichten widerspricht und zwar beweislos wider spricht, bleibt völlig belanglos, denn meine aus gesprochenen Bedenken sind mehr oder minder latent vorhanden bei fast allen Arbeitgebern und in fast allen Fabrikleitungen. Daran wird Hrn. Blums Widerspruch nicht das Geringste ändern. Hrn. Commerzienrath Kühnemann will ich zur Beseitigung von möglichen Mifsverständnissen bemerken, dafs er nicht glauben möge, ich nehme eine unfreundliche Stellung ein gegen den von ihm präsidirten Verein der Eisengiefsereien und Maschinenfabriken I — Ich bin demselben nicht beigetreten, weil das fertige Statut in einigen wichtigen Punkten mir nicht richtig erschien, und so war meine beiläufige Bemerkung vorhin nicht polemischer Natur gegen den Verein: ich wollte nur feststellen, dafs ich keinerlei Machtmittel anzuwenden nöthig hatte, um meine Arbeiter von der unsinnigen Demonstration vom 1.Mai abzuhalten. Wenn dagegen Hr. Blum vorhin berechtigt zu sein glaubte, 'zu sagen, die Arbeitgeber seien nicht schuldlos an dem gestörten Frieden, denn sie seien nicht milde genug gewesen und hätten Uebelständen nicht abgeholfen u. s. w., so meine ich denn doch, dazu hat Hr. Blum kein Recht, und dem mufs widersprochen werden. Wenn Hr. Blum dabei etwa nur an sich dachte, wenn er sich an seine eigene Brust schlägt, die ihn möglicherweise laut pochend anklagt: „Du bist nicht so gewesen gegen deine Arbeiter, wie du hättest sein sollen,“ so ist das seine Sache, und wenn er dies öffentlich sagen will, so hat er ein Recht dazu, das Niemand bestreitet. — Diesen Vorwurf aber auf Andere und gar auf die All gemeinheit der Arbeitgeber und Fabrikleiter aus zudehnen, das geht denn doch zu weit und mufs zurückgewiesen werden. Ich habe aus der Erfahrung die Meinung von den Arbeitgebern im allgemeinen, dafs sie schon aus Klugheit und des eigenen Interesses halber gezwungen sind, milde und human gegen ihre Arbeiter zu sein ; auch wenn sie von Natur keine guten Menschen wären, so müssen sie es in ihrer schwierigen Stellung werden, denn es liegt so in der heutigen Zeit, dafs, wenn ein Arbeitgeber sich nur eine Kleinigkeit herausnimmt, die das Inseresse und Gefühl der Arbeiter verletzt, so wird' die Sache über Gebühr aufgebauscht und der Arbeitgeber durch öffentliche Versammlungen oder die Tagespresse schutzlos an den Pranger gestellt. — Ich meine aber auch, dafs es dem Arbeitgeber in seiner oft sehr sorgenvollen und schwierigen Thätigkeit ein inneres Bedürfnifs ist, sich mit seinen Leuten und Untergebenen gut zu stehen, dafs er eine stille Freude und Genug- thuung in dem Bewufstsein findet, die Achtung seiner Arbeiter zu verdienen, und er danach naturgemäfs ebenso strebt, als nach der Achtung derjenigen, die ihm Aufträge ertheilen. Ich kann es deshalb nicht ohne Widerspruch