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anderen Fabrikbesitzern Berlins geholfen. Zum Glück stehen wir derartig geeint da, dafs ich glaube, wir werden das, was recht und gut ist, durchsetzen. Ich mufs aber auch sagen, wenn es mir gestattet ist, aus meinen Erfahrungen zu sprechen: es hat doch meine Begeisterung für diese Einrichtung an sich keinen Stofs erlitten. Ich schwärme heute genau so für die Einrichtung von Arbeiterräthen, wie zu jener Zeit, als ich diese Einrichtung bei mir auch nicht hatte, glaube aber, dafs wenigstens für Berlin die rechte Zeit dazu noch nicht gekommen. Die jüngsten Eifahrungen haben mich zur Zeit etwas bedenk lich gemacht, und da in diesem hochangesehenen Verein ein grofser Kreis praktischer Männer vertreten ist, der diese vorzügliche Einrichtung vielleicht bei sich einführen will, so nehme ich an, dafs es diesem nur lieb sein kann, auch eine andere Stimme zu hören. Mir ist diese Einrichtung sehr theuer zu stehen gekommen; ich habe, dem Wunsche des Arbeilerrathes folgend, eine jährliche, sehr be deutende Mehrbelastung meinem Werke auf gebürdet. Ich habe zwar in der ersten Sitzung meinem Arbeiterrath erklärt, dafs die Lohnfrage principiell von seiner Beschlufsfassung aus geschieden ist, trotzdem ist dieses nicht ganz zu vermeiden gewesen. Mir wurde bald ein grofser Wunschzettel mit zehn verschiedenen Anträgen überreicht, der die Wünsche der Putzer, der Schleifer, der Arbeitsleute, der Former u. s. w. enthielt; es mufsten diese doch wenigstens in Erwägung gezogen werden. Soweit es möglich war, haben wir die Wünsche erfüllt; jedenfalls war dieses Verhandeln sicher nicht bequem. Aufserdem habe ich die Erfahrung bei mir ge macht, dafs die Herren des Arbeilerrathes es bald verstanden haben, einen gewissen Glorien schein um sich zu verbreiten, und dafs sie in dieser jetzt bewegten Zeit ihre Stellung recht stark zu unserm Nachtheil ausnutzten. Wir müssen ferner der eigenthünilichen Erfahrung, die in einer gröfseren Fabrik hier gemacht werden mufste, gedenken, dafs die Einrichtung solchen Arbeiter raths vonden Arbeitern direct abgelehnt wurde; auch mufs ich Ihnen sagen, wie es mir ergangen ist: ich bin sehr vorsichtig bei dieser Ein richtung zu Werke gegangen: ich habe das Statut zunächst mit den Meistern besprochen; darauf habe ich 30 der ältesten Leute um mich ver sammelt und mit diesen Alles Satz für Satz durchgesprochen; dann erst habe ich alle Ar beiter zusammenberufen, um ihnen die Sache vorzulegen und sie absolut frei wählen zu lassen; dabei immer wieder hervorgehoben, dafs wir nur das Wohl unserer Leute im Auge haben. Ich bin sehr höflich und parlamentarisch meinen Leuten gegenüber aufgetreten. Da erbittet sich ein Arbeiter von mir, der erst vier Wochen bei mir gearbeitet, das Wort; dieser hatte für mich den Titel „Herr“ nicht übrig; er sagte einfach: Lafst Euch nicht durch das verlocken, was der Mann da will, geht nicht auf diesen Leim, lafst Euch nicht Eure Freiheit erkaufen u. s. w. Er sprach dann weiter mit grofser Begeisterung für Ablehnung des Arbeilerrathes; ein grofsartiges Bravo wurde ihm zu theil. Ich bin sehr ruhig geblieben, habe einfach erklärt: wenn die Herren Arbeiter eine derartige Einrichtung nicht wünschen, wäre ich sehr zufrieden. Doch bei der Ab stimmung sprechen sich Alle gegen zwei dafür aus. Die Herren Former aber wählten den Hauptführer der Socialdemokratie in den Arbeiter rath. Mit diesem aber war nachher recht gut ver kehren; sobald wir am grünen Tisch zusammen- safsen, waren die Leute verständig, doch merkten wir bald, was im Hintergründe schlummerte. Gerade die Stellung als Arbeiterrath hat dem einen berühmten Agitator bei mir eine aufser- ordentliche Stellung gegeben. Am 28. April d. J., als von den Formern der allgemeine Ausstand beschlossen war, erschien er selbst nicht mehr bei mir; er schob die beiden anderen Mitglieder des Arbeilerrathes von den Formern vor; doch war von einem Verhandeln nicht mehr die Rede. Die Former wollten nicht verhandeln, weil der Fachverein es ihnen verboten. Es ist ja auch ein Factum, und ich, der ich die Ehre habe, der Vorsitzende des Vereins Berliner Eisengiefserei- und Maschinenfabriken zu sein, kann es beweisen, dafs infolge Beschlusses des Fachvereins der Former die Former mit ihrem Anhänge sich einzig und allein an den Agitationen des 1. Mai betheiligten; die Former haben den Ausstand fast vollzählig durchgemacht, während sonst alle Maschinenbauarbeiter beinahe ausnahmslos ge arbeitet haben. Nach den Beobachtungen aber, die wir gemacht haben, ist dieses eingetreten nicht deshalb, weil ein gesundes Stück guter Geist bei den Arbeitern zu finden, sondern weil wir Arbeitgeber mannhaft zusammenstanden. Trotz alledem aber glaube ich, dafs die Zeit kommen wird, in der wir die Einrichtung von Arbeiterräthen ernstlich werden in die Hand nehmen können. Für Berlin aber ist dieser Zeit punkt noch nicht da;* in Berlin ist die Auf regung noch zu grofs; die Herrschaft der feind lichen Elemente namentlich in den Kreisen der Former noch nicht gebrochen; erst mufs diesen Leuten Vernunft beigebracht werden, und dieses kann nur durch festes Zusammenhalten seitens der Arbeitgeber geschehen.“ Hr. Director Blum: „Ich wollte nur die Worte, die Hr. Dopp gesprochen hat, nicht unerwidert in die Oeffentlichkeit gehen lassen, soweit sie die Stellung des Meisters betrafen. Wenn Hr. Dopp in Bezug auf die Stellung der Meister zu den Arbeiterausschüssen gesprochen * Dies trifft unserer Ansicht nach auch für Rheinland und Westfalen zu. D. Red.